Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner betonte die nationale und internationale Verantwortung beim Umgang mit natürlichen Ressourcen und Lebensmitteln: "Armut und Hunger auf der einen Seite, Überfluss und Wegwerfgesellschaft auf der anderen Seite - damit dürfen wir uns nicht abfinden. Die Kirchen sind wichtige Partner im Kampf gegen den Hunger - wir vertreten die gleichen Werte und haben dieselben Ziele. Die Kirchen bringen einen reichen Erfahrungsschatz im In- und Ausland mit, etwa durch ihre Hilfswerke, und sie haben eine wichtige Rolle als Multiplikatoren für eine enorme Breite der Gesellschaft. Ich freue mich deshalb, dass wir gemeinsam mit den Kirchen daran arbeiten, dem Anliegen der Ernährungssicherung in den ärmsten Ländern der Welt mehr Geltung zu verschaffen. Wir stehen global vor enormen Herausforderungen: Die Landwirtschaft und der ländliche Raum sind ökonomische Schlüsselsektoren für eine umweltverträgliche Wirtschaft, die Sicherung der Ernährung und auch die Armutsbekämpfung - denn mehr als 70 Prozent der Hungernden leben auf dem Land. Kleinbauern und Frauen müssen überall Zugang zu Wasser, Boden, Energie, Bildung und Kapital haben. Hier gibt es viel zu tun."
Prälat Dr. Karl Jüsten unterstrich das Recht auf Nahrung für alle Menschen: "Das Recht auf Nahrung ist immer noch eines der am meisten verletzten Menschenrechte und muss im Kampf gegen den Hunger oberste Priorität haben." Jüsten kritisierte zudem das Verhalten einiger Agrarrohstoffspekulanten: "Nahrungsmittelpreisschwankungen - zum Teil verursacht durch die Spekulation mit Agrarrohstoffen - treffen die Menschen in Entwicklungsländern ungleich härter. Es ist wichtig, dass sich die internationale Staatengemeinschaft dieser Problematik weiterhin annimmt und dass gerade die einflussreichsten Staaten mit gutem Beispiel vorangehen. Investitionen sind notwendig, aber sie müssen nachhaltig sein und verantwortungsbewusst."
Durch die Verknappung fossiler Rohstoffe wird ein wachsender Teil der landwirtschaftlichen Erzeugung als Bioenergie oder als Grundstoff für die Industrie eingesetzt. Zu diesem wichtigen Handlungsfeld "Teller oder Tank" sagte Prälat Dr. Bernhard Felmberg: "Die Sicherung der Ernährung muss immer Vorrang haben. Biokraftstoffe dürfen nicht auf Kosten von Nahrungsmitteln produziert werden. Hier sind wir uns völlig einig. Konflikte zwischen der globalen Ernährungssicherung und dem Menschenrecht auf Nahrung mit der Bioenergie gilt es von vornherein auszuschließen."
Zur Fastenzeit riefen die Kirchenvertreter mit Bundesministerin Aigner auch zu mehr Wertschätzung von Lebensmitteln auf: "Die Verschwendung in reichen Industriestaaten erhöht indirekt den Druck auf die Nahrungsmittelrohstoffe in Entwicklungsländern. Lebensmittel, die wir achtlos wegwerfen, fehlen auf dem Weltmarkt, verknappen das Angebot und führen zu weiter steigenden Preisen. Allein in Deutschland landen nach aktuellen Berechnungen mehr als 11 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll - Jahr für Jahr".
Weitere Informationen zum Dialogprozess des BMELV und den Kirchen gibt es unter www.bmelv.de/Kirchendialog