Durch die erfolgreiche und effektive Kooperation zwischen der Bundesagentur für Arbeit und dem Sächsischen Kultusministerium konnten die Praxisberater mit einer gemeinsamen Finanzierung eingeführt werden. Der Freistaat Sachsen und die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit haben einen wesentlichen Grundstein für die gemeinsame Zusammenarbeit bereits mit der Vereinbarung zur Berufs- und Studienorientierung im Jahr 2009 gelegt.
Ziel des Projekts ist es, die Kompetenzen der Schüler für ihre Berufswahl zu erhöhen. Die Praxisberater führen dazu mit den Schülern ein spezielles Testverfahren mit schriftlichen und praktischen Aufgaben durch. Bei jedem Einzelnen wird beobachtet, wie er dabei mit vorhandenem Wissen umgeht und erworbene Fertigkeiten einsetzt. Mit Hilfe eines speziellen Computerprogramms erstellt der Praxisberater aus den Testergebnissen einen individuellen Entwicklungsplan, der mit den Schülern, ihren Eltern und Klassenlehrern abgestimmt wird. Das dabei verwendete Potenzialanalyseverfahren Profil AC ist wissenschaftlich evaluiert und hochwertig. Es wurde an die sächsischen Rahmenbedingungen, Lerninhalte und Anforderungsniveaus angepasst.
"Die Praxisberater bringen eine neue Qualität der Berufs- und Studienorientierung in die Oberschulen, denn es wird noch genauer auf die einzelnen Schüler und ihre Voraussetzungen geschaut. Wir werden uns genau ansehen, ob die Schüler davon profitieren. Wenn das Projekt gute Ergebnisse bringt, dann werden wir darüber nachdenken, es weiter auszubauen", sagte Kultusministerin Brunhild Kurth bei der Vorstellung des Projekts.
Um den Übergang zwischen Schule und Beruf und damit auch den Fachkräftenachwuchs für die sächsischen Unternehmen zu sichern, arbeiten die Praxisberater an fünfzig sächsischen Oberschulen. Mit der zusätzlichen Unterstützung der Praxisberater werden Schüler optimal auf die Zusammenarbeit mit der Berufsberatung vorbereitet.
"Weil die persönlichen Stärken und Talente durch die Praxisberater frühzeitig erarbeitet werden, können die Berufsberater in den achten und neunten Klassen direkt mit der individuellen Beratung beginnen. Das verbessert die Qualität der Arbeit der Berufsberatung und sichert den Jugendlichen einen maßgeschneiderten und erfolgversprechenden Einstieg in das Berufsleben. Denn gute Berufsorientierung ist der erste Schritt zur Fachkraft und der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit", sagte Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Die Praxisberater sind Fachkräfte aus den Bereichen Pädagogik, Sozialpädagogik und Soziale Arbeit, die bereits auf ein breites Netzwerk von Partnern (Unternehmer, Vereine und Verbände) zurückgreifen können. Sie sind fest angestellte Arbeitnehmer eines Bildungsträgers, durch ihre Berufserfahrung für die Arbeit mit jungen Menschen geeignet und arbeiten ausschließlich an ihren jeweiligen Schulen. Sie übernehmen jedoch keine Pflichtaufgaben der Lehrer oder der Berufsberater der Agenturen für Arbeit.
Das Projekt ist ein Baustein der Weiterentwicklung der Mittelschule zur Oberschule. Schwerpunkt an der Oberschule sind individuelle Bildungsangebote und Fördermöglichkeiten. Dafür bieten seit diesem Schuljahr alle Oberschulen in Sachsen so genannte Leistungsgruppen in den Klassenstufen 5 und 6 mit je zwei Wochenstunden an. Eine Leistungsgruppe hat das Ziel, den jeweils höchstmöglichen Abschluss eines Schülers zu unterstützen. Die Schüler bekommen in den Leistungsgruppen eine besondere Förderung.
Diese spezielle Förderung kann in Deutsch, Mathematik, Englisch, aber auch in ganz anderer Form z. B. als Methodentraining erfolgen. Ab Klasse 7 bis 10 können die Oberschulen weiter Angebote für leistungsstarke Schüler bereitstellen. Dafür können sie verschiedene Ressourcen wie zum Beispiel Neigungs- oder Vertiefungskurse und Ganztagsangebote nutzen.
Darüber hinaus haben alle Oberschulen das Angebot des Erlernens einer zweiten Fremdsprache ab der Klassenstufe 6 unterbreitet. An derzeit 237 von 281 Oberschulen lag ausreichendes Interesse seitens der Schüler der sechsten Klasse vor. Dort wird mit drei Wochenstunden meist Französisch, gefolgt von Russisch, Polnisch, Tschechisch und Spanisch gelernt. Für die Leistungsgruppen und das Fremdsprachenangebot wurden 55 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen.