„Die Projekte zeigen sich isoliert betrachte sehr gut“, erklärt Helmut Klaßen, Bundesvorsitzender des Bundesarbeitskreis Lehrerbildung (bak). „Sie wirken aber, wenn überhaupt, nur sehr lokal in Schulen und verfehlen nahezu immer die Wirkung in einer gewissen Breite.“
In seinem Positionspapier zur Lehrkräftebildung in einer digitalen Welt beschreibt der Bundesarbeitskreis die Bedeutung und das Potenzial der zweiten Phase in direkter Kooperation zwischen Schulen, Seminaren und Universitäten. Um die bestmögliche Qualifikation von Lehrkräften zu erreichen, fordert der Bundesarbeitskreis deshalb die Ausgestaltung der staatlichen Unterstützung mit der Zielvorgabe, diese Kooperation zu ermöglichen und zu fördern.
Bereits als Reaktion auf die 2018 von Bund und Ländern beschlossene Qualitätsoffensive Lehrkräftebildung (QLB) hatte der Bundesarbeitskreis Lehrerbildung deutlich kritisiert, dass die Förderung nicht auch dort ansetzt, wo nach seiner Erfahrung einerseits wichtige Teile einer qualitativ hochwertige Lehrerausbildung stattfinden und andererseits seit Jahren der größte Nachholbedarf besteht: in der zweiten Phase der Lehrkräftebildung, in Seminaren und Schulen.
„Die in den Kompetenzzentren bisher angekündigten Projekte liegen alle auf universitärer Ebene also in der ersten Phase der Lehrkräftebildung“, fasst Klaßen die bereits veröffentlichten Informationen zusammen. „Eine finanzielle Förderung der zweiten Phase der Lehrkräftebildung ist offensichtlich nicht vorgesehen. Da auch die Länder die hierfür erforderlichen Mittel nicht bereitstellen können, ruht die gesamte Last weiterhin auf den Schultern der bereits seit Jahren weitgehend alleingelassenen Ausbilderinnen und Ausbildern vor Ort.“
Der Bundesarbeitskreis Lehrerbildung fordert eine Einbeziehung der zweiten Phase der Lehrkräftebildung in die aktive Projektplanung und Förderung. Nur durch die Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen sei es möglich, einer aktuell zunehmend bedenklichen Entwicklung entgegenzuwirken. Die Zielsetzung aller Projekte zur Digitalisierung der Bildung sei nur zu erreichen, wenn auch die Arbeit der Lehrkräftebildung in den Seminaren selbst unterstützt wird. Das aktuelle Bild sei hingegen, nicht erst seit Corona, geprägt von verschobenen Prüfungen, nicht realisierbaren Unterrichtbesuchen und Seminaren sowie ungenügender Ausstattung. In weiten Teilen der Qualifikation von Ausbilder*innen verlasse man sich immer wieder auf deren Engagement, Bereitschaft zu Mehrarbeit und Eigeninitiative. Eine dringend benötigte Entlastung für eine qualitativ hochwertige Entwicklung wird nicht geboten.
Seine Forderung zur systematischen Förderung der zweiten Phase der Lehrkräftebildung und zur stärkeren Verzahnung aller drei Phasen – der universitären Bildung, des Vorbereitungsdienstes und der langfristig berufsbegleitenden Fortbildung – konkretisiert der Bundesarbeitskreis Lehrerbildung bereits seit 2014 in seiner zuletzt 2022 aktualisierten „Berliner Erklärung“.
In der Verantwortung für eine angemessene Berücksichtigung der zweiten Phase sieht der bak-Lehrerbildung die ebenfalls neugeschaffene Transferstelle. Ihr fällt nach eigener Definition die Aufgabe zu, Forschungsergebnisse aus den Kompetenzzentren zu bündeln, Wissenschaftler*innen, Lehrkräfte und Akteure aus der Bildungsverwaltung zu vernetzen und damit den Dialog und den Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis zu gestalten.
„Wenn hier wirklich an einer nachhaltigen Transformation gearbeitet werden soll, muss auch die zielgerichtete Kooperation von Schule, Universität und Seminar umgesetzt werden, so wie wir sie in unserem Positionspapier zur Lehrkräftebildung in einer digitalen Welt fordern.“