Edonit Mahmuti hat es geschafft - er hat eine Ausbildung als Maler und Lackierer begonnen. Der Weg dorthin war steinig. Jugendliche mit Migrationshintergrund haben auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt im Vergleich zu deutschen Jugendlichen immer noch die schwierigeren Startbedingungen. Sie besuchen eher die Hauptschule als weiterführende Schulen, sie brechen öfter die Ausbildung ab und sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Gründe sind vor allem mangelnde Sprachkenntnisse oder fehlende Unterstützung im Elternhaus. Das Projekt "Ganzheitliches Integrationscoaching" (GINCO) hat sich zum Ziel gesetzt, jungen Migrantinnen und Migranten den Übergang in die Berufswelt zu erleichtern. Das besondere an GINCO: Ein Integrationscoach unterstützt die Jugendlichen bei ihrer Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz und berät bei Schulproblemen. Auch wenn ein Jugendlicher eine Ausbildungsstelle gefunden hat, wird er weiter vom Coach betreut, um eventuelle Anlaufschwierigkeiten zu
überwinden. Bundesweit gibt es 18 Standorte, an denen diese Projektidee umgesetzt wird. Mit Erfolg: Über 70 Prozent der Teilnehmer konnten in Ausbildung oder Beschäftigung vermittelt werden. Bilkay Öney, Ministerin für Integration des Landes Baden-Württemberg, und Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der BA, informierten sich heute am Standort Stuttgart über die Umsetzung und die Erfolge des GINCO-Projekts.
"Baden-Württemberg ist das Flächenland mit dem höchsten Migrantenanteil. Jeder vierte Baden-Württemberger hat ausländische Wurzeln. Unter den Jugendlichen ist es sogar jeder Dritte. Dieses Potenzial dürfen wir nicht ungenutzt lassen. Schon jetzt klagen Unternehmer, dass sie nicht genügend Fachkräfte im Südwesten finden. Sie werden in Zukunft noch stärker auf Jugendliche mit Migrationshintergrund angewiesen sein. Und sie profitieren von der Mehrsprachigkeit und der interkulturellen Kompetenz der jungen Frauen und Männer. Auch schwächere Jugendliche haben eine Chance verdient. Die Bundesagentur für Arbeit ist ein wichtiger Partner, wenn es darum geht, in die Ausbildungsreife von Jugendlichen zu investieren. Dafür ist das Projekt GINCO ein gutes Beispiel", so Bilkay Öney.
Gründe dafür, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund geringere Ausbildungsplatzchancen und überdurchschnittlich lange Übergangsprozesse zwischen Schule und Beruf haben, lassen sich aber nicht vollständig auf Einflussgrößen wie Schulabschlüsse, Noten oder Bildungsstand der Eltern zurückführen. Öney und Alt sehen auch bestehende Vorurteile als Vermittlungshemmnis, sei es bei den Unternehmen oder auch im Elternhaus. Dies bestätigen Bewerberbefragungen des Bundesinstituts für Berufsbildung, die zeigen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund bei Einstellungsentscheidungen offenbar mit Vorbehalten konfrontiert sind, die ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz erheblich verringern.
"Wir dürfen keinen Jugendlichen, egal, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, auf dem Weg in die Berufswelt verloren geben. Gerade in Zeiten der Globalisierung sind zweisprachige und bikulturelle Beschäftigte von großem Vorteil", appelliert Heinrich Alt. Insgesamt habe die Integration in Deutschland aber an Fahrt gewonnen, betont Alt. "Bei den Sprachkenntnissen, der Bildungs- und Ausbildungsbeteiligung und der Arbeitsmarktintegration sind wir auf einem guten Weg. Immer mehr Arbeitgeber erkennen, dass die Ausbildung und Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten angesichts der demografischen Entwicklung ein Gebot der Stunde ist. Wir müssen uns aber auch stärker den Eltern zuwenden und sie in die Lage versetzen, ihre Kinder bei der Berufswahl und der Berufsausbildung zu unterstützen. Dies gelingt aber nur in enger Vernetzung mit Kammern, Unternehmen, Schulen und Religionsgemeinschaften", so Alt. "Eine gute Bildung und eine fundierte Ausbildung sind die Eintrittskarte für den Arbeitsmarkt und den sozialen Aufstieg in unserem Land. Das sollten und müssen wir mit ganzer Kraft unterstützen."
Hintergrund:
Rund 16 Millionen Einwohner in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von knapp 20 Prozent.
Noch immer haben junge Migranten fast doppelt so häufig keinen Schulabschluss (4,4 Prozent) wie der Durchschnitt aller 18 bis 24-Jährigen (2,3 Prozent). Zudem haben von den 25 bis 34-Jährigen aus Zuwandererfamilien 31,6 Prozent keinen Berufs- oder Hochschulabschluss. Bei der gleichen Altersgruppe ohne Migrationshintergrund sind dies 14,9 Prozent.
Die Erwerbsquote von Ausländern liegt mit 67,3 Prozent fast 10 Prozentpunkte unter der Erwerbsquote der Deutschen (77,6 Prozent). Die Arbeitslosenquote von Ausländern ist mit 14 Prozent mehr als doppelt so hoch wie die der Deutschen (6,6 Prozent). 16,3 Prozent aller Ausländer beziehen Leistungen der Grundsicherung ("Hartz IV"), die Hilfequote der Deutschen liegt bei 7,7 Prozent.
Weitere Informationen finden Sie auch im achten Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland unter:
www.bundesregierung.de/...