- Optimierung des Übergangs von Schule und Beruf
- Erhalt individueller Beschäftigungsfähigkeit Älterer
- Entwicklung Lebenslangen Lernens zum Standard in Hessen
- Zentrale Bedeutung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie
- Sicherung des Arbeitsmarktzugangs für Menschen mit Behinderungen
- Ergänzung des inländischen Potentials durch ausländische Fachkräfte.
Martin hob hervor: "Gute Voraussetzungen haben junge Menschen, die einen Schulabschluss aufweisen können. Die Zahl der Schulabgänger ohne Schulabschluss ist erfreulicherweise gesunken und der selbstgesetzte Zielwert der Kommission bald erreicht." Der Anteil der Schulabgänger ohne Schulabschluss eines Jahrgangs lag 2013 bei 4,1 Prozent. Im Jahr 2000 waren noch über 10,0 Prozent aller Absolventen eines Jahrgangs ohne Abschluss.
Weitere Fortschritte gibt es bei:
- der Beschäftigungsquote der 60 bis unter 65-jährigen: Innerhalb von sechs Jahren stieg die Quote um über 10,0 Prozentpunkte auf 26,8 Prozent an.
- der Zahl erwerbstätiger Frauen: von 2005 bis 2013 stieg die Zahl um über 200.000 Personen auf 1.420 Millionen an.
- der Zahl schwerbehinderter Menschen in Beschäftigung: 2013 waren rund 92.000 Menschen mit einer Behinderung beschäftigt, das sind 20,0 Prozent mehr als noch 2005.
- der Begleitung von Migranten ins Erwerbsleben. Mit der Einrichtung des Frankfurter Welcome Centers sowie der mobilen Anerkennungsberatung hat das Land Hessen wegweisende und wichtige Schritte initiiert.
Volker Fasbender, VhU-Hauptgeschäftsführer: "Eine duale Berufsausbildung, verbunden mit einer Hochschulzugangsberechtigung und damit der Option, jederzeit die eigene Qualifikation auszubauen, ist der erfolgreiche Praxis-Weg für Fach- und Führungskräfte, der einem rein schulischen Weg zum Studium und erst danach in den Beruf mindestens ebenbürtig ist. In der hessischen Wirtschaft gewinnen wir aber Jahr für Jahr weniger Jugendliche für die duale Berufsausbildung. Schüler, die früher die anspruchsvollen Ausbildungsberufe besetzt haben, gehen heute direkt an die Hochschule. Dabei ist das sogenannte Übergangssystem ein Teil des Problems, denn es bietet eine leicht zugängliche Alternative zur dualen Berufsausbildung und die Aussicht auf die Fachhochschulreife. Also folgen Jugendliche dem allgemeinen Trend, bleiben im Schulsystem und umgehen die Praxis. Aber der Trend zur Akademisierung geht am Arbeitsmarkt vorbei, da er theoretisch orientierte Qualifikationen vermittelt, die in diesem Umfang auf dem Arbeitsmarkt nicht nachgefragt werden." Fasbender verwies auf das letzte Woche vorgestellte 5-Punkte-Programm der VhU für eine attraktivere duale Ausbildung mit Hochschulzugang für Facharbeiter.
Während jeder Azubi durch ein Bewerbungsverfahren seinen Arbeitgeber von seiner persönlichen Eignung überzeugen müsse, stünden vollschulische Bildungswege und Hochschulen (außerhalb des Numerus clausus) jedem offen, der die formalen Voraussetzungen erfülle. Und Jahr für Jahr gingen 17.000 Jugendliche in das Übergangssystem, statt in die erfolgreiche duale Ausbildung. 5.100 Schüler besuchen nach der allgemeinbildenden Schule zwei Jahre die Berufsfachschule, 1.200 die einjährige höhere Berufsfachschule, 4.400 Schüler Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung an Berufsschulen und 4.600 befinden sich in Berufsvorbereitungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit. Diese kompensatorischen Maßnahmen hätten sich inzwischen als Standard etabliert.
Hinzukomme die schulische Berufsausbildung, eine sinnvolle Alternative, solange es mehr Bewerber als Ausbildungsstellen gab, aber beim heutigen Bewerbermangel entbehrlich. 2.500 Schüler begännen jährlich eine Assistentenausbildung an der zweijährigen höheren Berufsfachschule und erhielten einen berufsqualifizierenden Abschluss, für den es jedoch keine nennenswerte Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt gebe. Der Arbeitsmarkt sei aber in der Regel nicht das Ziel dieser Gruppe. Mit einem weiteren Jahr an der Fachoberschule erhielten sie die Fachhochschulreife.
Viele Absolventen des Übergangssystems zielten sowieso auf die Fachoberschule, die aufbauend auf einem mittleren Abschluss die Fachhochschulreife biete. Dieser Schulzweig wachse im allgemeinen Trend der Akademisierung von Jahr zu Jahr. Im Schuljahr 2012/13 hätten 9.550 Schüler in der zweijährigen Form begonnen. Aber dieser Weg habe einen Preis. Studienanfänger, die über diesen Weg an die Hochschulen kämen, seien unter den Studienabbrechern weit überrepräsentiert.
Sandro Witt, stellv. Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen: "Momentan ist die Zahl der Schulabgänger noch stabil. Das sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass nach wie vor zu viele junge Menschen ohne Schulabschluss die Schule verlassen, um dann im so genannten Übergangssystem zu verharren. Sie müssen in die Betriebe, um einen Beruf zu erlernen. Die Warteschleifen sind unnötige Bremsklötze in der Biografie dieser Menschen." Witt forderte von allen Beteiligten, die nächsten Jahre konsequent im Sinne der Fachkräftesicherung zu nutzen. "Die Ausbildung von heute, ist die Fachkräftesicherung von morgen. Der Veränderungsbedarf in der beruflichen Bildung ist unübersehbar."
In Hessen herrsche angesichts von 120.000 Menschen ohne Berufsabschluss dringender Nachqualifizierungsbedarf. "Der DGB schlägt ein kollegiales Mentoring für die Nachqualifizierung vor. Geschulte Kolleginnen und Kollegen begleiten die Bildungswege der zu Qualifizierenden." Zudem müsse die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse zwingend neu geregelt werden. "500 Euro für die Anerkennung des tschechischen Restaurantmeisters zum deutschen Referenzberuf ist weniger eine Einladung als eine finanzielle Hürde."
Nicht vergessen werden dürfe die Qualität der angebotenen betrieblichen Ausbildungsplätze, so Witt abschließend. "Das oft genannte Argument der Ausbildungsunreife von jungen Menschen seitens der Arbeitgeber ist nicht haltbar. Es sind die Branchen, die händeringend nach Auszubildenden suchen, wo die Ausbildungsqualität sehr oft zu wünschen übrig lässt."
Die RD Hessen und die beteiligten Sozialpartner sind sich darüber einig, dass die ersten Schritte helfen, der demografischen Herausforderung angemessen zu begegnen. Es besteht Einigkeit, dass die noch offenen Handlungsfelder gemeinsam mit der Politik angegangen werden müssen.