Fachkräfteentwicklung und Demografie sind zwei wichtige Aspekte bei der Frage, wie Unternehmen ihren qualifizierten Arbeitnehmerbedarf für die kommenden Jahre sichern können. In den nächsten Jahren gehen mehr Beschäftige in Rente als jüngere Arbeitskräfte nachrücken. Gleichzeitig werden vor dem Hintergrund der Globalisierung und dem steigenden Wettbewerb die Anforderungen der Wirtschaft an Arbeitnehmer steigen. Deshalb ist betriebliche Personalplanung und Weiterbildung in Unternehmen insbesondere in Zeiten älter werdender Belegschaft für die Fachkräftesicherung wichtiger denn je.
"Die BA verfolgt verschiedene Ansätze zur Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfs. Ein unerlässlicher Ansatzpunkt ist in der Beschäftigung Anreize zu setzen und durch Qualifizierungsberatung Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu sensibilisieren, sich strategisch-vorausschauend mit Fragen der Qualifizierung und Weiterbildung auseinanderzusetzen. Die Verantwortung des Betriebs für die Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten bleibt davon natürlich unberührt", erklärt Mitglied des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit (BA), Raimund Becker.
In Sachsen haben rund 80 Prozent der Betriebe weniger als zehn Beschäftigte, und hier unterstützt das Modellprojekt "Aufbau von regionalen Qualifizierungsverbünden". Diese Unternehmen besitzen in der Regel kaum personelle und administrative Kapazitäten, um sich mit strategischer Personalentwicklung und Mitarbeiterqualifizierung gezielt auseinander zu setzen. Hier unterstützt das Modellprojekt in der Lausitz auf der Grundlage einer gemeinsamen Kooperation zwischen der bundesweiten Initiative für Beschäftigung! (IfB!) und der Bundesagentur für Arbeit (BA) Nürnberg.
"Die Arbeitsagenturen in Bautzen und Cottbus unterstützen die Unternehmen bei ihrer perspektivischen Personalentwicklung. Dabei profitieren sie von unseren Erfahrungen in der Arbeitgeberbetreuung und dem Netzwerk der Wirtschaftsinitiative Lausitz. Oft fehlt kleinen und mittelständischen Unternehmen die Zeit, sich intensiv mit den Personalstrukturen des eigenen Betriebs auseinanderzusetzen. Hier wollen wir helfen, indem wir den Betrieben Impulse geben, sich dafür Zeit zu nehmen. Wir beraten die Unternehmen professionell - insbesondere im Hinblick auf die vorhandenen Altersstrukturen, die vorhandenen Qualifikationen der Mitarbeiter und entwickeln gemeinsame Vorschläge, z.B. wie Weiterbildungen organisiert werden können oder zu welchem Zeitpunkt mit der Personalauswahl geeigneter neuer Mitarbeiter begonnen werden muss. Besonders freut mich, dass wir Qualifizierungen so nunmehr auch im Verbund mehrerer Betriebe organisieren können. Das ist ein wichtiges Ergebnis für kleine und mittelständische Unternehmen, die gerade nicht jede Fortbildung der Mitarbeiter stemmen können und damit ein wichtiger Beitrag in die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen", erklärt Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Seit Dezember 2009 kooperieren die Wirtschaftsinitiative Lausitz e.V. (WiL), als regionaler Netzwerkpartner der IfB!, und die beiden Regionaldirektionen Sachsen und Berlin-Brandenburg. Die Lausitz ist eines von heute fünf Modellregionen bundesweit. Das Ziel des Projektes ist es, die kleinen und mittleren Unternehmen für die Fachkräftesicherung vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung zu sensibilisieren, damit ihre Beteiligung in der Lausitz an der eigenen Weiterbildung der Mitarbeiter erhöht wird.
"In einigen Branchen ist es nicht fünf nach zwölf, sondern schon fünf nach eins. Wir reden nicht über einen drohenden Fachkräftemangel, sondern wir sprechen bereits heute über einen vorhandenen Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern. Jedes teilnehmende Unternehmen des Modellprojektes profitiert von der trägerneutralen und kostenfreien Beratung. Sie ist die Grundlage für Planungs- und Entscheidungssicherheit in der eigenen, zukunftssicheren Personalstruktur. Unser gemeinsames Modellprojekt läuft jetzt noch ein gutes Jahr. Genug Zeit also für Lausitzer Unternehmer sich noch für die Beratungsleistung durch die BA-Mitarbeiter zu entscheiden. Je mehr Firmen das Angebot nutzen, desto einfacher wird es, die Schaffung regionaler Qualifizierungsverbünde umzusetzen. Im Zeichen des demographischen Wandels und der damit einhergehenden Folgen wird die Bildung von Netzwerken und Verbünden langfristig über wirtschaftlichen Erfolg entscheiden" so Dr. Hermann Borghorst, WiL-Vorsitzender.
Die ersten Ergebnisse des Modellprojektes können sich sehen lassen. Bis Oktober konnten 117 Lausitzer Betriebe über das Angebot und die damit verbundenen Chancen informiert werden. Davon profitierten bereits 53 Unternehmer, deren Beschäftigte noch in diesem Jahr mit ihren Qualifizierungsmaßnahmen beginnen. Damit liegt für über die Hälfte der geplanten 187 Qualifizierungsmaßnahmen der Beginn noch in diesem Jahr.
Hintergrund:
Drei Qualifizierungsberater für die gesamte Lausitz arbeiten seit knapp einem Jahr in diesem Modellprojekt. Zu ihren Aufgaben gehören die Erstellung von Unternehmensstrukturanalysen, die Unterstützung bei Maßnahmen zur Personalentwicklung und bei der Erhebung einer Bildungsbedarfsanalyse. Desweiteren unterstützen die Qualifizierungsberater bei der Planung und Koordinierung sowie bei der Begleitung von Weiterbildungsmaßnahmen. Die Qualifizierungsberater bieten ihr Know-how kostenfrei an.
Neben der klassischen Qualifizierungsberatung sollen insbesondere Qualifizierungsverbünde geschaffen werden, die den kleinen Betrieben ermöglichen sollen, bei nur wenigen Beschäftigten diese bedarfsscharf weiterzubilden. Das Modellprojekt ist bis Dezember 2011 befristet.