Überblick
"Nachdem die Zahl der Arbeitslosen im vergangenen Monat aufgrund des Schuljahres- und Ausbildungsendes leicht angestiegen war, konnten die sächsischen Arbeitsagenturen und Träger der Grundsicherung im August wieder einen deutlichen Rückgang in den Arbeitslosenzahlen verzeichnen. Gegenüber Juli wurden 6.995 Arbeitslose weniger gezählt. Diese Entwicklung ist umso erfreulicher, da sich auch im August noch 4.605 junge Menschen im Anschluss an ihr Studium, ihre Schulausbildung oder nach dem Ende ihrer Berufsausbildung arbeitslos gemeldet haben. Gleichzeitig konnten jedoch auch 4.253 junge Arbeitslose eine der genannten Ausbildungen beginnen." bilanziert Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Von den insgesamt 239.210 Arbeitslosen im August entfielen 67.881 oder 28,4 Prozent auf den Rechtskreis SGB III und 171.329 oder 71,6 Prozent auf den Rechtskreis der Grundsicherung (SGB II). Im Vorjahresvergleich ging die Arbeitslosigkeit in beiden Rechtskreisen zurück. Im Rechtskreis SGB III nahm die Arbeitslosigkeit um 15.144 oder 18,2 Prozent ab und im Rechtskreis SGB II um 15.982 oder 8,5 Prozent.
Lässt man saisonale Effekte unberücksichtigt, so liegt die Arbeitslosigkeit im August um rund 5.000 unter dem Wert vom Vormonat. "Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Situation der sächsischen Unternehmen zunehmend verbessert", so Cordt. Laut statistischem Landesamt Sachsen ist die Wirtschaft im Verarbeitenden Gewerbe am aktuellen Rand (Mai 2010) im Vorjahresvergleich um 13,8 Prozent gewachsen und der Export legte um mehr als 37 Prozent zu.
Unterbeschäftigung
Im August nahmen rund 83.000 Menschen an Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik teil. Gegenüber dem Vormonat sind das rund 6.400 Personen oder 2 Prozent weniger. Ohne diese Maßnahmen würde die Arbeitslosigkeit in Sachsen im August bei rund 322.400 Personen liegen.
Zugänge in und Abgänge aus Arbeitslosigkeit
Arbeitslosigkeit ist kein statischer Block, sondern durch Bewegung gekennzeichnet.
Insgesamt meldeten sich im August sachsenweit 48.634 Frauen und Männer arbeitslos. Mehr als ein Viertel davon kam - wie bereits in den Vormonaten - aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt (13.698). Das waren 933 weniger als vor einem Jahr (minus 6,4 Prozent).
Gleichzeitig beendeten 55.428 Frauen und Männer ihre Arbeitslosigkeit. 16.163 fanden eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt (29 Prozent). Gegenüber August 2009 entspricht das einem Plus um 709 oder 4,6 Prozent.
Zugang an freien Stellen
Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist im August gegenüber dem Vormonat saisonal bedingt leicht gesunken. Das zeigt der Blick auf die gemeldeten Jobangebote. Sächsische Unternehmen meldeten insgesamt 8.768 freie Stellen. Damit nahm das Angebot im Vormonatsvergleich um 1.464 Stellen oder 14,3 Prozent ab. Gegenüber dem Vorjahr stieg das Stellenangebot jedoch um 1.254 Stellen (plus 16,7 Prozent). Wie bereits in den vergangenen Monaten kamen die meisten Stellenangebote aus der Zeitarbeit (2.472), die aus allen Wirtschaftsbereichen nachgefragt werden. Aber auch direkt aus dem Verarbeitenden Gewerbe (983), dem Baugewerbe (845) und aus dem Bereich Handel (784) gingen zahlreiche Stellenmeldungen ein. Einen hohen Personalbedarf gibt es nach wie vor auch im Gesundheits- und Sozialwesen (604) und im Gastgewerbe (524).
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Der positive Beschäftigungstrend der letzten Monate deutet darauf hin, dass die wirtschaftliche Entwicklung zunehmend an Fahrt gewinnt. Das spiegelt sich vor allem in den aktuellen Daten zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wieder. Nach den vorliegenden Hochrechnungen für Sachsen waren im Juni rund 1,408 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Gegenüber dem Vormonat ist das ein Plus von 5.200 Personen oder 0,4 Prozent und im Vergleich zu Juni 2009 stieg die Beschäftigung um rund 22.000 (1,6 Prozent).
