Nur am Arbeitsmarkt scheint sich die Gleichstellung noch nicht durchzusetzen. Am konjunkturellen Aufschwung und der anziehenden Arbeitskräftenachfrage der letzten Monate konnten eher die Männer partizipieren. Im Februar sank im Vergleich zum Vorjahr die Arbeitslosigkeit der Männer um 12 Prozent, die der Frauen um 6,2 Prozent. "Der Grund liegt auf der Hand. Frauen arbeiten oft in eher konjunkturunabhängigen Branchen. Dazu gehört der Handel, das Gastgewerbe, der Bereich Erziehung und Unterricht aber auch das Gesundheits- und Sozialwesen. Deshalb waren Frauen weniger von der Wirtschaftskrise betroffen als Männer aber profitieren jetzt auch nicht so kräftig vom Aufschwung", erklärt Cordt weiter.
Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, sind seltener in Führungspositionen und erhalten deshalb auch geringere Löhne als Männer. Frauen sind häufiger langzeitarbeitslos und haben damit im Geschlechtervergleich geringere Chancen auf einen neuen Job.
"Der Bedarf an Fachkräften wird künftig weiter steigen - schon demografisch bedingt. Arbeitgeber müssen deshalb künftig alle Potenziale nutzen, um den Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften im eigenen Unternehmen zu sichern. Hier kommt die Gruppe der Frauen ins Spiel. Sie bilden eine wichtige Säule um den Fachkräftebedarf und die Produktivität der Unternehmen in Sachsen zu sichern", sagte Cordt weiter.
Deshalb könnte sich die Situation der Frauen im Land Sachsen künftig verbessern. Die Frauen sind gut qualifiziert und motiviert. Sie würden gerne arbeiten, aber wegen familiärer Rahmenbedingungen ist der Zugang in den Arbeitsmarkt nicht leicht. Ändern kann man das laut Cordt: "Für die Alleinerziehenden könnte die Kinderbetreuung weiter ausgebaut werden. Es sollte möglich sein, dass Frauen den üblichen Arbeitszeiten ihres Jobs nachkommen können. Solange das nicht abgesichert ist, wird sich nicht viel ändern."
Neben den Kinderbetreuungsangeboten sind aber auch flexible Arbeitszeitmodelle sowie familienfreundliche und familienbewusste Arbeitsbedingungen gefragt. "Es muss möglich werden, den Beruf und die Familie zu vereinbaren", so Cordt.
"Es gibt noch einiges zu tun. Für die Politik, Wirtschaft und Arbeitsmarktakteure stehen wir als Partner gerne zur Verfügung und unterstützen, wenn es um die Verbesserung der Prozesse und Abläufe geht. Ziel ist es, Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zusammenzuführen und dabei zu wenig genutztes Potenzial mehr einzubinden", so Cordt abschließend.
Frauen, die sich mit Fragen zum Thema Kinderbetreuung, Qualifizierungsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeitmodelle oder individuelle und finanzielle Förderungsmöglichkeiten auseinandersetzen, finden die Antworten bei der Bundesagentur für Arbeit. Die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der sächsischen Arbeitsagenturen und Jobcenter beraten und informieren rund um das Thema Wiedereinstieg.
Background:
Die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt sind Ansprechpartner in übergeordneten Fragen der Frauenförderung, der Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei beiden Geschlechtern.
Beauftragte für Chancengleichheit:
- beraten und unterstützen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie deren Organisationen in diesen Fragen,
- informieren über die Situation von Frauen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und zeigen Handlungsbedarfe auf, wo Benachteiligungen abgebaut werden müssen,
- arbeiten mit den Stellen der regionalen Arbeitsagenturen zusammen, die in Fragen der Frauenerwerbsarbeit tätig sind, um die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen zu sichern,
- sie beraten und unterstützen Fach- und Führungskräfte bei der frauen- und familiengerechten fachlichen Aufgabenerledigung,
- sie wirken bei der Entwicklung von geschäftspolitischen Konzepten der Arbeitsagentur zur Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt mit.
Weitere Informationen: www.perspektive-wiedereinstieg.de