„Obwohl Wespen im Spätsommer lästig werden, plagen uns von den rund 630 heimischen Wespenarten beim Grillen und Kuchenessen nur zwei, die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe“, erklärt Jörg Nitsch, Vorsitzender des BUND Hessen. Bis zum Spätsommer bekommen die Arbeiterinnen von den Larven bei der Fütterung zur Belohnung einen Tropfen zuckrige Lösung. Da sich dann immer mehr Larven verpuppen, gibt es auch weniger süße Belohnung. Sie suchen also außerhalb des Nests und werden zum Beispiel auf unseren Kuchengabeln fündig. „Dass Wespen daher nicht zu den beliebtesten Insekten gehören, ist nachvollziehbar. Aber der schlechte Ruf wird ihnen nicht gerecht. Genau wie Bienen, bestäuben Wespen ebenfalls Pflanzen. Außerdem sind sie als natürliche Schädlingsbekämpfer sehr nützlich, denn sie ernähren sich unter anderem von Fliegen, Raupen und Blattläusen“, ergänzt Nitsch.
Um die Wespen von der Kuchentafel fernzuhalten, haben sich sogenannte Ausweichfütterungen bewährt. Dabei werden z.B. Melonenschalen oder überreife Früchte in mindestens 5 Meter Entfernung zum Tisch an einem ruhigen Ort platziert. Vor Veranstaltungen kann eine solche Futterstelle circa eine Woche im Voraus eingerichtet werden. Das gibt den Wespen genug Zeit, die Futterecke kennenzulernen und anzunehmen.
„Die Angst vor Wespen ist weitestgehend unbegründet”, erklärt Brigitte Martin, Wespenberaterin beim BUND Darmstadt. „Auf keinen Fall sollte man Wespen anpusten, nach ihnen schlagen oder dem Nest zu nahekommen. Das macht sie aggressiv und erhöht die Gefahr, gestochen zu werden. Wer Ruhe bewahrt, hat meist nichts zu befürchten. Sind Fleisch, süße Speisen und Getränke abgedeckt, werden auch weniger Wespen angelockt.“
Wespenstiche sind, anders als häufig angenommen, nicht bedrohlicher als Bienenstiche. Sofern keine Allergie vorliegt, reicht es meist, die betroffene Stelle zu kühlen oder mit einer aufgeschnittenen Zwiebel einzureiben. Stiche im Mund- und Rachenraum können jedoch durch Schwellungen gefährlich werden. In diesen Fällen sollte ein Arzt informiert werden.
Der BUND Hessen mahnt zudem, bewohnte Wespennester keinesfalls selbst zu entfernen. „Wespen stehen als wildlebende Tiere unter Naturschutz. Sie ohne vernünftigen Grund zu töten oder ihre Nester zu zerstören, ist verboten und kann teure Strafen nach sich ziehen”, warnt Brigitte Martin. Hilfe und Beratung im Umgang mit Wespennestern erhalten Sie bei Ihrer Gemeinde- oder Stadtverwaltung, bei speziellen Wespenberater*innen sowie bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Die Nester werden zudem nur einen Sommer lang bewohnt. Sterben die Insekten im Herbst, erledigt sich das Wespen-Problem von ganz alleine.
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- Weitere Informationen und Beratung bei Problemen mit Wespen und Hornissen bietet der BUND Darmstadt auf seiner Webseite an.