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Jeder Vierte Zeitarbeiter wird übernommen

Neue Studie zur Zeitarbeit

(lifePR) (Nürnberg, )
Aktuell arbeiten in Südwestsachsen etwa 16.000 Menschen in der Zeitarbeit. Das ist jeder 33. aller 532.000 Beschäftigten. Damit liegt der Anteil der Zeitarbeit mit drei Prozent auf relativ geringem Niveau. Dennoch hat die Zeitarbeit wichtige Funktionen für Unternehmen und bietet Chancen für Arbeitnehmer. Auf Grundlage einer IHK-Konjunkturbefragung und der Statistik der Bundesagentur für Arbeit wurde die Zeitarbeitsbranche erstmals für die Region Südwestsachsen untersucht.

„Grundsätzlich ist die Zeitarbeit einerseits ein Instrument für Unternehmen flexibel auf Auftragsschwankungen und Personalengpässe zu reagieren und andererseits für viele Arbeitslose auch eine Chance für den Wiedereinstieg in den Beruf. Mit neuen Tarifverträgen werden die Unterschiede in der Entlohnung von Zeitarbeitnehmern und der Stammbelegschaft weiter verringert“, sagte Uwe Sujata, Mitarbeiter des IAB-Sachsen und Mitautor der neuen Studie.

Aus Sicht der Wirtschaft ist Zeitarbeit aber noch viel mehr. Der Wirtschaftsstandort Südwestsachsen ist von der Industrie, insbesondere vom Automobilbau und deren Zuliefern geprägt. Diese Unternehmen müssen im nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen können und sind daher auf ein flexibles Personalmanagement angewiesen. Aber auch die für Sachsen typischen kleinen und mittleren Unternehmen haben oft keine eigene Personalabteilung für eine strategische Personalplanung in ihrem Betrieb. Für sie liegt neben der flexiblen Personalbeschaffung ein großer Vorteil der Zeitarbeit im geringeren Verwaltungsaufwand.

„Die angekündigten Regulierungen wie Equal-Pay nach 9 Monaten und eine Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten gehen zu Lasten der betrieblichen Flexibilität und würden mehr schaden als nutzen. So würde die Höchstüberlassungsdauer das Projektgeschäft in südwestsächsischen Unternehmen enorm erschweren. Zum Beispiel bieten viele Ingenieurdienstleister eine projektbezogene Arbeitnehmerüberlassung an“, erklärt Martin Witschaß, Referatsleiter Volkswirtschaft der IHK Chemnitz.

Da die Zeitarbeit ständig im öffentlichen Interesse ist und die Chemnitzer Region einen Schwerpunkt in Sachsen bildet, haben das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gemeinsam mit der Industrie und Handelskammer Chemnitz die Arbeitsmarktsituation in dieser Branche untersucht.

Die wichtigsten Ergebnisse des IAB-Regional:

- Kräftiges Beschäftigungswachstum in der Zeitarbeit

Von 2007 bis 2014 ist die Zahl der Zeitarbeiter in Südwestsachsen um 9,4 Prozent (plus 1.368) gestiegen. Damit ist der Anstieg ist diesem Wirtschaftsbereich kräftiger, als in der Gesamtbeschäftigung (plus 4,6 Prozent). Auch in der Industrie, dem Haupteinsatzbereich der Zeitarbeit, war der Beschäftigungsaufbau ohne die Zeitarbeit mit 9,1 Prozent (plus 11.772) deutlich höher.

- Hohe Dynamik in der Zeitarbeit

Die Beschäftigungszahlen in der Zeitarbeit sind abhängig von der konjunkturellen Entwicklung. Mit einem beginnenden Aufschwung und steigenden Auftragseingängen stellen Unternehmen üblicherweise erst Leiharbeitnehmer ein, um ihren steigenden Personalbedarf zu decken. Erst mit steigender Planungssicherheit wächst bei anhaltendem Aufschwung die Bereitschaft der Entleihbetriebe zur Erweiterung des Stammpersonals. Bei einem Abschwung hingegen wird zuerst der Bestand der Zeitarbeiter verringert.

- Vor allem Industrieunternehmen beschäftigen Zeitarbeiter

Im Bezirk der Industrie und Handelskammer Chemnitz beschäftigen 19 Prozent der Unternehmen Zeitarbeiter. Besonders ausgeprägt ist die Zeitarbeit in den Industriebetrieben (40 Prozent). Aber auch im Bau (14 Prozent), (Großhandel (13 Prozent), Einzelhandel (acht Prozent), im Dienstleistungsbereich (vier Prozent) und im Güterverkehr (drei Prozent) setzen viele Betriebe auf die Zeitarbeit.

- Zeitarbeiter arbeiten Vollzeit

94 Prozent aller Zeitarbeiter in Südwestsachsen arbeiten Vollzeit. Damit ist der Vollzeitanteil deutlich höher als in der Gesamtbeschäftigung in Südwestsachsen. Über alle Branchen hinweg sind etwa drei Viertel der Beschäftigten Vollzeitbeschäftigt.

