"Deutschland hat die Krise im internationalen Vergleich gut gemeistert", so Raimund Becker. "Allerdings müssen wir uns nun neuen Herausforderungen stellen, zum Beispiel dem drohenden Fachkräftemangel. Wir möchten die Arbeitgeber bei ihren Strategien zur Fachkräftesicherung unterstützen. Solche Veranstaltungen wie hier in Korbach sind wichtig, um sich dazu auszutauschen und neue Impulse zu bekommen", betonte der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit vor den Wirtschaftsvertretern.
"Das enorme Interesse der lokalen Arbeitgeber spricht für sich und ist wirklich beeindruckend. Eine tolle, eine wichtige Veranstaltung", resümiert Dr. Frank Martin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Hessen. "Ich freue mich, dass Nordhessen bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels eine Vorreiterrolle einnehmen möchte. Ende des Jahrzehnts werden deutlich über 100.000 Menschen dem hessischen Arbeitsmarkt weniger zur Verfügung stehen, wenn wir nicht zeitnah und deutlich gegensteuern." Es sei jetzt an der Zeit, den Worten auch Taten folgen zu lassen: mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten und mehr Engagement bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familien sind beispielhafte Ansatzpunkte. "Jetzt und nicht in 20 Jahren", mahnte Dr. Martin.
"Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, ist eine der Möglichkeiten, um den Fachkräftebedarf in Deutschland zu decken. Dies setzt voraus, dass Arbeitgeber die Bereitschaft haben, sich auf solche Bewerber einzulassen und in sie zu investieren", unterstrich Monika Varnhagen, Direktorin der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV). Die ZAV rekrutiere bereits seit einiger Zeit im Ausland und kooperiere dabei mit den Arbeitsverwaltungen der Partnerländer. Der deutsche Arbeitsmarkt bestimme, nach welchen Bewerbern die ZAV im Ausland suche. Im Augenblick seien es vor allem Ärzte, Krankenschwestern, Altenpfleger und Ingenieure. "Es gibt ein Interesse an Deutschland, doch oft müssen die Bewerber ihre Sprachkenntnisse noch vertiefen", erläuterte Varnhagen.
"Demografischer Wandel und Fachkräftemangel sind keine leeren Worthülsen, sondern in vielen Betrieben schon Realität", schilderte Uwe Kemper, Leiter der Agentur für Arbeit Korbach, die Lage in Hessens größtem Landkreis. Trotz der mehr als erfreulichen aktuellen Arbeitsmarktdaten werde auch der heimische Arbeitsmarkt vor große Herausforderungen gestellt. Uwe Kemper: "Sich über Wege und Maßnahmen auszutauschen und dabei über die Kreisgrenzen hinweg zu blicken, ist das Ziel des heutigen Arbeitsmarktgesprächs."