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OTWorld im Dialog – Live-Videotalk zur Cerebralparese

Experten plädieren für gemeinsame Register, Zielkonsens, Therapiekonzepte und Fortbildung

(lifePR) (Dortmund, )
Cerebralparese (CP) wird auch als eine Krankheit mit 1.000 verschiedenen Gesichtern bezeichnet. Das Spektrum reicht von leichten Bewegungsstörungen bis zu komplexen Lähmungen und Spastiken. Wie können orthopädische Hilfsmittel die Lebensqualität von Menschen mit CP verbessern? Wie arbeiten interdisziplinäre Teams von Ärzten, Orthopädietechnikern sowie Physio- und Ergotherapeuten optimal zusammen, um Menschen mit CP individuell zu versorgen? Was kann die OTWorld vom 10. bis 13. Mai in Weltleitmesse und Weltkongress zu besseren Versorgungsstandards beitragen? Antworten gaben Experten der Gesundheitsbranche am 29. März im Live-Videotalk „OTWorld im Dialog: Die Chancen einer modernen CP-Versorgung“.

„Ein Stck. Kinder-Rollstuhl“

„Wenn ich auf einem Rezept lese ‚ein Stück Kinder-Rollstuhl‘ weiß ich, dass hier jede Fachexpertise beim verordnenden Arzt fehlt“, erklärte Christiana Hennemann als Vertreterin der Internationalen Fördergemeinschaft rehaKIND e. V. sowie des Netzwerks Cerebralparese im Gespräch mit Moderator Michael Blatt, Leitung Verlagsprogramm des Verlages OT. Der Verein rate allen Familien, „lieber ein paar Kilometer in Kauf zu nehmen“, um mit ihren Kindern spezialisierte Kliniken, Sozialpädriatische Zentren (SPZs) oder Praxen aufzusuchen. Gemeinsames Ziel von Ärzten, Therapeuten und Technikern müsse es sein, die Lebensqualität der Menschen mit CP zu verbessern. Dazu sei die Vereinbarung gemeinsamer, alltagsrelevanter Ziele und deren Überprüfung essenziell.

Patient mit Familie im Mittelpunkt

Für eine Patientenorientierung bei der Versorgung sprachen sich auch die weiteren Teilnehmer der Diskussionsrunde aus. „Nicht alles, was möglich ist, ist auch sinnvoll“, meinte Gunnar Kandel, Vertriebsleitung Pädiatrie, Rahm – Zentrum für Gesundheit. „Uns sind Grenzen durch die Compliance gesetzt.“ Eine Versorgung müsse von allen Seiten, insbesondere von den Familien, mitgetragen werden, um erfolgreich zu sein, erklärte OTWorld-Kongresspräsident Merkur Alimusaj in der Live-Videotalkrunde. Mehr als zwei Drittel der CP-Patienten könnten sagen, was ihnen wichtig ist, betonte Thomas Becher, Dipl.-Heilpädagoge und Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, von der Sana-Klinik Düsseldorf-Gerresheim: „Wir sind es ihnen schuldig, zu fragen, was sie an ihrem Leben erreichen wollen und ihnen zuzuhören. Es ist unser Job und unsere Aufgabe, die Kinder abzuholen. Wenn wir das tun, steigt die Freude an unserer Arbeit noch mehr!“ Neben der Compliance sei der zweite große Einflussfaktor auf den Erfolg der Versorgung das Wachstum bei Kindern. Eine engmaschige Kontrolle spätestens nach drei Monaten sei daher empfehlenswert, so Kandel.

Zusammenarbeit: Auf Augenhöhe planen und konzipieren

Die Läsion des unreifen Gehirns habe ganz unterschiedliche Folgen – von einem milden Spitzfuß bis zu schwerer Spastik, sagte Becher. Entsprechend differenziert müssten die Therapiepläne und Versorgungskonzepte sein. Entscheidend sei – darin waren sich alle Teilnehmer einig – dass gemeinsam mit den Kindern und ihren Eltern im interdisziplinären und interprofessionellen Team von CP-Spezialisten Pläne und Konzepte erarbeitet werden müssten.

