"Die Herausforderungen an den hessischen Arbeitsmarkt sind hoch", unterstreicht Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen." Insgesamt hat die Dynamik sichtbar nachgelassen und die Unternehmen zeigen sich bei der Meldung neuer Stellen zunehmend zurückhaltend. Obwohl besonders die letzten Entlassungen bei Neckermann die Arbeitslosenzahlen haben ansteigen lassen, bin ich zuversichtlich, dass der hessische Arbeitsmarkt besonders den gut qualifizierten Fachkräften gute Chancen bietet und aufnahmefähig ist. Schwierig bleibt es dagegen, wenn gesundheitliche oder sprachliche Einschränkungen, fehlende Mobilität, mangelnde Qualifizierungen oder das Alter die Integration erschweren. Dies bestätigt sich leider auch bei den Betroffenen der Firmeninsolvenzen."
Die Abläufe der drei Großinsolvenzen stellten die Bundesagentur für Arbeit vor sehr unterschiedliche Problematiken, betonte Frank Martin. Während der Großteil der Beschäftigten von Manroland in einer Transfergesellschaft eingegliedert wurde und so zunächst vor der Arbeitslosigkeit geschützt war und zum Teil noch ist, kam es bei Schlecker zu zwei großen Entlassungswellen, in deren Verlauf insgesamt 1.690 Arbeitslosmeldungen eingingen. Während sich die Meldungen bei Schlecker auf ganz Hessen verteilten und eine besondere Schwierigkeit in der oftmals ländlichen Ansiedlung der Arbeitnehmerinnen lag, gingen bei Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei Neckermann auf einen Schlag 1.374 Arbeitslosmeldungen aus der Firmenzentrale in Frankfurt ein.
"Durch Bildung der Transfergesellschaft erfolgten die Arbeitslosmeldungen bei Manroland schrittweise", so Frank Martin. "Zudem zeichnet viele der Beschäftigten ein hoher Qualifizierungsgrad in den Branchen Technik und Elektrik aus. Hier ist der Markt noch sehr aufnahmefähig. Weniger gute Grundvoraussetzungen gab es dagegen bei Schlecker, da viele Personen in abgelegenen Ortschaften wohnen und in Teilzeit arbeiteten und mehr als ein Drittel keine abgeschlossene Ausbildung aufweisen konnte. Dass viele Betroffene sich deutlich flexibler und mobiler zeigten als angenommen, war eine sehr positive Überraschung."
Manroland - Integrationsquote liegt aktuell bei rund 55 Prozent
889 ehemalige Manroland-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter traten im Februar 2012 der Transfergesellschaft bei. Zum 1. Oktober wurde diese für einen bestimmten Personenkreis noch bis Jahresende verlängert. Aktuell sind noch 174 Personen in der Transfergesellschaft angesiedelt, elf Personen konnten seit Oktober in den Arbeitsmarkt integriert werden. Gleichzeitig waren 193 ehemalige Manroländer arbeitslos gemeldet, von denen 42 seit Oktober ebenfalls eine neue Beschäftigung aufnehmen konnten. Aktuell sind 325 Personen arbeitslos. Das sind etwa 37 Prozent der ursprünglich in die Transfergesellschaft eingemündeten Belegschaft. Unter Berücksichtigung sonstiger Abgänge ergibt sich eine Integrationsquote von über 55 Prozent.
Schlecker - Viele haben eine neue Beschäftigung
Von 1.690 gemeldeten ehemaligen Schlecker-Beschäftigten sind aktuell noch 885 bei den hessischen Agenturen für Arbeit gemeldet. Gegliedert nach den zwei großen Entlassungswellen liegt die Integrationsquote für die erste Welle bei 45 Prozent und für die spätere zweite Welle bislang bei 28 Prozent. Insgesamt gehörten 20,8 Prozent der gemeldeten ehemaligen Schlecker-Beschäftigten der Altersgruppe 55plus an. Der Anteil der hessischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne abgeschlossene Berufsausbildung lag bei 38,9 Prozent.
Neckermann - 130 haben aktuell einen neuen Job
Bei der jüngsten Firmeninsolvenz, Anfang Oktober waren rund 1.700 ehemalige Beschäftigte bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet, 1.400 davon in Hessen. Rund 130 ehemalige Neckermann-Angestellte in Hessen haben seitdem eine neue Beschäftigung gefunden. Dies betrifft hauptsächlich ehemalige Beschäftigte aus den Agenturbezirken Frankfurt, Hanau und Offenbach. Die Beschäftigungsaussichten sind unterschiedlich: Für qualifizierte Fachkräfte aus den Bereichen Sachbearbeitung, Buchhaltung und EDV ist der Arbeitsmarkt grundsätzlich aufnahmefähig, An- oder Ungelernte haben dagegen schlechtere Chancen.
Hinweis: Interview mit Dr. Frank Martin in der FAZ- Rhein-Main-Zeitung auf Seite 40.
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