„Die aktuelle Ausstellung in unserer Bibliothek setzt einen ganz besonderen Akzent, da sie einmal nicht vorrangig den Nutzen für Menschen und Ökosysteme, sondern die Ästhetik und Schönheit von Insekten in den Blick nimmt“, erklärt BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. „Das ist ein Aspekt, der gerade bei den Zweiflüglern wie den Mücken und den Fliegen, in der öffentlichen Wahrnehmung so gar nicht präsent ist. Diptera – übrigens eine der größten Gruppen der Insekten – haben vielfach bei uns Menschen keinen guten Stand. Und das Unrecht, denn wie die Vielzahl der Insekten sind auch sie von großer Bedeutung für uns Menschen und in der Natur.“
Insekten sorgen nicht nur für die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen wie Obstbäumen und Raps. Darüber hinaus sind sie wichtige Nahrungsgrundlage, beispielsweise für Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere. Insekten helfen aber auch am und im Boden bei der Zersetzung organischer Substanzen wie Aas oder Laub und tragen somit zur Humusbildung und Bodenbelüftung bei. Vor allem die Larven vieler Insekten wie etwa der Köcherfliegen spielen auch bei der Selbstreinigung von Gewässern eine wichtige Rolle.
Den Menschen die Bedeutung der Insekten bewusster zu machen, ist auch der Künstlerin Natalja Yorgiyadi ein großes Anliegen. Seit 2016 widmet sie sich ihrem Projekt, die geheimnisvollen Schätze musealer Sammlungen zu heben und den Präparaten, die feinsäuberlich sortiert und sorgfältig in Schubläden aufbewahrt werden, neues Leben einzuhauchen. Dabei ist es weder Art noch Herkunft, sondern die Ästhetik, die für Natalja Yorgiyadi zählt. „Ich bin auf der Suche nach Farben und Formen, danach, was schön ist“, sagt die Künstlerin. Besonders angetan haben es ihr dabei die Fliegen: „Ich habe die Fliege auf der Fensterbank gesehen, uns so entstand zwischen uns ein Dialog“, erzählt Yorgiyadi von einer ganz besonderen Begegnung. An einem Moment wie diesem möchte sie möglichst viele Menschen teilhaben lassen, um das zu erreichen, was ihr wichtig ist, nämlich sie aufzurütteln, damit „der bewegende Kosmos der Insekten sich nicht in die farblose Welt der Labors verwandelt.“ Ihre Bilder hat Natalja Yorgiyadi nach umfangreichen Studien von Präparaten geschaffen, stets bedacht auf einen Dialog mit dem Objekt und dessen besondere Ästhetik im Blick.
In der Ausstellung „The Fly“ sind überwiegend Bilder im Format 30 mal 30 Zentimeter zu sehen, ausgearbeitet in Öl auf Cotton. Darüber hinaus zeigt Natalja Yorgiyadi auch großformatige Bilder. Zur Ausstellung stellt sie zudem „The Pollinators Buffet“ auf, das sie im künstlerisch-wissenschaftlichen Dialog entwickelt hat. Damit möchte die Künstlerin zeigen, dass es „ohne die Fliege Vieles nicht geben würde, was im Alltag für uns selbst verständlich ist, Obst zum Beispiel oder Schokolade“.
Die Ausstellung „The Fly“ ist von 13. November 2018 bis 29. März 2019 in der Bibliothek des BfN zu sehen. Die Öffnungszeiten: montags bis freitags, jeweils 9.00 bis 16.00 Uhr. An Feiertagen ist die Ausstellung geschlossen. Das Bundesamt für Naturschutz befindet sich in der Konstantinstraße 110 in 53179 Bonn-Rüngsdorf.