Rosen, Gerbera und Hyazinthen - mit Blumen kennt sie sich aus. Floristin zu sein, bedeutet vor allem auch kreativ zu sein und sich den Kundenwünschen immer wieder aufs Neue anzupassen. Sträuße binden, Kränze fertigen oder Brautschmuck herstellen - Floristen überraschen zu allen denkbaren Anlässe mit dekorativen Ideen.
Dann kam plötzlich die Kündigung und es begann für die junge Frau eine schwierige Zeit. "Ich habe lange gekämpft" sagt sie rückblickend zu den zweieinhalb Jahren, in denen sie zwischen Arbeitslosigkeit und geringfügiger Beschäftigung hin und her pendelte. Ihre Arbeitsvermittlerin im Jobcenter Leipzig hat alles unternommen, um die junge Frau wieder in Arbeit zu bringen. Sämtliche Stellenangebote wurden geprüft, Bewerbungsstrategien besprochen und die Bewerbungsunterlagen überarbeitet. Diana Wagner ist dabei immer offen mit ihrer Behinderung umgegangen und hat dies auch in ihren Bewerbungsunterlagen mit angegeben. Vielleicht war das ein Grund dafür, dass sich lange kein Arbeitgeber für sie interessiert hat?
"Leider haben noch zu viele Arbeitgeber Vorbehalte, wenn es darum geht, Menschen mit Behinderungen einzustellen", analysiert Dr. Simone Simon, Chefin des Leipziger Jobcenters. "Wir treten diesen Vorbehalten entgegen und werden bei den Arbeitgebern der Region dafür werben, auch denjenigen eine Chance zu geben, die in der Vergangenheit bei der Besetzung von Arbeits- oder Ausbildungsstellen kaum Berücksichtigung fanden - und hierzu zählen neben den Lebensälteren und Alleinerziehenden auch Menschen mit Behinderungen".
Gegenwärtig sind mehr als 1.600 Menschen mit Behinderung in Leipzig ohne Job. Trotz insgesamt sinkender Arbeitslosenzahlen hat sich an dieser Größe in den vergangenen Monaten kaum etwas geändert. "Dabei bekommen die Arbeitgeber bei Bedarf das Rundumpaket von uns: wir unterstützen die Einstellung behinderter Menschen mit Zuschüssen an die Arbeitgeber und wir helfen auch bei der Einrichtung behindertengerechter Arbeitsplätze. Außerdem arbeiten wir eng mit dem Integrationsfachdienst in Leipzig zusammen", so das Angebot der Jobcenter-Geschäftsführerin an die Arbeitgeber.
Im Fall von Diana Wagner hat das hervorragend geklappt. In Zusammenarbeit mit dem Integrationsfachdienst wurde die junge Frau an "Stil & Blüte", ein bei vielen Kunden beliebtes Blumenfachgeschäft in der Waldstraße 32, vermittelt. Michael Petzold, Inhaber des seit 11 Jahren bestehenden Geschäfts, und seine Frau waren auf Anhieb begeistert von Diana Wagner. "Das mit der Behinderung habe ich bei Durchsicht der Bewerbungsunterlagen einfach überlesen. Von den fast 40 Bewerbungen war die von Frau Wagner schlichtweg am überzeugendsten. Nach einer vierwöchigen Probezeit war uns dann endgültig klar: das passt! Ihre Liebe zum Beruf hat uns einfach überzeugt" erläutert Dana Petzold, die Geschäftsführerin von "Stil & Blüte" wie es schlussendlich zur Einstellung kam. Beide Seiten sind seither mehr als zufrieden "und auch unsere Kunden haben Frau Wagner sofort positiv angenommen", so die Chefin des Ladens.
Der Arbeitgeber möchte noch ein spezielles Telefon für Hörbeeinträchtigte beantragen, damit Frau Wagner künftig auch die telefonische Kundenberatung übernehmen kann. Der gemeinsame Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter sowie die technischen Berater des Integrationsfachdienstes helfen hier gerne weiter.
"Es muss noch viel mehr solche Erfolgsgeschichten, wie die von Frau Wagner geben. Wir möchten die Arbeitgeber angesichts eines zunehmenden Fachkräftemangels ermuntern, bei der Besetzung von Stellen auch an die behinderten Menschen zu denken, unter denen sehr viele gut qualifiziert und erst recht motiviert sind. Wir stehen den Arbeitgebern und den Arbeitsuchenden im Stellenbesetzungsprozess mit Rat und Tat zur Seite", so Dr. Simone Simon.
Weitere Erfolgsgeschichten aus dem gesamten Bundesgebiet finden sich unter www.jobcenter-ichbingut.de.
Hintergrund der SGB II-Kampagne "Ich bin gut"
Seit Monaten sind die Arbeitslosenzahlen rückläufig bei gleichzeitig anhaltend hoher Arbeitskräftenachfrage. Diesem Fachkräftebedarf kann durch eine bessere Integration von qualifizierten Arbeitslosen aus dem Rechtskreis SGB II begegnet werden. Bei vielen Personalverantwortlichen bestehen allerdings nach repräsentativen Umfragen immer noch Vorbehalte gegenüber Menschen aus der Grundsicherung. Insbesondere Lebensältere, Alleinerziehende und Menschen mit Behinderungen oder Migrationshintergrund haben es bei gleicher Qualifikation schwerer als andere. Unter dem Motto "Ich bin gut" hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) am 19. Oktober 2011 eine Kampagne zur besseren Vermittlung von Hartz-IV-Empfängern gestartet. Vor allem in den besonders betroffenen Branchen Handwerk, Pflege, Dienstleistungen sowie Hotel- und Gaststättengewerbe appelliert die Kampagne an die Arbeitgeber, gemeinsam mit den über 350 Jobcentern in Deutschland Fachkräftepotenziale unter den Arbeitslosengeld II-Empfängern zu erschließen. Unter www.jobcenter-ichbingut.de werden Erfolgsgeschichten von Langzeitarbeitslosen präsentiert, die eine Anstellung gefunden haben.
Erreichbarkeit des gemeinsamen Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter Leipzig:
Telefon: 01801 664466 (Festnetzpreis 3,9 ct/min; Mobilfunkpreise höchstens 42 ct/min)
Telefax: 0341 913-10299
E-Mail: Leipzig.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de