Dobrindt: "Mit dem Aktionsplan ist es unser Ziel einen Kulturwandel bei Großprojekten einzuleiten: Mit mehr Partnerschaftlichkeit zu mehr Kostentransparenz und Termintreue. Bonus-Malus-Regelungen und klare Vereinbarungen zur Konfliktbeilegung und modernste digitale Systeme können dazu beitragen, Kosten- und Zeitpläne besser einzuhalten."
Die Reformkommission Großprojekte hat den gesamten Bauprozess von der ersten Projektidee über den Planungsvorgang, das Vergabeverfahren, den Bau bis zum Betrieb untersucht. Dabei wurden Ursachen für Kosten- und Terminüberschreitungen identifiziert, Lösungsvorschläge entwickelt und Handlungsempfehlungen abgeleitet.
Daraus wurde ein "10-Punkte-Aktionsplan" entwickelt:
1. Nutzung digitaler Methoden - Building Information Modeling
2. Erst planen, dann bauen
3. Risikomanagement und Erfassung von Risiken im Haushalt
4. Stärkere Transparenz und Kontrolle
5. Kooperatives Planen im Team
6. Vergabe an den Wirtschaftlichsten, nicht den Billigsten
7. Partnerschaftliche Projektzusammenarbeit
8. Außergerichtliche Streitbeilegung
9. Verbindliche Wirtschaftlichkeitsuntersuchung
10. Klare Prozesse und Zuständigkeiten/Kompetenzzentren
Eine Empfehlung der Reformkommission ist es, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Die Methodik des digitalen fünfdimensionalen Planens - drei Dimensionen plus Kosten und Termine - wird mit BIM umschrieben (Building Information Modeling). Sie nutzt gegenüber herkömmlichen computergestützten Planungs-Modellen deutlich mehr Informationen, vernetzt diese und schafft so eine synchronisierte Datenbasis, auf die alle am Projekt Beteiligten zugreifen können.
Das BMVI begleitet BIM in vier Pilotprojekten, jeweils zwei Straßen- und Bahnprojekten zusammen mit der DEGES und der DB AG:
- Brücke im Zuge der B 107n in Sachsen
- Petersdorfer Brücke im Zuge der A19 in Mecklenburg-Vorpommern
- Rastatter Tunnel (auf der Schienenstrecke Karlsruhe-Basel)
- Filstalbrücke (auf der Schienenstrecke Wendlingen-Ulm)
Dobrindt: "Ende des Jahres werden wir einen BIM-Gipfel einberufen und einen Stufenplan vorstellen, wie wir schrittweise digitale Anforderungen für unsere Infrastrukturprojekte einführen."
Die Reformkommission empfiehlt zudem ein transparentes, offenes Risikomanagement: Die Risiken möglicher Zusatzkosten und Verschiebungen von Anfang an zu berücksichtigen und so am Ende zu minimieren.
Das BMVI testet dies bei vier Pilotprojekten:
- Rader Hochbrücke der A7 über den Nord-Ostsee-Kanal
- Achtstreifige Ausbau A40 in Duisburg (einschließlich Rheinbrücke)
- Ortumgehung der B16/B85 in Roding-Altenkreith
- Nordostumfahrung der B301 in Freising.
Dobrindt: "Bauprojekte sind besser beherrschbar, wenn Risiken frühzeitig identifiziert und systematisch gemanagt werden. Durch Risikopuffer und professionelles Risikomanagement können Kosten- und Zeitpläne verlässlicher eingehalten werden. Diese Risikomanagementmethoden wenden wir bei vier Pilotprojekten an."
Eine weitere Empfehlung der Reformkommission ist: Mehr Kooperation. Der Schlüssel zu einem erfolgreichen, im Termin- und Kostenplan umgesetzten Großprojekt liegt in einer offenen und vertrauensvollen Partnerschaft aller Beteiligten. Externe Streitbeilegungsmechanismen, Bonus- Malus-Vereinbarungen für Kosten und Termintreue können einen wesentlichen Beitrag zur verbesserten partnerschaftlichen Zusammenarbeit leisten.
Die Experten werden die Umsetzung der Empfehlungen weiter begleiten. Mit einer "Planung und Bau 4.0 GmbH" wird ein Kompetenzzentrum für BIM aufgebaut. Auf einem BIM-Gipfel soll das Thema Ende des Jahres mit einem Stufenplan zur beschleunigten Etablierung hinterlegt werden.
Den Abschlussbericht sowie Informationen zu den Pilotprojekten und der Reformkommission finden Sie unter: www.bmvi.de/grossprojekte