"In den letzten zehn Jahren haben sich die Bedingungen für Frauen am Arbeitsmarkt zwar verbessert, dennoch prägen überholte und für die Gesellschaft schädliche Rollenbilder immer noch die Arbeitswelt. Auch für gut qualifizierte Frauen ist die Rückkehr in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach der Elternzeit kaum möglich. Unternehmen müssen hier ansetzen und bessere Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle, schaffen, um dem Fachkräftebedarf der nächsten Jahre zu begegnen.", fordert Dr. Frank Martin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Hessen.
In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hessen um 42.136 auf 2.165.836 gestiegen. Obwohl immer noch mehr Männer als Frauen erwerbstätig sind, ist der Anstieg auf eine erhöhte Beschäftigung bei Frauen - in erster Linie im Teilzeitbereich - zurückzuführen: Die Zahl sozialversicherungspflichtiger Männer ging um 20.634 auf 1.192.605 zurück. Frauen konnten ein Plus von 62.770 auf 973.231 verzeichnen. Ihre Beschäftigungsschwerpunkte liegen nach wie vor in den klassischen Verwaltungs- und Büroberufen, dem Verkauf und den Gesundheits-, Sozial- und Erziehungsberufen.
Teilzeitbeschäftigung auf dem Vormarsch Teilzeitbeschäftigung hat seit 1999 bei beiden Geschlechtern deutlich zugenommen. Dennoch bleibt Teilzeitarbeit eine Domäne der Frauen mit einem Anteil von vier Fünfteln an allen Teilzeitbeschäftigten. 2009 lag die Zahl teilzeitbeschäftigter Frauen bei 348.627 (Männer: 74.899).
"Die moderne Gesellschaft und Arbeitswelt muss flexiblere Modelle schaffen, um den individuellen Bedürfnissen sowohl von Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern gerecht zu werden. Teilzeitarbeit kann eine Chance zum Wiedereinstieg sein, darf aber nicht zur Einbahnstrasse werden", so Dr. Martin.
Noch dramatischer stellt sich das Ungleichgewicht bei den geringfügig Beschäftigten dar. Rund 500.000 geringfügig Beschäftigte gab es 2009 in Hessen; nahezu zwei Drittel sind Frauen. Geringfügige Beschäftigung ist für Frauen mehrheitlich eine Haupterwerbsquelle, Männer üben eine geringfügige Beschäftigung in erster Linie als Neben- bzw. Zweitjob aus.
Frauen sind ebenfalls überproportional von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Der Anteil an allen arbeitslosen Frauen in Hessen lag 2009 bei 31,5 Prozent.
Eine problematische Entwicklung wie Dr. Martin findet:
"Angesichts der Tatsache, dass immer mehr junge Frauen bessere und höhere Schulabschlüsse als junge Männer haben, ist dies eine fatale Entwicklung. Mädchen wählen seit Jahren konstant Ausbildungsberufe, die geringe Einkommens- und Aufstiegschancen ermöglichen. Wir möchten junge Frauen ermutigen Berufe mit Zukunft und Karrierechancen zu ergreifen und Sie auch für technisch-naturwissenschaftliche Bereiche gewinnen".
Eine Zusammenfassung von weiteren Zahlen und Daten mit kurzen und prägnanten Aussagen bietet das Datenfaltblatt: Frauen und Männer am Arbeits- und Ausbildungsmarkt (Ausgabe 2010) im Anhang