- Niedrigste Arbeitslosigkeit in Nordhessen
- Zahl der offenen Stellen erreicht Vorkrisenniveau
Im September ist die Arbeitslosigkeit in Hessen erwartungsgemäß zurückgegangen. Insgesamt waren 187.559 Frauen und Männer im September ohne Arbeit. Das sind 8.901 (4,5 Prozent) weniger als im Vormonat und 18.296 (8,9 Prozent) weniger als vor einem Jahr. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen beträgt die Arbeitslosenquote aktuell 6,1 Prozent und liegt damit 0,2 Prozentpunkte unter dem Wert vor Beginn der Finanz-und Wirtschaftskrise im September 2008 (6,3 Prozent). Im Vorjahr lag die Quote noch bei 6,6 Prozent (Vormonat: 6,3 Prozent).
Interregionaler Vergleich: Norden überholt Mitte und Süd
Die Arbeitslosigkeit ging in allen Regionen zurück, jedoch unterschiedlich stark: Nord- und Osthessen verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr den größten Rückgang an Arbeitslosen. Im Kreis Hersfeld-Rotenburg sank die Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres um 26,4 Prozent, gefolgt vom Kreis Waldeck-Frankenberg (-23,1 Prozent) und vom Werra-Meißner-Kreis (-18,9 Prozent).
Im Regierungsbezirk Kassel liegt die Arbeitslosenquote bei 5,8 Prozent und somit unter den Regierungsbezirken Darmstadt und Gießen mit jeweils 6,1 Prozent (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen).
"Das einstige Nord-Süd-Gefälle mit hohen Arbeitslosenzahlen in Nordhessen und niedrigen Quoten in Südhessen gehört damit scheinbar der Vergangenheit an", stellt Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, fest.
Er sieht aber auch Risiken: "Diese positive Entwicklung sollte aber nicht über die strukturellen Probleme Nordhessens hinwegtäuschen: Der deutliche Bevölkerungsrückgang, überdurchschnittliche Überalterungstendenzen und die Abwanderung von Fachkräften könnten der guten nordhessischen Entwicklung entgegenwirken."
Arbeitslosengeld II-Empfänger profitieren unterdurchschnittlich
Der Rückgang der Arbeitslosenzahl ist überwiegend im Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr sank hier die Zahl um 9.906 (14,4 Prozent) auf 58.968. Bei den Empfängern von Arbeitslosengeld II sank die Zahl um 8.390 (6,1 Prozent) auf 128.591. Der Anteil von Arbeitslosen, die Leistungen aus der Grundsicherung (Arbeitslosengeld II) beziehen, beträgt damit 68,6 Prozent (Vormonat 67,3 Prozent; Vorjahr 66,5 Prozent).
Männer gleichen Beschäftigungsrückgang der Krise aus
Frauen und Männer können von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung nicht im gleichen Maße profitieren. Im Vergleich zum Vorjahr fanden 13.467 Männer (12,2 Prozent) den Weg zurück in eine Beschäftigung. Dem stehen 4.829 (5,0 Prozent) Frauen gegenüber. Männer waren zuvor allerdings von der Wirtschaftskrise auch deutlich stärker betroffen. In Hessen waren im September 96.572 Männer und 90.987 Frauen arbeitslos.
Mehr offene Stellen im Bestand
Gegenüber dem Vorjahr sind 43,5 Prozent mehr offene Stellen im Bestand. Zum Stichtag standen den Agenturen für Arbeit in Hessen somit 35.331 offene Stellen zur Verfügung und erreicht erstmals wieder das Niveau vor der Krise. Rund ein Drittel der Stellen wurde durch Zeitarbeitsunternehmen gemeldet.
"Der Fachkräftebedarf steigt im aktuellen Aufschwung sehr schnell. In Teilen Hessens fehlen bereits Fachkräfte, vor allem in den Bereichen der Alten- und Krankenpflege, Erziehung sowie den Ingenieurswissenschaften. Aber auch die metallverarbeitenden Bereiche suchen in einigen Regionen bereits erfolglos Mitarbeiter. Ob diese Bedarfe ausschließlich mit inländischen Arbeitskräften, also der Qualifizierung von Arbeitslosen oder der Erhöhung der Frauenbeschäftigung erreicht werden können, erscheint dabei zweifelhaft", so Frank Martin.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag im Juli bei hochgerechnet 2.179.800; 1,0 Prozent (rund 21.000) mehr als im Vorjahr. Hessen liegt damit weiterhin 0,3 Prozentpunkte unter dem Bund und 0,2 Prozentpunkte unter dem westdeutschen Durchschnitt. Deutlich abgeschwächt hat sich im Juli der Rückgang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe im Vorjahresvergleich auf -1,3 Prozent (Juli 2009 -3,0 Prozent).
Ältere profitieren geringfügig
Im Vergleich zum Vormonat ging die Zahl der Arbeitslosen über 50 Jahren um 1.482 Personen (2,7 Prozent) zurück. Damit waren in Hessen 53.710 Frauen und Männer über 50 Jahren arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr stieg ihre Zahl allerdings um 2,4 Prozent (1.277) an. Sie stellen den größten Anteil an allen Arbeitslosen in Hessen mit 28,6 Prozent.
Jugend: Rückgang bei unter 25-Jährigen
Der Beginn von Schule, Ausbildung und Studium ließ die Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen erwartungsgemäß weiter zurückgehen. Derzeit sind 19.617 Personen unter 25 Jahren in Hessen arbeitslos gemeldet. Das sind 2.325 (10,6 Prozent) weniger als im Vormonat und 4.807 (19,7 Prozent) weniger als im Vorjahresmonat. Bei den unter 20-Jährigen ist der Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 1.048 (20,4 Prozent) auf derzeit 4.088 besonders stark.
Ausbildungsjahr 2009/2010
Die Zahlen zum aktuellen Ausbildungsjahr werden wie in den Jahren zuvor am Stichtag 30.September erhoben und am 26. Oktober bekanntgegeben.