Dabei verlief die Entwicklung zwischen den einzelnen Wirtschaftsbereichen unterschiedlich.
Den stärksten Beschäftigungsanstieg im Vorjahresvergleich verzeichnet die Arbeitnehmerüberlassung. Mit einem Plus von 37,2 Prozent waren hier 11.904 Menschen mehr beschäftigt als vor einem Jahr.
Auch im Gesundheits- und Sozialwesen hält der Beschäftigungsaufbau an. Innerhalb eines Jahres sind in diesem Bereich mit einem Plus von 3,7 Prozent 6.464 neue Jobs entstanden.
Beschäftigungszuwächse gab es auch im Baugewerbe (plus 2,1 Prozent) und im Gastgewerbe (plus 2,2 Prozent). Insbesondere im Baubereich ist davon auszugehen, dass positive Entwicklung durch die Konjunkturpakete gestützt wird.
Beschäftigungsverluste gibt es aktuell vor allem im Bereich Erziehung und Unterricht. Hier sank die Zahl der Beschäftigten binnen Jahresfrist um 2.787 oder 3,1 Prozent. Auch im Verarbeitenden Gewerbe sind die Beschäftigtenzahlen im Vorjahresvergleich noch immer rückläufig. Mit einem Beschäftigungsrückgang von 0,9 Prozent sind dort 2.550 Frauen und Männer weniger beschäftigt, als im Juni 2009. Allerdings nimmt die Zahl der im Verarbeitenden Gewerbe Beschäftigten seit Februar kontinuierlich zu.
Beschäftigungssituation Älterer
"Die Beschäftigungssituation von Älteren hat sich in Sachsen verbessert. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Zum einen müssen Unternehmen aufgrund des fehlenden Nachwuchses und des gleichzeitig steigenden Fachkräftebedarfes zunehmend auf das Potenzial der Älteren zurückgreifen. Zum anderen können ältere Arbeitnehmer aufgrund eingeschränkter Vorruhestandsregelungen immer seltener ihr Arbeitsverhältnis vorzeitig beenden. Auch finanzielle Gründe, wie Abschläge bei vorzeitigem Renteneintritt spielen eine Rolle", erläutert Cordt.
Waren in Sachsen im Jahr 2005 nur 40 Prozent der über 55-Jährigen berufstätig, so waren es Ende 2008 mehr als die Hälfte dieser Alters- gruppe (53 Prozent). Damit ist die Erwerbstätigenquote1) der Älteren deutlich stärker angestiegen als über alle Altersgruppen. Auffallend ist, dass die Erwerbstätigkeit insbesondere bei den älteren Frauen überproportional zugenommen hat. Nahezu die Hälfte aller Frauen über 55 Jahren sind in Sachsen erwerbstätig (2005: 35 Prozent).
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Zahlen zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wieder. So stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten älteren Arbeitnehmer (über 55 Jahre) von Dezember 2008 bis Dezember 2009 um 12.700 auf nahezu 222.000 an. Das entspricht einem Plus von 6,1 Prozent (Bund: plus 5,4). In der Altersgruppe der über 60-Jährigen lag der Beschäftigungsanstieg sogar bei 15,8 Prozent. Dies ist umso bemerkenswerter, als die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, über alle Altersgruppen betrachtet, im gleichen Zeitraum um 0,3 Prozent zurückgegangen ist.
Der Anteil der über 55-Jährigen an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg im genannten Zeitraum von 14,9 Prozent auf 15,9 Prozent. Damit liegt Sachsen deutlich über dem Bundeswert von 13,4 Prozent.
Betrachtet man die im Jahr 2009 neu begonnenen Beschäftigungsverhältnisse, so entfielen 8,5 Prozent auf die Altersgruppe der 55- bis unter 65-Jährigen (2007: 7,3 Prozent. Diese, zum Teil auch demografiebedingte, Entwicklung zeigt, dass Ältere nicht nur länger in Beschäftigung bleiben, sondern auch bei Neueinstellungen wieder häufiger Berücksichtigung finden. Der steigende Anteil Älterer ist in nahezu allen Berufsgruppen zu beobachten. Insbesondere bei Menschen mit Bau- und Baunebenberufen, Metall- und Elektroberufen oder Verkehrsberufen ist ein deutlicher Anstieg an neuen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen zu verzeichnen.
