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„Wilde Mulde“: ein Projekt mit Vorbildcharakter

Gemeinsame Pressemitteilung mit dem WWF

(lifePR) (Dessau/Bonn/Berlin, )
Das Projekt „Wilde Mulde“ der Naturschutzorganisation WWF Deutschland ist im Rahmen der UN-Dekade „Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet worden. Das in Dessau gelegene Projekt umfasst zahlreiche sogenannte „Revitalisierungsmaßnahmen“ und läuft seit Dezember 2015. Ziel ist eine natürlichere Mulde auf den letzten 21 Kilometern vor der Einmündung in die Elbe. Umfangreiche Untersuchungen eines Forschungsverbundes, unter Leitung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, flankieren das Vorhaben. Gefördert wird es im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und des Bundesforschungsministeriums.

„Die ,Wilde Mulde´ ist ein Projekt mit Vorbildcharakter, sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene“, sagt die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) Prof. Beate Jessel, die die Auszeichnung als UN-Dekade-Projekt übergibt. „Dieses Projekt trägt in vorbildlicher Weise zum Erhalt und zur Förderung der biologischen Vielfalt in einem seltenen Lebensraum mit außergewöhnlicher ökologischer Bedeutung bei. Auch die Bevölkerung vor Ort wird vorbildlich in die Arbeiten eingebunden. Besonders erfreulich ist auch, dass in diesem Projekt die Akteurinnen und Akteure aus der Praxis und der Forschung eng Hand in Hand arbeiten.“

„Die Mulde gilt als verhältnismäßig naturnah. Allerdings ergeht es ihr wie vielen Flüssen in Deutschland: Begradigungen, Uferbefestigungen, Wehre, Hochwasserschutzdeiche und intensive landwirtschaftliche Nutzung beeinträchtigen die Gewässerstrukturen und die Auen der Mulde. Dadurch ist die natürliche Entwicklung des Flussbetts eingeschränkt“, so Dr. Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz Deutschland beim WWF. „Das gefährdet die natürliche biologische Vielfalt und das Erreichen der Ziele der Wasserrahmen-Richtlinie.“

Für die Umsetzung der Revitalisierungsmaßnahmen entlang des Unterlaufs der Mulde und die Gesamtkoordination ist der WWF verantwortlich. „Der Wiederbelebungsprozess besteht aus mehreren Teilschritten. Ein abgeschnittener Seitenarm wurde wieder angeschlossen, großes Totholz in Form von ganzen Bäumen wurde ins Flussbett eingebracht und ein Naturufer wird durch Entnahme der Uferbefestigung wiederhergestellt“, erklärt Projektleiter Georg Rast die umgesetzten und laufenden Maßnahmen.

Die UN-Dekade wurde 2011 ausgerufen und läuft bis 2020. Sie unterstützt das Bestreben gegen den Rückgang der biologischen Vielfalt weltweit. In Deutschland wird sie vom Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz umgesetzt. Ziel ist es gute Beispiele in ihrer Vorbildfunktion auszuzeichnen. Das fachübergreifende Verbundprojekt „Wilde Mulde“ wird mit 4,6 Millionen Euro durch das Bundesforschungsministerium und das Bundesumweltministerium aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert.

Hintergrund

Das Projekt „Revitalisierung einer Wildflusslandschaft in Mitteldeutschland“

Kiesbänke, wandernde Ufer, viel Totholz – all das macht einen Wildfluss aus. Die Mulde besitzt viele dieser Eigenschaften und ist zugleich der größte Fluss in Deutschlands Tiefland, dessen Ufer nicht vollständig verbaut und dessen Flussbett nicht zur Fahrrinne ausgebaggert wurde. Dieser Naturschatz soll mit dem Projekt „Wilde Mulde“ stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Zudem sollen drei ausgewählte Abschnitte naturschutzfachlich entwickelt werden, denen es an Naturnähe fehlt. Hierfür sollen eigendynamische Prozesse an der Gewässersohle und an den Flussufern gefördert werden. Dazu gehören der Einbau von ganzen Bäumen mit Wurzelteller, der Wiederanschluss eines Seitenarms, die Wiederherstellung eines Naturufers und die Aufforstung von Hartholzauwald.

Während die eingebauten Bäume schon erste Wirkungen zeigen und für die Öffentlichkeit gut sichtbar, neue Lebensräume wie Kiesbänke und lokal starke Eintiefungen der Gewässersohle entstanden sind, befindet sich die Wiederanbindung des Seitenarms kurz vor dem Abschluss. Zukünftig werden mit steigendem Wasserspiegel der Mulde, vor der Maßnahme meist trockenliegende Grabensysteme und Flutrinnen wieder regelmäßig geflutet und somit die Artenvielfalt in der Muldeaue gesichert. In einem anderen Abschnitt wird derzeit auf einer Länge von einem halben Kilometer das Schotterdeckwerk am Muldeufer entfernt. Dadurch entstehen steile Abbruchkanten, die bedrohten Insekten, Käfern und Vogelarten wie Eisvogel, Uferschwalbe und Bienenfresser wieder ein natürliches Zuhause bieten.

Die Wirksamkeit der durch den WWF realisierten Maßnahmen auf die biologische Vielfalt wird durch ein Konsortium aus fünf renommierten Forschungsinstituten überprüft. Koordiniert werden die wissenschaftlichen Arbeiten durch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ. Das Projekt Wilde-Mulde steht damit im Zentrum der auenökologischen Forschung in Deutschland.

Die „Wilde Mulde“ ist ein Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, das durch das BfN mit Mitteln des BMU gefördert wird. Es enthält einen zusätzlichen Forschungsanteil, für den das BMBF Fördergelder bereitstellt.

Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Informationen und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken. Weitere Informationen zum Bundesprogramm: http://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/bundesprogramm.html bzw.
https://www.nbs-forschung-umsetzung.de/

Die UN-Dekade Biologische Vielfalt
In Deutschland wird im Rahmen der UN-Dekade jede Woche ein Projekt ausgezeichnet, das einen besonderen Beitrag zur Erhaltung, nachhaltigen Nutzung oder Vermittlung der biologischen Vielfalt leistet. Bewerben können sich sowohl Einzelpersonen oder -initiativen als auch institutionelle Projektträger wie Verbände, Stiftungen, Unternehmen und staatliche Organisationen. Über die Auszeichnung entscheidet eine Fachjury.

Die Auszeichnung steht im Zusammenhang mit den internationalen Aktivitäten zur UN-Dekade Biologische Vielfalt 2011–2020. Die Staatengemeinschaft ruft damit die Weltöffentlichkeit auf, sich stärker für die biologische Vielfalt einzusetzen. Es geht darum, die Bedeutung der Biodiversität für unser Leben und Wirtschaften bewusst zu machen und persönliches Handeln anzustoßen – zum Schutz und Erhalt der Vielfalt der Arten, Lebensräume und Gene. Hintergrund ist ein kontinuierlicher Rückgang der Biodiversität in fast allen Ländern der Erde.
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