Wie funktioniert eine Solarzelle? Was macht ein Elektroingenieur genau? Wie baue ich einen Roboter? Typische Fragen für Jungen? Die Girls' Day Akademien (GDA) in Baden-Württemberg räumen mit dieser Sichtweise auf, indem sie mit jungen Mädchen genau diese Fragen beantworten. Außerdem können die Mädchen direkt in Betrieben MINT-Berufe, also Berufsfelder der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, erleben und ausprobieren.
Raimund Becker, Vorstand der BA: "So können junge Mädchen unentdeckte Talente entdecken und sich für Berufe begeistern, die sie ohne diese Erfahrung vielleicht nicht in Erwägung gezogen hätten." Gerade vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels hält Becker es für wichtig, mit Vorurteilen über frauen- und männertypische Berufe aufzuräumen. "In Baden-Württemberg sind von den Erwerbstätigen in MINT-Berufen nur 15 Prozent weiblich, also kann man davon ausgehen, dass es bei jungen Mädchen noch viele versteckte Potenziale für MINT-Berufe zu entdecken gibt."
Auch Ministerialdirigent Günther Leßnerkraus vom Landesministerium für Finanzen und Wirtschaft sieht die GDA als Möglichkeit, auf Fachkräfteengpässe zu reagieren: "Für das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft ist es ein wichtiges Anliegen, Wege zu finden, wie wir das Berufswahlspektrum von Mädchen und jungen Frauen erweitern und mehr Mädchen für gewerblich-technische Berufe und MINT-Berufe begeistern können. Denn die Wirtschaft Baden-Württembergs sucht dringend Fachkräfte in den MINT-Berufen und das ist die Chance für junge Frauen."
Stefan Küpper, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, hält das Konzept der GDA für Erfolg versprechend: "Die Girls' Day Akademie bietet hervorragende Möglichkeiten, um Mädchen an technische Themen und Berufsbilder heranzuführen. Die besonderen Stärken dieses Modells liegen im direkten Praxisbezug sowie in der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie, Schulen und Hochschulen der Region. Die Girls' Day Akademie hat sich dabei als erfolgreiches Konzept für alle Schularten von der Hauptschule bis zum Gymnasium bewährt, das von dem Arbeitgeberverband Südwestmetall mit entwickelt wurde." Manfred Eichkorn, Vorstand Personal der EnBW Kraftwerke AG, nimmt die Erfahrungen aus der Girls' Day Akademie zum Anlass, beim eigenen Einstellungsverhalten umzudenken: "Wir bei der EnBW haben uns vorgenommen, dass wir künftig bei den Einstellungszahlen weiblicher Azubis in den handwerklich-technischen Berufsbildern 30 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegen wollen - ein Ziel, das wir mit unseren zahlreichen Aktivitäten und der engen Kooperation mit unterschiedlichen Partnern hoffentlich erreichen werden. Die Erhöhung des Mädchenanteils in der Ausbildung technischer Berufe wird uns jedoch nur gelingen, wenn wir dabei von kulturellen Einflussfaktoren unterstützt werden, besonders durch die Eltern junger Menschen und die Bildungseinrichtungen - hier gilt es, weiter Überzeugungsarbeit zu leisten."
Seit 2000 gibt es den Mädchen-Zukunftstag, bei dem Mädchen einen ersten Einblick in MINT-Berufe bekommen. Im Jahr 2008 folgte die Girls' Day Akademie, mit der die Projektpartner die jungen Damen kontinuierlich auf dem Weg in einen naturwissenschaftlichen oder technischen Beruf begleiten wollen. In Baden-Württemberg haben bereits über 1240 Mädchen die Akademie absolviert.
Der Girls' Day ist eine Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und findet zum elften Mal statt. Im letzten Jahr wurde zum ersten Mal zeitgleich der Boys' Day mit Aktionen für Jungen durchgeführt.