"Ging es in den vergangenen Jahren um die Gewinnung von zusätzlichen betrieblichen Ausbildungsplätzen, so nutzen wir den diesjährigen Aktionstag ebenfalls dazu, die Betriebe stärker auf die Jugendlichen aufmerksam zu machen, die auf den ersten Blick weniger leistungsstark erscheinen", erklärt Jutta Cordt; Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Der Ausbildungsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren aufgrund der demographischen Entwicklung deutlich gewandelt. Einerseits besteht auf Grund des anhaltenden Fachkräftebedarfs eine hohe Nachfrage der Unternehmen nach fachlich gut ausgebildetem Nachwuchs. Andererseits nimmt die Zahl der potenziellen Bewerber für einen Ausbildungsplatz aufgrund sinkender Schulabgängerzahlen deutlich ab. "Damit entsteht eine neue Form des Wettbewerbes - und zwar um die besten Köpfe", so Cordt. Die Zahl der Schulabgänger mit ausschließlich sehr guten oder guten Noten reicht nicht mehr aus, um alle Ausbildungsplätze zu besetzen. Betriebe sollten deshalb verstärkt auf die Kompetenzen der Bewerber achten. Motivation, Ergeiz, Fleiß und Geschick können durchaus eine Note vier in Englisch ausgleichen. Es lohnt sich also ein zweiter Blick auf eine Bewerbung, die man vor einigen Jahren noch beiseite gelegt hätte", so die Arbeitsmarktexpertin.
Am diesjährigen Tag des Ausbildungsplatzes "appelliere ich an die Betriebe in der Region: Melden Sie Ihre freien Ausbildungsstellen dem Arbeitgeberservice der Arbeitsagenturen und Arbeitgemeinschaften. Dort werden wir Ihnen nicht nur geeignete Bewerber vorschlagen sondern auch Hilfe und Unterstützung bei der Bewerberauswahl anbieten. Betriebe die leistungsschwächere Schüler berücksichtigen und ihnen eine Chance geben, erhalten finanzielle Unterstützung durch die Bundesagentur für Arbeit. Mit den sogenannten ausbildungsbegleitenden Hilfen können Schwächen in Theorie und Praxis mit Nachhilfeunterricht ausgeglichen werden. Die Kosten für dieses Training übernimmt die Arbeitsagentur oder Arbeitgemeinschaft. Hierfür stehen in diesem Jahr mehr als drei Millionen zur Verfügung", so Cordt weiter.
Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen nimmt den Tag des Ausbildungsplatzes zum Anlass und besucht das Chemnitzer Unternehmen IKEA Chemnitz GmbH & Co. KG, das seit vielen Jahren nicht nur kontinuierlich ausbildet, sondern seinen Nachwuchs nach Abschluss der Ausbildung auch im Unternehmen weiterbeschäftigt.
Zur gleichen Zeit besuchen der Vorstand für den Bereich Arbeitslosenversicherung der Bundesagentur für Arbeit, Raimund Becker, und der Chef der Leipziger Arbeitsagentur, Wolfgang Steinherr, das Schkeuditzer Werk der BITZER Unternehmensgruppe, um sich ein Bild von der dortigen Ausbildungssituation und den Erfahrungen des Unternehmens zu machen.
Insgesamt 13.304 betriebliche Ausbildungsplätze meldeten die sächsischen Betriebe und Verwaltungen bis Ende April. Das sind knapp 200 mehr als im April des vergangenen Jahres. Diesem Angebot stehen 16.827 Jugendliche gegenüber, die mit Hilfe der Arbeitsagenturen und den Trägern der Grundsicherung einen Ausbildungsbetrieb gesucht haben oder noch suchen. Das sind rund 18 Prozent weniger als im Vorjahr.