Zum Auftakt der UN-Naturschutzkonferenz wolle man mit der "Mahnwache für mehr Unternehmensverantwortung beim Artenschutz" den Scheinwerfer auf jene richten, die sich "hinter der Politik oder hinter geschönten Umweltbilanzen verstecken", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. "Rotbauchunke und Löffelente, Kleine Hufeisennase und Schwalbenschwanz-Schmetterling, Seeadler und Bachforelle - sie alle leiden unter den wirtschaftlichen Aktivitäten großer Unternehmen. Und diese Arten stehen nur für abertausende andere Tiere und Pflanzen, die oft keine Überlebenschance haben, weil kurzfristige ökonomische Interessen vor den Schutz unserer Lebensgrundlagen gestellt wurden," sagte Weiger.
Management und Aufsichtsgremien vieler Unternehmen ließen immer wieder erkennen, dass sie im Zweifel gegen den Schutz seltener und bedrohter Arten entschieden. So habe Vattenfall mit einem Braunkohletagebau der gefährdeten Rotbauchunke ihr Rückzugsgebiet "Lacomer Teiche" in Brandenburg genommen, Airbus/EADS der Löffelente das "Mühlenberger Loch" bei Hamburg, der Fledermaus Kleine Hufeisennase mache der Einsatz von Pestiziden von BASF und Bayer zu schaffen, der Schwalbenschwanz habe Probleme mit gentechnisch verändertem Mais, der Seeadler brüte auf der Insel Rügen, wo HeidelbergCement Kies abbauen wolle und als Kaltbrüter leide die Bachforelle unter der Klimaerwärmung, die von der Volkswagen AG nicht ausreichend erst genommen werde.
"Erst sterben die Arten. Schließlich der Mensch" und "Schützt bedrohte Pflanzen und Tiere vor der Ausrottung durch die Industrie!" heißt es auf deutsch- und englischsprachigen Plakaten der BUND-Aktivisten. Ulrike Mehl, stellvertretende BUND-Vorsitzende und Artenschutz-Expertin der Umweltorganisation, forderte die UN-Naturschutzkonferenz auf, die Verantwortung der Unternehmen stärker ins Blickfeld zu rücken. Im Umfeld der Konferenz würden sich viele Unternehmen verbal zu ihrer ökologischen Verantwortung bekennen, wenn es darauf ankomme, spielten sie aber auf Zeit oder ignorierten die Warnungen vor dem Artenschwund. Mehl kritisierte, dass es der Industrie seitens der Bundesregierung erst ab 2020 vorgeschrieben werden solle, sämtliche Umweltauswirkungen ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten in den Unternehmensberichten auszuweisen. Dies kollidiere mit dem Ziel der nationalen Biodiversitätsstrategie, den Bedrohungszustand der auf der Roten Liste geführten und gefährdeten Arten bis 2010 um eine Stufe zu verringern.
Mehl: "Wenn der Artenschwund global und national gestoppt werden soll, dann müssen die Unternehmen ab sofort stärker in die Pflicht genommen werden. Die Regierungen müssen auf der UN-Naturschutzkonferenz beschließen, dass die Industrie die Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf die Artenvielfalt offenzulegen hat."
Vorbildliche Unternehmen wie das Kosmetikunternehmen "Weleda", die Lebensmittelkette "tegut" oder die mittelständische Brauerei "Neumarkter Lammsbräu" würden bereits heute detaillierte Ökobilanzen veröffentlichen. Um die Verantwortung der Unternehmen für den Arten- und Umweltschutz zu erhöhen, müssten außerdem die Wirtschaftsförderung, die öffentliche Auftragsvergabe und das öffentliche Beschaffungswesen an ökologische und naturschutzfachliche Kriterien gebunden werden.