Insgesamt ging der regelmäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen in den vergangenen Jahren zwar zurück. Erschreckend zugenommen hat allerdings der exzessive Alkoholkonsum einer Gruppe von Jugendlichen, die deshalb ärztlich versorgt werden müssen. Die Behandlungszahlen sprechen eine deutliche Sprache. Daten der viertgrößten bundesweiten Krankenkasse KKH-Allianz von über 200.000 Versicherten belegen, dass Jugendliche und junge Erwachsene immer häufiger wegen Alkoholmissbrauchs ärztliche Hilfe benötigen. Aber auch psychische Störungen sind bei jungen Leuten auf dem Vormarsch. Zusammengefasst sind diese und weitere Erkenntnisse im Weißbuch mit dem Titel "Gesund jung?!", das die KKH-Allianz in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover heraus-gegeben hat und das heute zusammen mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, in Hannover vorgestellt wurde.
Immer mehr wegen Alkohol im Krankenhaus
Besonders auffällig ist der Anstieg der Krankenhausbehandlungen wegen Störungen durch Alkohol: Die Behandlungen der 12- bis 21-Jährigen wegen alkohol- bedingter Störungen kletterten zwischen 2000 und 2008 laut Weißbuch um 166 Prozent.Noch drastischer sind die Zahlen in der Gruppe der jungen Erwachsenen zwischen 17 und 21 Jahren: Hier kam es im selben Zeitraum zu einer Verdreifachung der Krankenhaus-behandlungen wegen Alkoholstörungen. Insgesamt rangiert die Diagnose "psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol" bei 12- bis 21-Jährigen auf Rang fünf aller Krankenhausdiagnosen. Ein weiterer Trend zeichnet sich drastisch ab: Immer häufiger müssen junge Leute mehr als einmal im Jahr wegen Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus. Hier hat sich die Zahl zwischen 2001 und 2008 bei den 17- bis 21-Jährigen versechsfacht. Dazu erklärte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, heute in Hannover: "Besondere Sorgen bereitet mir die steigende Zahl von Kindern und Jugendlichen, die aufgrund einer Alkoholvergiftung stationär behandelt werden müssen. Auch wenn diese Gruppe nur eine Minderheit unter den Kinder und Jugendlichen darstellt und der regelmäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen in den letzten Jahren zurückging, brauchen wir einen gesellschaftlichen Konsens darüber, dass Alkohol nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen gehört. Dazu muss zum einen der Jugendschutz konsequent durchgesetzt werden. Zum anderen muss aber auch die Alkoholprävention spezifisch auf diese Risikogruppe abzielen."
Die KKH-Allianz kennt die Problematik: "Als Krankenkasse verfolgen wir diese Tendenzen seit längerem mit Sorge", so Vorstandschef Ingo Kailuweit. "Wir haben bereits wichtige Präventionsansätze aufgebaut und werden dies angesichts der Entwicklung auch weiterhin tun."
KKH-Allianz will vorbeugen
Einer der bestehenden Präventionsansätze ist das Programm "Tom und Lisa", an dem sich die KKH-Allianz maßgeblich beteiligt. Das interaktive Programm richtet sich an Schul-klassen und besteht aus zwei Modulen. In einem ersten Workshop sollen die Teilnehmer eine fiktive Party vorbereiten, sie beschäf- tigen sich mit dem Getränkeeinkauf und überlegen, wie sich Partyspaß ohne Alkohol erreichen lässt. Im zweiten Teil wird dann die Notsituation einer Alkoholvergiftung nachgestellt. Dabei kommt unter anderem eine Rauschbrille zum Einsatz, die einen hohen Alkoholspiegel simuliert. "Unser Konzept zielt nicht auf Abstinenz, sondern soll Jugendlichen ermöglichen, mit ihrem Alkoholkonsum verantwortungsbewusst umzugehen", erklärt Heidi Kuttler, Geschäfts- führerin beim Projektpartner Villa Schöpflin gGmbh - Zentrum für Suchtprävention in Lörrach. "Die große Chance für die Prävention liegt darin, dass im Jugendalter riskantes Trinkverhalten noch nicht eingefahren ist."
Auch psychische Probleme auf dem Vormarsch
Das Weißbuch der KKH-Allianz deckt noch weitere Problemfelder auf. Insbesondere psychischen Störungen müssen immer häufiger ärztlich behandelt werden. So ist die Zahl dreier wesentlicher Diagnosen aus diesem Bereich zwischen 2004 und 2008 bei den 12- bis 21-Jährigen stetig angestiegen: die "Reaktion auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen" um 18 Prozent, "andere Angststörungen und "depressive Episoden" um jeweils rund zehn Prozent. Im Durchschnitt musste jeder sechste junge Mensch wegen psychischer und Verhaltensstörungen einmal im Jahr behandelt werden.
Vierte Ausgabe des Weißbuches
Bereits zum vierten Mal gibt die KKH-Allianz ein Weißbuch zur Prävention heraus. Der aktuelle Band beschäftigt sich mit der Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das Buch fasst den aktuellen Stand zu den Themen Ernährung, Bewegung, Stressbelastung, Umgang mit Suchtmitteln und Medien zusammen. Weitere Themen sind unter anderem Sexualität, Migration und Arbeitslosigkeit.
Die KKH-Allianz ist Deutschlands viertgrößte bundesweite Krankenkasse mit rund zwei Millionen Versicherten. Sie gilt als Vorreiter für innovative Behandlungsmodelle in der gesetzlichen Krankenversicherung. Über 4.000 Mitarbeiter bieten einen exzellenten Service, entwickeln zukunftsweisende Gesundheitsprogramme und unterstützen die Versicherten bei der Entwicklung gesundheitsfördernder Lebensstile. Als eine der ersten gesetzlichen Krankenkassen hat sich das Unternehmen auf den Qualitätsprüfstand des unabhängigen Versicherungsprüfers Assekurata gestellt und konnte das sehr gute Gesamturteil auch in Folgeratings bestätigen. Exklusiver Kooperationspartner der KKH-Allianz ist die Allianz Private Krankenversicherungs-AG. Das jährliche Haushaltsvolumen beträgt knapp fünf Milliarden Euro. Hauptsitz der KKH-Allianz ist Hannover.
Weitere Informationen zur Studie unter www.kkh-allianz.de/weissbuch und unter www.drogenbeauftragte.de.