Im Gespräch mit Moderator Michael Blatt vom Verlag OT drückten alle Teilnehmer der Diskussionsrunde „Die Rolle der Hilfsmittelversorgung im Sport“ ihre Freude aus, dass rund 25 Veranstaltungen im Weltkongress zwischen dem 10. und 13. Mai auf das Thema Hilfsmittelversorgung im Sport einzahlen. Man müsse fast überlegen, wo man hingehen solle, meinte Ingo Pfefferkorn, Betriebsleiter der Firma Orthopädie-Technik Scharpenberg, der als Mitglied des Programmkomitees der OTWorld das Fachprogramm des Kongresses mitgestaltet hat.
Geradezu überwältigend nannte Orthopädietechnik-Meister Björn Schmidt, stellvertretender Bereichsleiter der auf der OTWorld ausstellenden Firma Ortema, das vielfältige Angebot der OTWorld zum Thema Sport. Er sei in die Versorgung von Sportlern mit Hilfsmitteln im Laufe seines Berufslebens hineingewachsen. Aus Erfahrung wisse er, je mehr Versorgungen ein Orthopädie-Techniker bei Sportlern aus verschiedenen Sportarten durchgeführt habe, desto besser werde die einzelne Versorgung. Grundsätzlich hätten Breiten- und Profisportler den gleichen Anspruch an ihre Hilfsmittel. Allerdings lebten Profisportler davon, so schnell wie möglich wieder einsatzfähig zu sein. Insofern spiele der Faktor Zeit bei Profisportlern eine größere Rolle.
100 Prozent Vertrauen
In seinem Umfeld in Mecklenburg-Vorpommern stünde vor allem der Wassersport im Fokus, so der Orthopädietechnik-Meister Ingo Pfefferkorn. Oft sei es eine Herausforderung, Kostenträger von der Übernahme der Kosten von wasserfesten und aktiven Prothesen zu überzeugen, obwohl es im Sportbereich andere Belastungen für die Hilfsmittel und noch höhere Ansprüche an die Passform gebe. Auch Orthopädieschuhtechniker-Meister Stefan Woltring (motioncheck) unterstrich die hohen Anforderungen von Profisportlern etwa der Fußball-Bundesliga an die Hilfsmittelversorgung. Entscheidend für eine erfolgreiche Versorgung sei gegenseitiges einhundertprozentiges Vertrauen aller an der Betreuung der Sportler Beteiligten. Der Mensch müsse im Mittelpunkt stehen und damit die Fragen „was kann er?“ und „was braucht er?“.
Athlet entscheidet
Das sah auch Dr. Med. Thilo Hotfiel vom Zentrum für Muskuloskelettale Chirurgie (OZMC) des Klinikums Osnabrück so. Therapietreue erwachse aus dem Vertrauen des Athleten in sein Betreuungsteam und sein Umfeld. Der Athlet müsse die Entscheidung treffen: „Ich will dieses oder jenes Hilfsmittel“. Nur so zeitigen Versorgungen langfristig Erfolge. Er nutzte zudem die Gelegenheit, um für eine vertiefende Vermittlung von Kenntnissen im Bereich der Orthopädie-Technik und Orthopädie-Schuhtechnik innerhalb der Facharztausbildung in Deutschland zu werben. Denn es seien die Mediziner, die die Verordnung ausstellen und entsprechend das Hilfsmittel auch abnehmen müssten. Das ginge aber nur bei entsprechenden Fachkenntnissen. Hier sei die Schweiz Deutschland einen Schritt voraus, erklärte der Orthopädietechnik-Meister André Stötzer, der in der Schweiz lebt und erstmals als Bundestrainer die deutschen Para-Snowboarder zu den Paralympischen Spielen begleitete. In der Schweiz sei es Pflicht für Mediziner, in der Facharztausbildung ein einwöchiges Praktikum in einer OT-Werkstatt zu absolvieren. Diese Erfahrung verbessere auch die spätere interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Wenig Folien – viel Praxis
Zusammenarbeit lebt vom Austausch auf Augenhöhe. Entsprechend groß sei seine Freude, so Stefan Woltring, in dem im besonders am Herzen liegenden Format „Werkstattgespräche“ der OTWorld „wenig Folien und viel Praxis“ auszupacken. Vorfreude auf die am 10. Mai beginnende OTWorld signalisierten auch die weiteren Teilnehmer des Live-Talks. Ob Neuheiten der Aussteller, Austausch mit Kollegen oder der Plausch in den Mittagspausen – sie seien gespannt auf die vier Tage des Branchentreffs nach vier Jahren Präsenzpause.