Insgesamt gute Situation auf dem Ausbildungsmarkt
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist für viele junge Menschen auch 2012 positiv. Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs und unterstützt durch die stabile konjunkturelle Lage haben die Betriebe ihr Ausbildungsangebot erneut leicht erhöht. Gleichzeitig ist die Zahl der Bewerber leicht gestiegen. Ende September waren allerdings mehr unbesetzte Stellen als unvermittelte Bewerber gemeldet. In vielen Branchen und Regionen konnten Betriebe keine passenden Bewerber finden. Für schwächere Jugendliche gestaltet sich der direkte Einstieg in Ausbildung jedoch nach wie vor schwierig.
Im Berufsberatungsjahr 2011/2012 wurden bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern insgesamt 517.100 Ausbildungsstellen gemeldet, das waren annähernd so viele wie im Vorjahr (-0,5 Prozent). Bei den betrieblichen Ausbildungsplätzen betrug der Zuwachs 2,1 Prozent, die Zahl der gemeldeten außerbetrieblichen Ausbildungsplätze sank hingegen erheblich. Die Zahl der gemeldeten Bewerber stieg, auch als Folge doppelter Abiturjahrgänge, um 16.800 auf 559.900 (+3,1 Prozent) an. Der demographische Effekt konnte dadurch in diesem Jahr kompensiert werden. Die Zahlen nicht-studienberechtigter Schulabgänger - den Hauptnachfragern nach Ausbildungsplätzen sind aber nach wie vor rückläufig (-1,6 Prozent gegenüber 2011).
Zum 30.9. sind erneut mehr unbesetzte Ausbildungsplätze (33.300) als unversorgte Bewerber (15.700) vorhanden. Dabei fällt sowohl die Zahl der unversorgten Bewerber als auch die Zahl der unbesetzten Stellen höher aus als im Vorjahr. Der Überhang an Stellen (17.600) hat sich gegenüber dem Vorjahr etwas verringert (Stellenüberhang 2011: 18.400).
In Industrie und Handel wurden bis Ende September 322.806 Ausbildungsverträge, das sind 5.700 (-1,7 Prozent) weniger als im Vorjahr, und im Handwerk 137.646 Ausbildungsverträge abgeschlossen - ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 4.145 ( 2,9 Prozent). Bei den Freien Berufen wurden 42.703 Verträge abgeschlossen, ein Minus von 428 (-1,0 Prozent).
Die Aktivitäten zur Nachvermittlung von Arbeitsagenturen, Jobcentern, Kammern und Verbänden laufen seit Wochen: Dazu gehören vor allem Einladungen zur Nachvermittlung und Last-Minute-Lehrstellenbörsen. Eine individuelle Beratung und Vermittlung findet auch dann statt, wenn aufgrund der regional geringen Zahl an unversorgten Jugendlichen in einigen Regionen keine gesonderten Nachvermittlungsaktionen mehr erfolgen. Die Vermittlung in betriebliche Ausbildung steht dabei im Vordergrund.
Insgesamt wurden bis Ende September von den Kammern und Verbänden 59.500 neue Ausbildungsplätze eingeworben. 35.300 Betriebe konnten erstmalig für Ausbildung gewonnen werden. Für die Einstiegsqualifizierungen (EQ) stellten die Betriebe bis Ende September 16.615 Plätze zur Verfügung, davon stehen 4.062 Plätze förderungsbedürftigen Jugendlichen zur Verfügung (EQ Plus). Die endgültigen Ergebnisse liegen im Februar 2013 vor.
Diese Entwicklungen zeigen, dass es immer wichtiger wird, Bewerber und Betriebe passgenau zusammen zu führen. Die Paktpartner bekräftigen ihr Ziel, beide Seiten dabei zu unterstützen.
Positiv hervorzuheben ist, dass die Zahl der Jugendlichen, die sich bereits in früheren Jahren um eine Ausbildung bemüht haben (Altbewerber), um 3,3 Prozent gesunken ist. Dennoch gelingt vielen schwächeren jungen Menschen nach wie vor kein unmittelbarer Einstieg in Ausbildung.
Vor diesem Hintergrund haben die Partner des Ausbildungspaktes heute die Gemeinsame Erklärung "Junge Menschen beim Übergang in betriebliche Ausbildung gezielt unterstützen" verabschiedet: Im Übergangsbereich sollen die vielfältigen Angebote besser aufeinander abgestimmt und dort, wo es sinnvoll ist, gebündelt werden. Ziel ist, junge Menschen ohne Umwege in eine Ausbildung und zu einem Berufsabschluss zu führen. Für förderungsbedürftige Jugendliche gilt es, betriebliche Angebote in der Ausbildungsvorbereitung stärker einzusetzen.
Angesichts der aktuellen Situation auf dem Ausbildungsmarkt setzen die Partner des Ausbildungspaktes und die Bundesagentur für Arbeit ihre Anstrengungen fort, alle Potenziale auf dem Ausbildungsmarkt zu erschließen. So sollen mit der Informationsoffensive "Berufliche Bildung - praktisch unschlagbar" (www.praktisch-unschlagbar.de) verstärkt auch leistungsstarke Jugendliche für die duale Berufsausbildung gewonnen werden.
