Zynisch ist der Vorwurf, dass Orphan Drugs nur gegen Krankheiten helfen, die nur wenige Menschen haben. Genau das ist der Sinn und Zweck der Regelungen für Arzneimittel für seltene Erkrankungen - um diese kleinen Gruppen von Patientinnen und Patienten ging es der EU, als sie die Förderung der Entwicklung von Orphan Drugs beschlossen hat. Der Arzneimittelentwicklung für seltene Erkrankungen fehlte vorher weitgehend die wirtschaftliche Grundlage. Diese Regelungen sind eine Erfolgsgeschichte: Vor ihrem Inkrafttreten 1999 gab es nur fünf Arzneimittel, die für seltene Erkrankungen zugelassen waren, mittlerweile sind es 67. Es kann und darf nicht sein, dass Forschung, die sich zum Ziel setzt Menschen zu helfen, die eine bisher nicht therapierbare Krankheit haben, nun diskreditiert wird. "Wie kann man dies kritisieren, wenn man die Versorgung von Menschen verbessern will?", fragt Fahrenkamp. "Patienten mit seltenen Erkrankungen haben den gleichen Leistungsanspruch gegenüber der Gesetzlichen Krankenversicherung wie Menschen, die an häufigen Erkrankungen leiden."
Weiterhin sind auch Behauptungen, dass Orhan Drugs regelhaft eine beschleunigte Zulassung erhielten, schlicht falsch. Orphan Drugs unterliegen der regulären Arzneimittelzulassung in Europa. Ebenfalls falsch ist der Vorwurf, es sei Taktik der pharmazeutischen Industrie, für Orphan Drugs nach der Zulassung schnell Indikationserweiterungen zu erreichen. Von den 67 als Orphan Drugs anerkannten Mitteln haben nur fünf eine Zulassung für mehr als eine Indikation. Aus dem einen Arzneimittel, das als Orphan Drug für mehr als vier Indikationen zugelassen war, eine Umgehungsstrategie der Pharmaindustrie zu konstruieren, ist falsch und schlichtweg inakzeptabel - vor allem weil dieses Arzneimittel seit April 2012 gar nicht mehr den Status als Orphan Drug hat. Grundsätzlich gilt die Anerkennung als Orphan Drug immer nur für die entsprechende seltene Indikation und nicht für das Arzneimittel als Ganzes. "Arzneimittel für seltene Erkrankungen brauchen eine ehrliche Debatte - unhaltbare Behauptungen helfen keinem Patienten!", so Fahrenkamp.