"Das Dialogforum bietet die Möglichkeit, Menschen zusammen zu bringen, die alle ein gemeinsames Ziel haben, nämlich die Natur in all ihren Facetten zu schützen", sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel zur Eröffnung. "Dabei ist es wichtig anzuerkennen, dass Vielfalt ein Prinzip ist, das nicht nur im Naturschutz eine wichtige Rolle spielt, sondern sich in zahlreichen anderen Lebensbereichen findet und wechselseitigen Respekt verlangt. Es geht uns auch darum, Gemeinsamkeiten in den Einstellungen der Religionen zum Umgang mit der Natur zu identifizieren. Der breite Rückhalt in der Bevölkerung, den der Naturschutz genießt, könnte auch ein einendes Element in der Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften werden", sagte Beate Jessel.
Für Dr. Jürgen Micksch, Vorsitzender des Interkulturellen Rates, ist es wichtig, "dass die Religionsgemeinschaften in Deutschland erkennen, dass sie beim Naturschutz gut zusammenarbeiten können. Dadurch ist es möglich, neue Projekte auf den Weg zu bringen, die sich vor Ort für die Erhaltung der biologischen Vielfalt auswirken. Die beachtliche Übereinstimmung der Religionsgemeinschaften beim Naturschutz muss auch öffentlich bewusst werden".
Das Dialogforum will Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften sowie Naturschutzakteuren aus Wissenschaft, Verwaltung und Praxis eine Plattform bieten, um sich über Gemeinsamkeiten in ihrer Haltung zur Natur auszutauschen, aber auch Unterschiede zu akzeptieren und anzuerkennen. Ziel ist es, konkrete Vorschläge zu erarbeiten, wie sich Natur und biologische Vielfalt künftig gemeinsam schützen und erhalten lassen.
Das Forum befasst sich ausgiebig mit der Bedeutung von Natur und biologischer Vielfalt in den verschiedenen Religionen, die in einer großen Bandbreite vertreten sind: Sikh, Muslime, Juden, Hinduisten, Eziden, Christen, Buddhisten, Bahai und Aleviten nehmen unter anderem an der Veranstaltung teil. Thematisiert wird im Gegenzug die Frage "Was erwarten Naturschützer von den Religionsgemeinschaften?"
Das Dialogforum wird im Rahmen des Umsetzungs- und Dialogprozesses der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfaltdurchgeführt. In ihr wird ausdrücklich die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Religionsgemeinschaften betont. Erste Erfahrungen im Dialog mit Religionen hatte das BfN bei Pilotprojekten mit christlichen Kirchen gesammelt, die Empfehlungen für den Schutz der biologischen Vielfalt in Kirchengemeinden zusammengetragen hatten.
Nach den repräsentativen Naturbewusstseinsstudien des Bundesamtes für Naturschutz und des Bundesumweltministerium sehen weit über 90 Prozent der Menschen in Deutschland den Naturschutz als Pflicht an. "Dieser breite gesellschaftliche Konsens ist ein starker Rückhalt auch für Kooperationsprojekte zwischen unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen. Der Naturschutzgedanke kann hierbei ein Brückenbauer sein und zum gemeinsamen Nenner werden", erklärte Beate Jessel. "Um die Natur und die biologische Vielfalt langfristig zu schützen, brauchen wir Allianzen und Kooperationen. Der Dialog mit den Religionen ist deshalb ein wichtiger Schritt."
Breiten Raum gibt das Forum programmgemäß dem Dialog zwischen Naturschutz und Religionen. In mehreren Arbeitsgruppen wollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über konkrete Projekte diskutieren und erste Planungen anstellen, beispielsweise zu einer Interreligiösen Woche, zum Umgang mit "Orten biologischer Vielfalt" oder zum Aufbau eines "Netzwerkes der Religionen". Diese kleinen und großen praktischen Schritten sollen schließlich in einem Memorandum stehen, das zum Ende des Forums als Baustein des Dialogprozesses beraten werden soll. Sein erklärtes Ziel ist der gemeinsame Erhalt der Natur und biologischen Vielfalt.
Den Dialogprozess zwischen Religionen und Naturschutz hatten das Bundesamt für Naturschutz und das Bundesumweltministerium mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften auf den Weg gebracht. Die Vorbereitung der Veranstaltung lag in den Händen des Abrahamischen Forums in Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit dem Interkulturellen Rat und dem Umweltreferat der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.