Gemeinsame Erklärung der Partner des Ausbildungspaktes:
"Junge Menschen beim Übergang in betriebliche Ausbildung gezielt unterstützen"
Der Ausbildungspakt will die Chancen junger Menschen beim Übergang von der Schule in betriebliche Ausbildung verbessern. Dazu ist die Vorbereitung auf diesen Übergang von zentraler Bedeutung. Ein wesentliches Ziel der allgemeinbildenden Schule ist es, die Ausbildungsreife sicherzustellen und - in Zusammenarbeit mit Partnern - eine fundierte und möglichst frühzeitige Berufsorientierung zu vermitteln.
Erfreulicherweise hat sich die Zahl der Eintritte in den Übergangsbereich in den letzten Jahren deutlich reduziert (Rückgang um rd. 120.000 gegenüber 2005). Dennoch sehen die Paktpartner weiterhin Handlungsbedarf, da auch 2011 immer noch knapp 300.000 Jugendliche in einer Vielzahl von unterschiedlichen Maßnahmen eingemündet sind. Diese Maßnahmen werden grundsätzlich von den jeweiligen Akteuren mit viel Engagement durchgeführt. Häufig fehlt jedoch ein Überblick über die unterschiedlichen Aktivitäten und ihre Wirksamkeit.
Ausbildungsreife Jugendliche sollten direkt in eine betriebliche Ausbildung integriert werden. Besonderer Unterstützung bedürfen jene Schulabgänger, die keinen direkten Zugang in betriebliche Ausbildung finden. Die Paktpartner sind sich einig, dass es diesen Unterstützungsbedarf trotz demographischer Entwicklung und steigender Ausbildungschancen schwächerer Jugendlicher weiterhin geben wird. Auch diese Jugendlichen sollen so rasch wie möglich und ohne Umwege in eine Berufsausbildung und zu einem Berufsabschluss geführt werden. Dazu benötigen schwächere Jugendliche eine besonders intensive Betreuung und Beratung sowie passgenaue Angebote.
Optimale Übergänge sind nur möglich, wenn die Angebote im Übergangsbereich transparent und effizient sind. Hierzu ist erforderlich, dass die vielfältigen Programme und Förderinstrumente besser aufeinander abgestimmt und dort, wo es sinnvoll ist, gebündelt werden. Dabei sollen die Rahmenbedingungen und regionalen Bedarfslagen auch unterschiedliche Lösungen ermöglichen. Als Netzwerkplattform und Analyseinstrument kann der Arbeitsmarktmonitor der Bundesagentur für Arbeit dienen. Gefragt sind in diesem Prozess verschiedene Ebenen und Akteure: Bund, Länder und kommunale Ebene, sowie Arbeitsverwaltung, Wirtschaft, Schule, Jugendhilfe etc..
Die Paktpartner verfolgen nachstehende Ziele:
- frühzeitige und flächendeckende Berufsorientierung für alle Schüler und Schülerinnen sicherstellen
- durch frühzeitige Beratung und individuelle Betreuung Schulabschluss/Ausbildungsreife erreichen und Kompetenzen der Jugendlichen beispielsweise durch Potenzialanalysen transparent machen,
- Ausbildungsvermittlung weiter verbessern, Mobilität unterstützen und Jugendliche und Betriebe passgenau zusammenbringen,
- betrieblichen Angeboten in Berufsvorbereitung und Ausbildung den Vorrang geben und bei Bedarf mit Hilfe passgenauer Unterstützungsangebote stärken,
- Maßnahmen passgenau und mit individueller Förderung gestalten sowie praxisnah ausrichten,
- Verzahnungen schaffen sowie Qualifizierungswege im Übergangsbereich durch Ausrichtung an den Inhalten der Ausbildungsordnungen zeitlich anrechnungsfähig und anschlussfähig gestalten
- Bildungswege am Übergang kontinuierlich begleiten
- Transparenz über Maßnahmen herstellen und Aktivitäten koordinieren.
Zur Optimierung der Übergänge wird die Wirtschaft weiterhin intensiv bei den Unternehmen für betriebliche Ausbildungsvorbereitung werben und diese z.B. durch Beratungsangebote unterstützen. Die Bundesregierung wird diese Maßnahmen im Rahmen ihrer Bildungsprogramme strukturell flankieren. Die Länder werden ihre Anstrengungen zur Sicherung von Ausbildungsreife und Berufsorientierung fortsetzen.
Die Paktpartner werden sich gegenseitig frühzeitig und umfassend über ihre Aktivitäten informieren, diese überschneidungsfrei gestalten und noch besser aufeinander abstimmen. Sie werden regelmäßig berichten und ggf. weitere Prozesse anstoßen.
Die Partner und Akteure vor Ort werden aufgerufen, an einem regionalen Übergangsmanagement aktiv mitzuwirken, um jedem Jugendlichen den schnellstmöglichen Einstieg in die Ausbildung zu ermöglichen.
Informationen zum Hörfunkservice der Bundesagentur für Arbeit finden Sie im Internet unter www.ba-audio.de.