Aufgabenstellung
Seit dem Jahr 2001 hat sich der starke Anstieg der Unfallzahlen mit Kleintransportern auf dem bis zu diesem Zeitpunkt stattgefundenen Niveau nicht weiter fortgesetzt. Ziel des Projektes war es, vorhandene und zukünftig geplante Maßnahmen und Qualifizierungsprogramme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit von Kleintransportern umfassend zu erheben. Der Schwerpunkt lag dabei insbesondere auf verhaltensorientierten Maßnahmen.
Untersuchungsmethode
Im Rahmen einer Literaturanalyse wurden zunächst Maßnahmen und Qualifizierungsprogramme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit von Kleintransportern zusammengetragen und themenbezogen aufbereitet. Im Anschluss daran erfolgte die Darstellung der gesetzlichen Grundlagen und Rechtsverordnungen. Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Ermittlung von Maßnahmenträgern und Nutzern und deren Befragung. Darin einbezogen wurden Vertreter der Maßnahmenträger für die Aus- und Weiterbildung von Fahrern von Kleintransportern, des Fahrpersonals von Kleintransportern, ausgewählter Entscheider in Unternehmen sowie Vertreter der Fahrzeughersteller, ihrer Vertriebspartner und Verleihfirmen. Für jede dieser Gruppen wurde ein Erhebungsbogen konzipiert, der in mündlich-persönlichen Befragungen eingesetzt wurde. Ziel war es, die Anforderungsprofile an Kleintransporter aus unterschiedlichsten Sichtweisen herauszuarbeiten.
Ergebnisse
Die Literaturanalyse zeigte, dass Fachliteratur zum Thema derzeit nur in sehr begrenztem Umfang zur Verfügung steht. Es konnte festgestellt werden, dass Unternehmen Kleintransporter vorzugsweise im Bereich des Kurier-, Express- und Post-Paketdienstes (KEP) sowie in der Handwerksbranche einsetzen. Die Befragung der Fahrer von Kleintransporten zeigte, dass diese im Allgemeinen über keine spezifische Qualifikation in Bezug auf das Führen eines Kleintransporters verfügten. In den vergangenen fünf Jahren hatte nur jeder zweite Fahrer eine Schulung besucht, obwohl die Fahrer Schulungen grundsätzlich befürworteten. Befragte Unternehmen des KEP-Segmentes gaben an, dass regelmäßig Seminare angeboten würden. Schwerpunktmäßig handelte es sich jedoch häufig um Seminare zu Ladungssicherheit, Zustellqualität und Kundenorientierung.
Aus Sicht der Hersteller ist die Fahrzeugsicherheit von zentraler Bedeutung. In vielen Fällen wird das Sicherheitsniveau von Kleintransportern inzwischen mit dem von Pkw verglichen. Kunden sind jedoch häufig nicht bereit, für die fahrzeugspezifische Verkehrssicherheit einen höheren Kaufpreis zu zahlen. Maßnahmenträger berichten, dass die von ihnen angebotenen Qualifizierungsmaßnahmen und Schulungen nur gering frequentiert werden. Die Gründe liegen laut Maßnahmenträger häufig in wirtschaftlichen Zwängen der Branche (insbesondere KEP) und fehlenden Zeitfenstern, um Fahrern eine Teilnahme zu ermöglichen. Für Fahrzeugvermieter hat die Verkehrssicherheit von Kleintransportern ebenfalls einen hohen Stellenwert. Für Privatkunden wird häufig jedoch ein fehlendes Bewusstsein für diese Thematik festgestellt. Einen weiteren Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit von Kleintransportern leisten außerdem verschiedene Fachverbände und Interessensgruppen mittels Publikationen, Positionspapiere und Internetportale.
Folgerungen
Das Forschungsvorhaben hat gezeigt, dass ein breites Spektrum von Maßnahmen angeboten wird, die Nachfrage jedoch noch zu gering ist. Während die Wirkung fahrzeugtechnischer Verbesserungen der Verkehrssicherheit von Kleintransportern allgemein anerkannt ist, werden die Potenziale der verhaltensorientierten Maßnahmen nur wenig genutzt. Eine weitere Verbesserung der Verkehrssicherheit von Kleintransportern ist in Zukunft nur dann zu erreichen, wenn neben fahrzeugtechnischen Verbesserungen auch verhaltensorientierte Maßnahmen vermehrt Anwendung finden. Eine Schlüsselrolle nehmen hierbei neben den zuständigen Fachverbänden der Transport- und Logistikbranche die Unternehmen ein, bei denen Kleintransporter Verwendung finden.
Road safety measures for light commercial vehicles
Light goods vehicles (LGV) combine the capacity of goods vehicles with the flexibility and performance ability of passenger cars. Nevertheless, the strong increase in accident figures in the past came to an end since the turn of the century. The aim of this research project is to gather road safety measures and programmes for LGVs - with the focus on behaviour-orientated measures. Measures analysed and their mode and extend of application is assessed. The principal part of the project consisted of personal interviews with drivers, training offerers, logistics companies, vehicle manufacturers and rental companies.
The drivers generally have no specific qualification regarding LGVs. In the past five years, only half of the drivers have attended specific training, although - according to logistics companies - such courses are offered on a regular basis. Most of the workshops offered do not mainly focus on the improvement of road safety but on customer satisfaction and cargo securing. For manufactures vehicle safety is very important. According to them, the safety level of LGVs has improved considerably and is nowadays comparable with that of passenger cars. On the whole, an improvement in road safety of LGVs can be best achieved when behaviour-oriented measures will be applied more than a supplement to vehicle-related measures.