- Zeitarbeit bietet gute Chancen für Geringqualifizierte

In der Zeitarbeit dominieren die Jobs mit niedrigem Anforderungsniveau. So führen sechs von zehn Zeitarbeiter Helfertätigkeiten aus. Über alle Branchen hinweg liegt der Helferanteil bei 14 Prozent. Aber auch hochqualifizierte Tätigkeiten können über die Zeitarbeit abgesichert werden. Jedoch liegt der Anteil der Spezialisten und Experten in der Zeitarbeit bei 3,3 und 1,4 Prozent.

- Zeitarbeiter arbeiten häufig in der Metallbearbeitung

Gut ein Drittel der Zeitarbeiter arbeiten im Metallbau (4.070). Aber auch im Logistikbereich (2.344), in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik (1.976) sowie in weiteren Produktions- und Fertigungsberufen (1.112) sind viele Zeitarbeiter beschäftigt. Besonders kräftige Anstiege - auf geringem Niveau - gibt es in den Gesundheits- und Sozialberufen, im HoGa-Bereich, in den Berufen der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung sowie in Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufen.

- Zeitarbeiter erhalten geringeres Entgelt als der Durchschnitt

Das Median-Entgelt der Zeitarbeiter lag im Jahr 2013 bei 1.425 Euro/Monat. Das waren 651 Euro weniger als das mittlere Einkommen über alle Branchen hinweg und entspricht etwa einem Drittel weniger. Abhängig von der ausgeübten Tätigkeit sind die mittleren Verdienste (Medianentgelte) recht verschieden. Während dessen Experten wie Ingenieure und andere Hochschulabsolventen in der Zeitarbeit durchschnittlich 3.038 Euro/Monat verdienten, lag das Medianentgelt von ausgebildeten Fachkräften bei 1.669 Euro/Monat (Helfer: 1.314 Euro/Monat). Aber auch aufgrund der kurzen Einsatzzeiten können die Entgelte in der Zeitarbeit unterdurchschnittlich sein.

- Beschäftigungsverhältnisse in der Zeitarbeit meist sehr kurz

Knapp die Hälfte der Arbeitsverhältnisse in der Zeitarbeit dauern weniger als drei Monate an. Damit sind die Jobs in dieser Branche deutlich kürzer als in anderen Wirtschaftsbereichen. Zurückzuführen ist das auf die Funktion der Zeitarbeit im Wirtschaftssystem. Zeitarbeit dient zum Ausgleich von Personalengpässen, die durch zeitweise Abwesenheit von Stammpersonal entstehen oder zur Abfederung von Auftragsspitzen. Damit ist Zeitarbeit für Unternehmen ein "Flexibilitätspuffer". Eine Besonderheit ist: Je höher die Qualifikation der Zeitarbeiter ist, umso länger ist die Beschäftigungsdauer im Zeitarbeitsunternehmen. Das liegt beispielsweise an längeren Einarbeitungszeiten für Hochqualifizierte in Projekten.

- Jeder Vierte Zeitarbeiter wird übernommen

Der Klebeeffekt liegt laut verschiedenen Studien zwischen zwölf und 33 Prozent. Laut IHK-Umfrage wurden im Jahr 2014 von etwa 1.900 beschäftigten Zeitarbeitern insgesamt 450 beim Entleiher fest eingestellt. Das entspricht einer Übernahmequote von 23,7 Prozent und beweist, dass Zeitarbeit durchaus eine Brücke in reguläre Beschäftigung sein kann. Besonders hoch sind die Chancen auf eine Übernahme in Industrieunternehmen. 66 Prozent der Unternehmen aus dieser Branche haben vergangenes Jahr Zeitarbeiter in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen.

- Betriebe nutzen Zeitarbeit um Personalausfälle auszugleichen

Die meisten Unternehmen haben Zeitarbeit genutzt, um kurzfristige Personalausfälle auszugleichen (62 Prozent). Aber auch der Ausgleich von Auftragsschwankungen (60 Prozent), die Unterstützung bei der Personalbeschaffung durch Erprobung (29 Prozent) und die Absicherung von vorübergehenden Projekten (17 Prozent) sind die häufigsten Motive für den Einsatz von Zeitarbeitern.

Hintergrundinformation zum IAB-Regional:

Der Forschungsbericht wurde in Zusammenarbeit des IAB-Sachsen und der IHK Chemnitz erstellt. Grundlage sind die Arbeitsmarktstatistiken der Bundesagentur für Arbeit und die Ergebnisse einer erweiterten IHK-Konjunkturumfrage, an der sich 647 Unternehmen mit mehr als 32.000 Beschäftigten aus Südwestsachsen beteiligten.

Studie: http://www.iab.de/244/section.aspx/Publikation/k151118303

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