Für die deutsche Zementindustrie würde das bedeuten: Bei Zertifikatspreisen von 35 Euro je Tonne CO2 müsste sie am Ende über 800 Mio. Euro pro Jahr für eine komplette Ersteigerung aufwenden. Hinzu kämen indirekte Belastungen durch den Strompreiseffekt von jährlich etwa 80 Mio. Euro. Die Gesamtbelastung in Höhe von rund 900 Mio. Euro entspricht etwa 45 Prozent des aktuellen Jahresumsatzes. Das ist betriebswirtschaftlich nicht verkraftbar und würde eine wirtschafts- und klimapolitisch höchst kontraproduktive Verlagerung von Produktion und CO2-Emissionen in Regionen außerhalb der EU nach sich ziehen. Zwar haben auch Berlin und Brüssel diese Problematik erkannt. Gleichwohl will die EU-Kommission erst 2010/2011 über Ausnahmen entscheiden. Kern: "Dabei liegt die Alternative auf der Hand. Statt der extrem kostenintensiven Versteigerung könnte die Zuteilung von CO2-Rechten anhand anspruchsvoller, aber fairer Benchmarks erfolgen. Das europäische Emissionshandelssystem würde so nicht etwa geschwächt, sondern an Zielgenauigkeit und Kosteneffizienz gewinnen. Schon aufgrund unserer Vorleistungen beim Klimaschutz bräuchten wir uns dabei nicht zu verstecken."
Die Zementbranche, die derzeit wieder an Fahrt gewinnt, muss nun befürchten, durch drastische Kostenbelastungen und mangelnde Investitionssicherheit völlig "ausgebremst" zu werden. Vor allem aufgrund des Rückgangs beim Wohnungsbau war der Zementverbrauch in Deutschland in 2007 mit 27,2 Mio. Tonnen um 5,9 Prozent unter den Vorjahreswert gefallen. Die Zementimporte verringerten sich auf einen Tiefstwert von nur noch 1,1 Mio. Tonnen, während die Exporte durch einen Zuwachs um fast 10 Prozent auf 8 Mio. Tonnen ein neues Rekordniveau erreichten. Der Umsatz der Zementbranche legte 2007 auf 2,1 Mrd. Euro zu, wobei dem Anstieg um gut 13 Prozent beträchtliche Kosten, insbesondere beim Produktionsfaktor Energie, gegenüberstehen. Zugleich gelang es der deutschen Zementindustrie, die Zahl ihrer Beschäftigten mit 7.162 Mitarbeitern in etwa auf dem Niveau des Vorjahres zu stabilisieren.
Zuversichtliche Erwartungen der Bauwirtschaft für die Rohbautätigkeit in 2008, die auf einer verbesserten Nachfrage im Wohnungsbau und einem verstärkten Wachstum im Tiefbau beruhen, lassen die Branche hoffen, dass die inländische Zementnachfrage wieder anzieht. Für den erwarteten Zuwachs müssen allerdings die Rahmenbedingungen im Wohnungsbau und beim Ausbau und Erhalt der Infrastruktur stimmen.