Auch die Chancen, nach einem Jobverlust wieder eine Beschäftigung zu finden, haben sich für ältere Arbeitslose deutlich verbessert. Fanden 2007 rund 14.900 Arbeitslose im Alter von über 55 Jahren wieder eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt, so waren es im Jahr 2009 bereits über 18.400. Das entspricht einem Anstieg um 23,6 Prozent. Im Verlauf der ersten acht Monate diesen Jahres stieg die Zahl der über 50-Jährigen, die wieder eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt fanden gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 2.700 Personen oder 9,6 Prozent. Damit war jeder fünfte Arbeitslose, der eine neue Beschäftigung gefunden hat, 50 Jahre und älter.
Allerdings verschlechtern sich die Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit deutlich. Der Anteil der über 55-Jährigen, die wieder eine Beschäftigung aufnehmen konnten und die noch keine drei Monate arbeitslos waren, lag 2009 bei 44,6 Prozent (2007: 43,3 Prozent). Nach einer Arbeitslosigkeit von sechs Monaten bis unter einem Jahr lag dieser Anteil nur noch bei 17,8 Prozent (2007: 15,2 Prozent). Noch schlechter stehen die Beschäftigungschancen für ältere Arbeitslose, die bereits ein Jahr und länger ohne Job sind. Hier gelang der Wiedereinstieg lediglich 11,5 Prozent der Arbeitslosen in dieser Altersgruppe (2007: 18,2 Prozent).
Aktuell sind bei den sächsischen Arbeitsagenturen und Trägern der Grundsicherung 49.346 Arbeitslose gemeldet, die 55 Jahre und älter sind (August 2009: 49.511). Das entspricht einem Anteil an allen Arbeitslosen von 20,6 Prozent.
Entwicklung in den Direktionsbezirken
Die Arbeitslosigkeit ist in allen Direktionsbezirken sowohl im Vormonatsals auch im Vorjahresvergleich gesunken. Dabei gab es die günstigste Entwicklung im Freistaat Sachsen im Direktionsbezirk Chemnitz. Mit aktuell 82.712 Arbeitslosen ging die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Juni um 3.399 (minus 3,7 Prozent) zurück. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Arbeitslosigkeit besonders kräftig. Hier wurden 14.814 Arbeitslose weniger gezählt (minus 15,2 Prozent). Dieser im sächsischen Vergleich überproportionale Rückgang ist durch die Entwicklung im Agenturbezirk Annaberg-Buchholz geprägt, der im Vorjahresvergleich allein 5.458 oder 21,9 Prozent Arbeitslose weniger verzeichnete. Unter allen sächsischen Agenturbezirken hat Annaberg-Buchholz den höchsten Anteil Verarbeitendes Gewerbe. Da dieser Wirtschaftszweig besonders konjunkturanfällig ist, stieg dort die Arbeitslosigkeit 2009 aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise im Vorjahresvergleich deutlich stärker an als in Sachsen. Der kalte und bis März dieses Jahres anhaltende Winter brachte zusätzlich eine hohe saisonale Arbeitslosigkeit. Mit der im Frühjahr dieses Jahres einsetzenden wirtschaftlichen Entspannung und einem deutlichen Rückgang der saisonal bedingten Arbeitslosigkeit, ging die Arbeitslosigkeit insgesamt im Agenturbezirk Annaberg-Buchholz ab April stärker zurück als im sächsischen Durchschnitt. Die Arbeitslosenquote im Direktionsbezirk Chemnitz liegt aktuell bei 10,5 Prozent.
Mit 91.093 Arbeitslosen im August ging die Arbeitslosigkeit im Direktionsbezirk Dresden im Vergleich zum Vormonat um 2.396 Personen oder 2,6 Prozent zurück. Im Vorjahresvergleich wurden 10.443 Arbeitslose weniger gezählt. Das entspricht einem Rückgang um 10,3 Prozent. Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt im Direktionsbezirk Dresden bei 11 Prozent. Diese Entwicklung ist im Vormonatsvergleich saisonüblich und wird im Vorjahresvergleich ebenso durch die verbesserte wirtschaftliche Entwicklung geprägt.
