Harmonisierung der Mehrwertsteuer, einheitliche Leitverträge, die Überarbeitung der Medizinprodukte-Betreiberverordnung (MPBetreibV) und Entbürokratisierung – diese und andere Themen standen im Mittelpunkt der Gespräche beim Rundgang durch das Sanitätshaus, das auf die Versorgung von Kindern mit schwersten und Mehrfachbehinderungen spezialisiert ist. Das persönliche Erleben der Kompetenzvielfalt und der hohen Versorgungsqualität, aber auch die Schilderung der Herausforderungen innerhalb der Branche durch Inflation und die Fülle an Bestimmungen, Verträgen, Formularen, Verordnungen und Vertragspartnern habe sie sehr beeindruckt, erklärte Sabine Dittmar in Haßfurt: „Es muss unser Ziel sein, durch höhere Effizienz die Kosten im Gesundheitswesen dauerhaft finanzierbar zu halten.“
Entbürokratisierung für 25 Millionen Hilfsmittelversorgungen pro Jahr
Jährlich erfolgen allein in Deutschland 25 Millionen Versorgungen mit Hilfsmitteln für ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben. „Die größten Herausforderungen für das Gesundheitswesen und damit auch für die hohe Qualität der Hilfsmittelversorgung in Deutschland sind die verschleppte Digitalisierung, die maßlose Bürokratie und die drastischen Preissteigerungen bei gleichzeitig starren Verträgen. Ein System, das seine Stabilität und Versorgungssicherheit über lange Laufzeiten mit den fast 100 Krankenkassen in Deutschland sichert, stellt sich in Krisenzeiten als zu starr heraus. Hier muss es weitere Lösungen geben, damit stabile Versorgung auch unter Bedingungen, die schnelles und flexibles Handeln erfordern, funktionieren kann“, meinte der WvD-Generalsekretär Patrick Grunau.
Auf eine Stärkung des Gesundheitswesens und damit der Volksgesundheit hat sich die Bundesregierung bereits in ihrem Koalitionsvertrag vom November 2021 geeinigt. „Nun wird es Zeit, dass den Worten auch Taten folgen“, sagte Alf Reuter, Vorstand des WvD und Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik. „Umso mehr freuen wir uns, dass Sabine Dittmar als Parlamentarierin und Parlamentarische Staatssekretärin sich die Zeit für einen Besuch vor Ort in einem Sanitätshaus genommen hat, um sich ein Bild vom Spannungsfeld zwischen Leistungen am Patienten und Verwaltungsaufwand zu machen.“
Beim Rundgang durch die Räume zeigten die Inhaber und Orthopädietechniker-Meister Udo Mannl und Uwe Hauck in den Bereichen Prothetik und Reha-Technik innovative und technisch komplexe Versorgungen mit Hilfsmitteln. „Wir sind Versorger, die individuelle Hilfsmittel fertigen und anpassen“, sagte Udo Mannl, Vorstandsmitglied der Landesinnung Bayern für Orthopädie-Technik. „Das wollten wir in dem Termin deutlich machen und so dem Bild von der Schachtel-Orthopädie die Realität unseres hochinnovativen und technisch wie menschlich anspruchsvollen Handwerks entgegensetzen.“
Hintergrund
Den Abbau der Bürokratie im Sinne von Patienten und zur Qualitätssicherung der Hilfsmittelversorgung fordert der Verein „Wir versorgen Deutschland“ seit Jahren.
Knapp 25 Prozent der gesetzlich Versicherten in Deutschland benötigen die Versorgung mit Hilfsmitteln. Für Teilhabe und Lebensqualität dieser Patienten und Patientinnen sind diese Versorgungen elementar: Sie gewährleisten den Erfolg ihrer Krankenbehandlung, beugen drohenden Behinderungen vor oder gleichen bereits bestehende Handicaps aus. Mehr als 120.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und mehr als 8.000 Leistungserbringer in den Bereichen Orthopädietechnik, Orthopädieschuhtechnik, Reha-Technik und Homecare verantworten die wohnortnahe und qualitätsgesicherte Versorgung. Doch die Hilfsmittelversorgung als ein zentrales Element der Gesundheitsversorgung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen, die unter anderem durch die Stichpunkte Digitalisierung, überbordende Bürokratie und die Sicherung der Versorgungsqualität unter steigendem Kostendruck umrissen werden können.