"Ab dem frühen Nachmittag stehen bei uns die Bänder still", sagt Konrad Linkenheil, Vorsitzender des BOGK und Hersteller der traditionellen Spreewälder Gurken. "Die Gläser werden nicht voll", berichtet ein Betrieb aus Bayern. Ähnlich äußern sich die Hersteller in Baden- Württemberg sowie der Kölner Bucht. In den Betrieben fällt die sonst übliche dritte Tagesschicht derzeit ersatzlos aus.
Selbst unter optimalen Wetterbedingungen bis zum Ende der Ernte im September wird die zur Verfügung stehende Menge dieses Jahr nach Ansicht des Bundesverbands nicht ausreichen, die Nachfrage zu decken. Aus dem Vorjahr ist außerdem nicht genügend Ware im Lager, um die Versorgungslücke zu schließen.
Für Verarbeiter und Bauern gleichermaßen reisst die Missernte erhebliche Löcher in die Kalkulation. "Die Lage ist dramatisch, denn die Kosten auf der Personalseite bei Ernte und Produktion laufen weiter", betont BOGK-Geschäftsführer Christoph Freitag. Die gesamte Branche wird in diesem Jahr Verluste schreiben, so die Einschätzung des Verbands.
Grund für die Gurkenknappheit ist vor allem das nasskalte Wetter im April und Mai. Dadurch hat sich zunächst die Aussaat um ein bis zwei Wochen verzögert. Aufgrund der Kälte und Nässe im Mai ist die Saat dann nicht aufgegangen, sondern im frühen Stadium verfault. Nachsaaten wurden notwendig. In Bayern haben zudem Hochwasser und steigendes Grundwasser großflächig die Felder geflutet. Hier mussten alle Pflanzen neu gesetzt werden. Bundesweit haben kalte Nächte bis in den Juli hinein die Pflanzen zusätzlich gestresst, so dass sie auch in den letzen zwei sonnigen Wochen nicht genug Ertrag brachten. Die Bestände stehen nach wie vor schlecht.
Auch andernorts hat das nasskalte Wetter der Ernte zugesetzt. Ersatzware beispielsweise aus Ungarn ist nicht verfügbar. Und die Ernte in Österreich, so berichten Brancheninsider, ist vollständig ausgefallen.