Ebenfalls positiv stellt sich die Entwicklung im Direktionsbezirk Leipzig dar. Mit aktuell 65.405 Arbeitslosen gab es im Vormonatsvergleich 1.200 Arbeitslose weniger (-1,8 Prozent). Im Vergleich zu August 2009 ging die Arbeitslosigkeit in der Leipziger Region um 8,2 Prozent zurück (-5.869), wobei sich die Arbeitslosigkeit am aktuellen Rand mit einer Quote von 12,8 Prozent weiter auf hohem Niveau bewegt. Insbesondere die positive Beschäftigungsentwicklung im Dienstleistungssektor führte zum Rückgang der Arbeitslosenzahlen.
Ausbildungsmarkt
Die demografische Entwicklung der letzten Jahre hat die Situation auf dem Ausbildungsmarkt deutlich verändert. "Die Zahl der Schulabgänger ist anhaltend rückläufig und damit verbunden geht ein Bewerberrückgang einher. Weniger Bewerber bedeutet für die Unternehmen, die ausbilden wollen, auch weniger TOP-Kandidaten. Um allen Ausbildungssuchenden eine Chance für den beruflichen Einstieg zu ermöglichen, müssen die Unternehmen bei der Bewerberauswahl noch stärker als bisher insbesondere schwächere Bewerber berücksichtigen", appelliert Cordt an die sächsischen Unternehmen.
Bis Ende August meldeten sich bei den sächsischen Arbeitsagenturen und Trägern der Grundsicherung 22.225 Bewerber um eine Ausbildungsstelle.
Das sind 16,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat (minus 4.337). Mehr als 80 Prozent der gemeldeten Bewerber konnten bereits einen Ausbildungsvertrag unterschreiben oder haben sich für eine Alternative zur betrieblichen Ausbildung entschieden (18.250). Aktuell sind noch 3.975 Jungen und Mädchen mit Unterstützung der Berufsberatung auf der Suche nach einer Lehrstelle.
Mit den bisher insgesamt 16.348 gemeldeten betrieblichen Ausbildungsangeboten stehen den Bewerbern 349 Lehrstellen mehr zur Verfügung als im Vorjahr (2,2 Prozent). Aktuell sind noch 3.217 Berufsausbildungsstellen unbesetzt. "Noch sind nicht alle Auswahlverfahren abgeschlossen und viele Ausbildungsplatzbewerber mit mehreren Zusagen entscheiden sich häufig erst kurz vor Ausbildungsbeginn für eines ihrer Angebote. Insofern gehe ich davon aus, dass sich die Zahl der unversorgten Bewerber und der unbesetzten Ausbildungsstellen noch verringern wird", so Cordt.
Freie Ausbildungsstellen gibt es noch in nahezu allen Berufen und Branchen. Die meisten Angebote gibt es für die Ausbildungsberufe:
- Koch/Köchin (200)
- Restaurantfachmann/Restaurantfachfrau (151)
- Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel (138)
- Friseur/Friseurin (115)
- Elektroniker/Elektronikerin - Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik (109)
- Hotelfachmann/Hotelfachfrau (94)
- Maschinen und Anlagenführer/in (92)
- Bäcker/Bäckerin (87)
- Fachverkäufer/Fachverkäuferin - Fleischerei (85)
- Bürokaufmann/Bürokauffrau (76)
"Unternehmen, die den passenden Azubi noch nicht finden konnten empfehle ich, sich umgehend an die Berufsberatung der Agenturen für Arbeit wenden. Unsere Berufsberater unterstützen und beraten Arbeitgeber bei der Nachwuchssuche. Für Bewerber, die auf den ersten Blick nicht unbedingt der Wunschkandidat sind, weil sie Leistungsdefizite haben, finanzieren wir mit den sogenannten ausbildungsbegleitenden Hilfen Stützunterricht und unterstützen damit den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung" appelliert Cordt an die sächsischen Unternehmen.
Auch Jugendliche, die bisher weder einen Ausbildungsplatz noch eine passenden Alternative gefunden haben, sollten sich schnellstmöglich bei ihrer Berufsberatung melden. Die Berufsberater stehen mit Rat und Tat zur Seite, informieren und unterstützen bei der Ausbildungsplatzsuche und bei der Suche nach Alternativen zur betrieblichen Ausbildung.
Dazu können Jugendliche unter der Hotline: 01801 555 111 (Festnetzpreis 3,9 ct/min; Mobilfunkpreise höchstens 42 ct/min) gleich heute noch einen Termin vereinbaren.