"Die zurückliegenden Wochen haben uns erneut vor Augen geführt: Eine gute Ernte fällt nicht vom Himmel und die Natur ist nicht planbar. Hier in Deutschland sind wir ein stückweit verwöhnt und erwarten, zu jeder Zeit an jedem Ort alle Nahrungsmittel verfügbar zu haben. Dies dauerhaft sicherzustellen ist eine unserer größten Herausforderungen. Dem Klimawandel, und vor allem der erwarteten Zunahme von Wetterextremen, müssen wir uns stellen.
Um die aktuellen Folgen der Trockenheit im Futteranbau zu mildern, habe ich schon im Juli per Eilverordnung die ausnahmsweise Nutzung von brachliegenden ökologischen Vorrangflächen, die eigentlich nicht landwirtschaftlich genutzt werden dürfen, für die Fütterung erlaubt. Zudem prüfen wir derzeit, ob in Einzelfällen sehr außergewöhnliche Notlagen vorliegen und womöglich - auf Grundlage der eingespielten Mechanismen zwischen EU, Bund und Ländern - staatliche Unterstützungen möglich sind.
Für eine abschließende Bewertung der diesjährigen Ernte ist es aber noch zu früh; manche Frucht steht ja noch auf den Feldern. Derzeit laufen erste Ergebnisse aus den Bundesländern zu Getreide und Raps im Rahmen der "Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung" ein. Sobald ausreichend Datenmaterial vorliegt, werden wir detailliert Bilanz ziehen. Ich gehe davon aus, dass wir zu den erwarteten Erntezahlen in der kommenden Woche mehr Klarheit haben werden. Beim Getreide zeichnet sich eine sehr heterogene Ertragslage ab. Insgesamt ist bei Getreide und Raps aber mit einer Ernte zu rechnen, die in etwa dem langjährigen Durchschnitt entspricht.
Es muss uns zudem langfristig gelingen, den Klimawandel und dessen Folgen insgesamt zu bewältigen. Auf Grundlage aktueller Forschung wollen wir die Landwirte dabei unterstützen, sich besser an Extremwetterlagen anzupassen. Unter anderem ist es auch mein Ziel, unsere Erfahrungen und Erkenntnisse im Inland und mit anderen Ländern abzugleichen.
Zur aktuellen Lage der Landwirtschaft werde ich mich in der kommenden Woche mit dem Deutschen Bauernverband zu einem Gespräch treffen und dabei auch über die Vorschläge sprechen, die Bauernpräsident Rukwied heute ins Gespräch gebracht hat. Zudem habe ich meinen französischen und polnischen Amtskollegen zu einem Treffen im Format des "Weimarer Dreiecks" am 31. August nach Berlin eingeladen, um mit ihnen die derzeitige Situation und potentielle Maßnahmen zu beraten und diese dann in Sondersitzung des Agrarrates am 7. September vorzubereiten."