- Wetzlar ist Modellregion für Regionalen Arbeitsmarktmonitor
- Neues Informationssystem erlaubt vertiefte Einblicke in Strukturen lokaler Arbeitsmärkte
- Unternehmen, Verbände und Politik sollen durch differenzierte Regionaldaten schneller und konkreter planen können
- Landrat Wolfgang Schuster: Gemeinsam Strategien für den Kreis entwickeln
Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt im Lahn-Dill-Kreis? In welchen Branchen droht Stellenabbau und wo ist mit zusätzlichem Kräftebedarf zu rechnen? Wie steht es um die Beschäftigungsquote von Frauen, die Qualifikation der Arbeitnehmer und den Wanderungssaldo junger Menschen in und um Wetzlar?
"Auf solche Fragen wird der Regionale Arbeitsmarktmonitor der Bundesagentur für Arbeit künftig verlässliche Antworten geben", sagt Angelika Berbuir, Vorsitzende der Geschäftsführung der Wetzlarer Arbeitsagentur. Wetzlar ist neben Lüneburg und Offenburg eine von bundesweit drei "Monitoring-Agenturen", in denen das neue Analyse-Instrument erprobt wird.
Mit Hilfe des Monitors will die Arbeitsagentur die Dynamik und Entwicklung regionaler Arbeitsmärkte für lokale Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik transparenter machen. Dazu werden Kennzahlen aus 88 Branchen zusammengetragen und miteinander verknüpft. Neben Umsatzentwicklung, Auftragseingang, Auftragsreichweite, Exportabhängigkeit, Ifo-Geschäftsklima-Index fließen auch Sonderfaktoren -wie Refinanzierungsbedarfe- in die Bewertung ein. Darüber hinaus werden strukturprägende Faktoren der Region erfasst. Hierzu gehören die Bevölkerungsentwicklung, die soziale Lage und der Bildungsgrad der Arbeitnehmer. Zur Analyse dient auch der Anteil von Jugendlichen, Älteren und Frauen an den Beschäftigten. Berücksichtigt werden ferner Wanderungssalden junger Arbeitskräfte sowie der Anteil Haushalte, die Leistungen der Grundsicherung beziehen. Alle Daten werden halbjährlich aktualisiert.
Die Informationen stehen den Arbeitsmarktakteuren auf einer Internetplattform zur Verfügung und können zielgerichtet miteinander kombiniert werden. Auf diese Weise entsteht ein differenziertes Bild des lokalen Wirtschaftsraums, das hilft, Zusammenhänge schneller und konkreter zu erkennen und wirksame Strategien abzuleiten. Das Programm bietet Interpretationshilfen und aussagekräftige Vergleiche mit jeder anderen Region in Deutschland.
Der Regionale Arbeitsmarktmonitor weist kurzfristige Arbeitsmarktchancen und -risiken aus. Er beschreibt so das "Beschäftigungsrisiko" einer Region. Aber auch die mittel- und langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten werden als "Arbeitsmarktverfassung" und Entwicklungspotenziale" abgebildet.
Berbuir weist darauf hin, dass sich die Bundesagentur für Arbeit mit dem Bereitstellen dieses Informationssystems als Dienstleister der verantwortlichen Arbeitsmarktakteure vor Ort verstehe. Ziel sei es, Diskussionen und Prozesse anzustoßen sowie zu gemeinsamen Einsichten zu gelangen, um lokale Handlungspotenziale zu ergründen. Der Monitor sei ein geeignetes Instrument, regionale Stärken und Schwächen transparent zu machen. Er helfe, Arbeitsmarktstrategien und Regionalpläne zu entwickeln, die über den Tag und die aktuelle Krise hinausweisen.
"Wir wollen gemeinsam Strategien für die Menschen und Unternehmen im Lahn-Dill-Kreis entwickeln, um aus der Krise heraus zu kommen. Ich glaube, dass uns das neue Instrument der Arbeitsagentur, die dadurch angestoßenen Diskussionen der lokalen Akteure, aber auch die Kommunikation und Kooperation zwischen Verbänden, Verwaltung und Politik dabei helfen werden", so Wolfgang Schuster, Landrat des Lahn-Dill-Kreises.
Die Agenturchefin dankt dem Landrat, auf dessen Initiative es zurückzuführen sei, dass der Arbeitsmarktmonitor gerade in Wetzlar für den bundesweiten Einsatz erprobt werde: "Wolfgang Schuster hat sofort erkannt, dass unser Bezirk im Wettbewerb der Regionen davon profitieren kann, den Monitor früher als andere zu nutzen. Er hat sich politisch dafür eingesetzt, dass Wetzlar als Monitoring-Agentur ausgewählt wurde und zugesichert, das Projekt in jeder Hinsicht zu unterstützen."
"Unsere Region ist auch als Modellregion ausgewählt worden, weil uns der Arbeitsmarktmonitor ein hohes Beschäftigungsrisiko und unterdurchschnittliche Strukturmerkmale zuschreibt", so Schuster. "Doch die Daten zeigen auch, dass und wo die Region Chancen hat. Bei der Arbeitsmarktverfassung schneiden wir im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich ab. Und das Entwicklungspotenzial werden wir gemeinsam verbessern."
Die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit sieht im regionalen Arbeitsmarktmonitor ein wichtiges Analyseinstrument für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Hessen. "Wetzlar steht stellvertretend für viele Regionen in Deutschland, die mit der Abwanderung junger Menschen zu kämpfen haben. Erfahrungsgemäß siedeln sich Unternehmen aber dort an, wo das Potential an gut ausgebildeten Arbeitskräften groß ist. Der Anteil der höher qualifizierten Beschäftigten ist im Lahn-Dill-Kreis eher gering und die Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben im Bundesvergleich unterdurchschnittlich. Hier sehe ich in der nächsten Zeit große Herausforderungen für die Akteure vor Ort. Ich freue mich, dass die Verantwortlichen in der Region das neue Instrument angenommen haben und bin sicher, dass der Lahn-Dill-Kreis hiervon erheblich profitieren kann und wird", beurteilt Dr. Frank Martin, stellvertretender Geschäftsführer der RD Hessen, die Situation.
Berbuir hat das neue Instrument vergangenen Freitag Vertretern der Wirtschaft und Kommunen sowie der hessischen Landesregierung vorgestellt. Die Beteiligten haben bereits eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die in den nächsten Tagen ihre Arbeit aufnimmt.
Bis zum Ende des Jahres soll der Arbeitsmarktmonitor in allen Agenturbezirken zur Verfügung stehen.