Die Kriterien, die an nachhaltiges Bauen und Wohnen angelegt werden, sind vielfältig. Die Bundesregierung und die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) zeichnen beispielsweise besonders umweltfreundliche, ressourcensparende, wirtschaftlich effiziente und für den Nutzerkomfort optimierte Gebäude mit speziellen Zertifikaten aus. Dabei wird der Rohstoff- und Energieeinsatz für den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerkes betrachtet. Zu den einzelnen Phasen gehören die Rohstoffgewinnung und die Produktherstellung, die Errichtung, die Nutzung, die Instandhaltung und am Ende der Rückbau und das Recycling.
Biobasiertes Wirtschaften
... bezeichnet eine Wirtschaftsweise, die sich an natürlichen Stoffkreisläufen orientiert. Sie nutzt biologische Vorgänge, entwickelt diese weiter, macht sie leistungsfähiger und deren Nutzung damit effizienter und nachhaltiger. Die biobasierte Wirtschaft, auch Bioökonomie genannt, umfasst alle Wirtschaftssektoren und ihre zugehörigen Dienstleistungsbereiche, die biogene Ressourcen - wie Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen und deren Produkte - erzeugen, be- und verarbeiten, nutzen oder damit handeln. Sie trägt dazu bei, Herausforderungen wie Ernährungssicherung, Klimaschutz, Erhalt der Biodiversität und den schrittweisen Ersatz knapper werdender fossiler Rohstoffe durch nachwachsende Ressourcen zu bewältigen. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz unterstützt Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsaktivitäten für eine nachhaltige biobasierte Wirtschaft. Das Ziel ist klar: "Neue Produkte: aus Natur gemacht".
Welche Alternativen es zu den fossilen Rohstoffen Erdöl, Erdgas oder Kohle gibt und welche Bedeutung die biobasierte Wirtschaft hat, zeigt der Film "Neue Produkte: Aus Natur gemacht".
Rohstoff mit Geschichte: Holz gewinnt an Bedeutung
Bei der Rohstoffgewinnung und Produktherstellung gewinnt Holz zunehmend an Bedeutung: 15 Prozent der Neubauten in Deutschland sind Holzhäuser. Dabei kann Deutschland mit elf Millionen Hektar Waldfläche auf die größten Holzvorräte in Europa zurückgreifen. Als ökologische Gütesiegel für nachhaltig erzeugte Holzprodukte haben sich national und international vor allem PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) und FSC (Forest Stewardship Council) etabliert.
Nachwachsende Rohstoffe: vom Sockel bis zum Dach
Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zeichnen sich nicht nur durch eine vorzügliche Ökobilanz aus. Sie können in nahezu allen Bereichen des Gebäudebaus eingesetzt werden: bei der Konstruktion, der Fassadengestaltung, als Türen und Fenster, bei der Innenausstattung mit Fußböden, Paneelen oder Deckenverkleidungen, als Dämm- und Dichtstoffe, Farben, Lacke und Putz. Die Auswahl an biobasierten Produkten ist groß: Zum Beispiel können Fußbodenbeläge aus Holz oder anderen nachwachsenden Rohstoffen wie Linoleum aus Leinöl bestehen. Auch Teppiche aus Naturstoffen oder Platten aus Kork sind beliebt. Naturbaustoffe können hervorragende Eigenschaften entwickeln: Richtig eingesetzt sind sie strapazierfähig, atmungsaktiv, gesundheitsverträglich und punkten darüber hinaus mit ihrer umweltverträglichen Herstellung und Recyclingfähigkeit.
Modernisierung: Energie effizienter nutzen
Bei der Instandhaltung und Modernisierung von Altbauten können nachwachsende Rohstoffe neben ihren ökologischen Vorzügen auch technische Stärken ausspielen. Das gilt zum Beispiel für Gebäudeaufstockungen mit Nadelholz, die oft ohne Änderung der jeweils vorliegenden Statik möglich sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Optimierung der Wärmedämmung, da der Energieverbrauch eines Gebäudes über den gesamten Lebenszyklus betrachtet finanziell stärker ins Gewicht fällt als die Gebäudeerrichtung selbst. Hierfür stehen Naturdämmstoffe aus Flachs, Hanf, Wolle oder Cellulose zur Verfügung. Neben ihren hervorragenden Dämmeigenschaften schaffen diese Naturstoffe aufgrund ihrer feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften ein angenehmes Raumklima.
Rückbau: den Kohlenstoff-Kreislauf schließen
Am Ende des Lebenszyklus eines Bauwerks stehen Rückbau und Recycling der verwendeten Baustoffe. Bereits bei der Bauplanung muss an eine mögliche Weiterverwertung der Materialien gedacht werden, für die unter anderem eine problemlose Baustofftrennung erforderlich ist. Sind die Möglichkeiten der Weiterverwendung ausgeschöpft, können die Naturprodukte energetisch verwertet werden. Das dabei frei werdende Kohlendioxid ist Teil des natürlichen Kreislaufes und wird von den nachwachsenden Pflanzen erneut gebunden.