Den Auftakt der Südamerikareise des Bundeslandwirtschaftsministers bildet Uruguay. BM Schmidt betonte: "Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland lehnen mehrheitlich gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Soja ist für Uruguay ein Exportschlager und für unsere Landwirte ein ideales Futtermittel in der Tierzucht. Die Nachfrage nach GVO-freien Futtermitteln in Deutschland wächst. Mir ist wichtig, dass unseren Landwirten und Erzeugern in Deutschland ausreichend gentechnikfreie Sojaprodukte zur Verfügung stehen. In Südamerika liegen dabei die wichtigsten Anbauregionen weltweit." Dieser Markt könne auch aus Uruguay - vor dem Hintergrund des momentan ausschließlichen Anbaus von Herbizid toleranter gentechnisch veränderter Soja - in Zukunft bedient werden und sei eine Zukunftschance für Sojaproduzenten, die auf Gentechnik im Sojaanbau verzichten. "Von einer engen Zusammenarbeit profitieren unsere Länder, unsere Landwirtschaft und unsere Ernährungsindustrie gleichermaßen", so Schmidt.
Auf Einladung seines Amtskollegen Tabaré Aguerre besuchte Schmidt die älteste Forschungseinrichtung La Estanzuela in Colonia (Uruguay). Die Forschungseinrichtung ist weltweit bekannt für Pionierarbeit im Bereich der Pflanzengenetik durch den deutschen Wissenschaftler Albrecht Börger. Gemeinsam mit Aguerre wird BM Schmidt eine engere Forschungszusammenarbeit vereinbaren. "In der Forschung haben wir in der Vergangenheit ein gutes Fundament gelegt, jetzt geht es an die Umsetzung", betonte Schmidt. Er wird drei Professoren als Gastwissenschaftler an das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) am Standort Berlin berufen. Die Wissenschaftler erhalten ein dreimonatiges Stipendium für das BfR-Programm "Promiting talents and scientific careeres". Mit vier Absichtserklärungen waren in den vergangenen Jahren die Schwerpunkte der Projekte bzw. Forschungskooperationen vereinbart worden. Sie liegen in den Bereichen Wald und Forstwirtschaft, Saatgutzertifizierung, Lebensmittelsicherheit und Risikoanalyse sowie der Pflanzenzucht. Neben dem BfR ist auch das Julius-Kühn-Institut, eine wissenschaftliche Einrichtung für Pflanzenforschung im Geschäftsbereich des BMEL, an den Forschungskooperationen beteiligt. Im Verlauf der Reise besucht Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt landwirtschaftliche Betriebe vom Pflanzenbau bis hin zu einer Rinderzuchtstation. Die Landwirtschaft in Uruguay ist vorbildlich in den Bereichen der Rückverfolgbarkeit (z.B. bei Fleisch und Honig), Bodenschutz, Fruchtfolge, damit Vorreiter in nachhaltiger Landwirtschaft in Lateinamerika.
Im Rahmen der deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen wird Schmidt in Brasilia die strategische Partnerschaft mit Brasilien weiter vertiefen. In Mittelpunkt der bilateralen Gespräche mit Agrarministerin Katia Abreu und weiteren Fachpolitikern sowie Vertretern wichtiger Landwirtschaftsverbände steht unter anderem die Rolle der Landwirtschaft für die Welternährung und die Herausforderungen des Klimawandels für die Land- und Forstwirtschaft. Deutschland und Brasilien haben beide eine Bioökonomie-Strategie entwickelt. "Wir wollen unsere Anstrengungen im Bereich der Agrarforschung noch besser miteinander verzahnen und vor allem bei der Bioökonomie voneinander profitieren", betonte Schmidt. Er setze sich in Brasilien außerdem für den Ausbau des Agrarhandels ein. "Brasilien ist derzeit der wichtigste Lieferant für GVO-freies Soja."
Letzte Station der Reise ist Argentinien. Bei dem geplanten Treffen mit dem argentinischen Minister für Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei, Carlos Horcia Casamiquela sowie Vertreter wichtiger Unternehmen, Verbände und politscher Stiftungen geht es vor allem um Handelsfragen, Nachhaltigkeit, Ökolandbau und die Rolle Argentiniens in der Welternährung. So kann das Land heute bereits 400 Mio. Menschen ernähren und hat viel geleistet bei der Hungerbekämpfung. Die Verfügbarkeit von Agrarrohstoffen/Handel sollte deshalb nicht durch Restriktionen wie Exportsteuern und -quoten behindert werden. "Ich werde mich in Argentinien auch mit Nachdruck für den zügigen Abschluss des Freihandelsabkommens EU-Mercosur einsetzen", so Schmidt.
Die Europäische Kommission verfolgt das Ziel, mit allen am Handel mit Öko-Produkten interessierten Drittländern, auch denen auf der Drittlandliste, Handelsabkommen auf der Grundlage der Gegenseitigkeit abzuschließen. Argentinien gehört bereits seit 1996, damals als eines der ersten Länder, zur sogenannten Drittlandliste der EU-Kommission, deren Produktions- und Kontrollstandards als gleichwertig mit denen der EU anerkannt worden sind. "Hochqualitative ökologisch erzeugte Produkte aus Drittländern sollen ungehindert nach Deutschland importiert werden können. Dafür wollen wir uns auch im Zuge der Revision der EU-Öko-Verordnung mit aller Kraft einsetzen", so Schmidt.