Als ebenso essenziell betrachtete Alimusaj, dass endlich ein Konsens innerhalb der Orthopädie-Technik über die verschiedenen Arten orthetischer Versorgungen sowie deren Funktions- und Bauweise erzielt werde. Essenziell sei auch die Erhebung, die Anamnese, um die jeweils passenden Ziele und Konzepte zu definieren. „Hier profitieren Techniker von den Physiotherapeuten und Ärzten und dem gegenseitigen Austausch“, so der OTWorld-Kongresspräsident. Erst nach erfolgter Anamnese könnten Orthopädietechniker ihren „Koffer“ mit all seinen Möglichkeiten öffnen. Mit Blick auf die Politik forderte der Orthopädietechniker und Diplom-Ingenieur daher: „Zusammenarbeit sollte von der Politik nicht kriminalisiert, sondern unterstützt werden, es sei denn, wir wollen weiterhin Ressourcen zum Fenster rausschmeißen.“

Interdisziplinäre Registerführung

Noch immer fehle ein Register für das Thema Cerebralparese – in dieser Einschätzung stimmten ebenfalls alle Teilnehmer überein. Man sehe in anderen Ländern, wie wichtig und hilfreich Register für die Weiterentwicklung seien, erklärte etwa Hennemann. Ein interdisziplinär befülltes Register sei zielführend, meinte auch Alimusaj, und ergänzte: „Aus Registern könnten die Experten positive Versorgungskonzepte lernen und Fehler in Zukunft vermeiden.“ Fehlerhafte Versorgungen könnten ebenfalls durch eine Ausweitung der Fortbildungsangebote auf dem Gebiet der Cerebralparese reduziert werden, so die Experten.

Premiere für die Versorgungswelt „Leben mit CP“ auf der OTWorld

Hennemann kündigte zum Schluss der Talkrunde eine besondere Premiere an: Erstmals werde es mit der Versorgungswelt „Leben mit CP“ auf der kommenden OTWorld einen Raum für die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Cerebralparese in den verschiedenen Lebensphasen geben. Die Schirmherrschaft hat der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) inne, Konzeptpartner sind rehaKIND e.V. und Netzwerk Cerebralparese e.V. In der Versorgungswelt mit fünf Stationen werden die Besucher mit auf eine Reise durch fünf verschiedene Lebensphasen der Patienten und Schweregrade der Behinderung genommen (gemäß „Gross Motor Function Classification System“, kurz GMFCS). Die Versorgungswelt zeige ein breites Spektrum unterstützender Hilfsmittel von Orthesen über Therapiestühle bis hin zu Rollstühlen, die je nach Altersabschnitt und individuellem Krankheitsbild relevant seien. Immer im Mittelpunkt der Darstellung: Patienten mit ihren Bedürfnissen und die gemeinsam mit den Fachleuten formulierten Versorgungsziele, so die Vertreterin von rehaKIND. Die Auswahl der Hilfsmittel sei dabei angelehnt an die Hilfsmittelmatrix des Netzwerkes Cerebralparese e. V.

„Wer die OTWorld nicht kennt, der hat die OT-Welt verpennt“, meinte OTWorld-Kongresspräsident Alimusaj abschließend und lud Ärzte, Orthopädietechniker, Physio- und Ergotherapeuten sowie Krankenkassenvertreter zum Besuch von Weltleitmesse und Weltkongress ein.

Weitere Termine der Reihe „OTWorld im Dialog“ auf einen Blick:

[*] April 2022: „Welcome Back!“
[*] April 2022: „Die Rolle der Hilfsmittelversorgung im Sport“

Über die OTWorld 
Die OTWorld ist der größte und international führende Branchentreffpunkt für alle Hersteller, Händler und Leistungserbringer in der modernen Hilfsmittelversorgung. Die Internationale Fachmesse und der Weltkongress OTWorld wenden sich mit einem einzigartigen Angebot an Orthopädie-Techniker, Orthopädieschuhmacher, Reha-Techniker, Therapeuten und Ärzte, Ingenieure, den medizinischen Fachhandel und Mitarbeiter der Kostenträger. Die nächste OTWorld findet vom 10. bis 13. Mai 2022 als internationales Vor-Ort-Event mit ergänzenden digitalen Angeboten in Leipzig statt.

Ideeller Träger der OTWorld ist der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT). Inhaber der Marke OTWorld und Veranstalter des Kongresses ist die Confairmed GmbH. Die Fachmesse verantwortet die Leipziger Messe GmbH.

 

Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik

Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) vertritt als Spitzenverband des orthopädietechnischen Handwerks etwa 2.500 Sanitätshäuser und orthopädietechnische Werkstätten mit mehr als 40.000 Beschäftigten. Jährlich versorgen die angeschlossenen Häuser mehr als 20 Millionen Patienten mit Hilfsmitteln. Der BIV-OT steht in der Verantwortung des deutschen Gesundheitswesens und engagiert sich für die Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der Versorgungsformen.

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