Das Bundesverbraucherministerium hat die Entwicklung des neuen freiwilligen Tierschutzlabels im Rahmen eines Forschungsprojektes, an dem Vertreter der Fleischwirtschaft, der Universität Göttingen und der Landwirtschaft beteiligt sind, mit einer Summe von über einer Million Euro gefördert. Zu diesem Verbundprojekt gehört auch die Etablierung eines Zertifizierungs- und Kontrollsystems sowie eine begleitende Marktforschung.
Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, erklärte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Mittwoch: "Es war sicher kein leichter Schritt für den Deutschen Tierschutzbund, aber er war nötig, weil uns bisher gesetzliche Tierschutzkennzeichnungen fehlen und auch die Mindeststandards der Tierhaltung in der Landwirtschaft aus Tierschutzsicht nicht reichen. Mit dem Tierschutzlabel wird jetzt und sofort Millionen von Tieren geholfen, u.a. durch mehr Beschäftigung und mehr Platz sowie den Verzicht auf Manipulationen. Der Verbraucher, der noch Fleisch isst, kann nun handeln."
Dass Tierschutz für deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher ein bedeutendes Kriterium ist, zeigt eine aktuelle Infratest-Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: 89 Prozent der Deutschen geben an, ihnen sei "sehr wichtig" oder "wichtig", dass Lebensmittel aus besonders tiergerechter Haltung stammen. Nur elf Prozent sagen, dies sei "weniger oder gar nicht wichtig". Laut Umfrage ist tiergerechte Haltung ein bedeutendes Kriterium beim Einkauf von Lebensmitteln. An zweiter Stelle steht die regionale Herkunft von Lebensmitteln - sie ist für 67 Prozent der Verbraucher sehr wichtig und wichtig. An dritter Stelle kommt der Preis: Dass Lebensmittel preiswert sind, ist 66 Prozent der Verbraucher sehr wichtig/wichtig. Für 61 Prozent der Deutschen ist es besonders wichtig, dass Lebensmittel aus biologischem Anbau stammen (Infratest dimap, 1000 Befragte ab 18 Jahren, 2.-3. Januar 2013). Die vollständige Umfrage veröffentlicht das Bundesverbraucherministerium am morgigen Donnerstag auf der Internationalen Grünen Woche (Pressekonferenz des VDAJ, 11 Uhr).
"Immer mehr Verbraucher wollen höhere Standards und mehr Information über Lebensmittel, das nehmen wir ernst", sagte Ministerin Aigner. Sie bedauerte, dass es in Brüssel bisher nicht gelungen sein, europaweit eine verlässliche Tierschutzkennzeichnung auf den Weg zu bringen. "Am Ziel eines EU-weit gültigen Siegels halten wir fest. Aber wir wollen nicht auf Brüssel warten, sondern bringen nun im Alleingang ein deutsches Tierschutzlabel auf den Weg. Es kann Beispiel sein für eine europaweite verlässliche Kennzeichnung von höheren Tierschutzstandards, die auf die Wünsche der Kunden eingeht und im Ergebnis auch die Haltungsformen verbessert", betonte Aigner.
Der Deutsche Tierschutzbund hatte diesen Trend früh erkannt und im Verbund mit weiteren Partnern, darunter die VION Food Group und das bundeseigene Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit (FLI), die Initiative zur Einführung eines entsprechenden Tierschutzlabels ergriffen. Zunächst gibt es das zweistufige Label für Erzeugnisse von Schwein und Huhn. Der Deutsche Tierschutzbund beabsichtigt, die Kriterien auf alle Tierarten der Landwirtschaft auszudehnen, das Label soll schließlich die gesamte Produktionskette umfassen.
Weitere Informationen im Internet:
www.bmelv.de/tierschutz
www.tierschutzlabel.info