Anders als bei der BA-Statistik kann im Rahmen der BA/BIBB-Bewerberbefragung die Gruppe der Altbewerber auf Personen eingegrenzt werden, die sich auch tatsächlich in früheren Vermittlungsjahren um einen Ausbildungsplatz beworben haben. Etwa 40 % der rund 763.000 Bewerber und Bewerberinnen gehörten 2006 dieser Gruppe an (2004:36 %). In absoluten Zahlen sind dies 302.100 Personen (2004: 266.700). Die Studie zeigt auch: Je länger ihre erstmalige Bewerbung zurückliegt, desto schlechter gestalten sich ihre Einmündungschancen in eine betriebliche Ausbildung.
Besonders prekär ist die Situation für Jugendliche, die sich vor mehr als zwei Jahren schon einmal um einen Ausbildungsplatz bemüht haben, und für diejenigen, die sich arbeitslos gemeldet, eine Arbeit ohne entsprechende Ausbildung angenommen haben oder nur jobben.
Viele derjenigen, die sich im so genannten "Übergangssystem" (z. B. Praktikum, berufliche Schule, allgemeinbildende Schule) befinden, geben zwar an, dass dieser Bildungsgang nicht ihren ursprünglichen Wünschen entspreche, aber durchaus eine sinnvolle Alternative("Überbrückung") sei. Die Ergebnisse der Studie belegen, die Gruppe der Altbewerber setzt sich aus sehr vielschichtigen Personenkreisen mit sehr unterschiedlichen Ausbildungschancen zusammen. Zu den Faktoren, die Altbewerbern den Einstieg in eine betriebliche Berufsausbildung erleichtern können, gehören in erster Linie
- hohe Schulabschlüsse, insbesondere Abschlüsse von (höheren) Handelsschulen,- gute Noten (insbesondere in Mathematik und Deutsch),
- eine erfolgreich absolvierte Einstiegsqualifizierung (EQJ).
Vor allem die derzeit gute Konjunktur und die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt werden nach Ansicht der Autoren der BIBB REPORT-Ausgabe in diesem Jahr auch auf dem Ausbildungsstellenmarkt für einen kräftigen Rückenwind sorgen. Obwohl hiervon auch die Altbewerber profitieren werden, werde sich die spezielle Altbewerber-Problematik insgesamt dadurch nicht lösen lassen.Hierzu sind strukturelle Reformen in der allgemeinen und beruflichen Bildung sowie vielfältige Unterstützungsmaßnahmen für die Betroffenen erforderlich. Der "Innovationskreis berufliche Bildung" hat inzwischen zehn Leitlinien zur Modernisierung und Strukturverbesserung der beruflichen Bildung verabschiedet.