In Berlin stellte Gunnar Uldall aktuelle Branchenzahlen und die inhaltlichen Schwerpunkte des Verbandes vor. "Die Branche beweist ihre stetig zunehmende Bedeutung für die stark exportorientierte deutsche Volkswirtschaft", sagte Gunnar Uldall. "Mit einem Wachstum der Sendungsstückzahlen um knapp fünf Prozent und einem Umsatzwachstum von über fünf Prozent hat sich gemäß einer ersten Trendmeldung der deutsche Kurier-, Express- und Paket- (KEP) Markt zu einer Schlüsselbranche im Dienstleistungssektor entwickelt." Für 2008 rechnen wir mit einem weiteren moderaten Wachstum. Das Wachstum wirkt auch positiv auf die Beschäftigung: BIEK Unternehmen stellten im Jahr 2007 rund 3.000 neue Mitarbeiter ein. Aktuell besteht vor allem ein Personalbedarf bei qualifizierten Fahrern.
Der Verband will sich folgenden Themen besonders zuwenden:
Nachhaltigkeit: Der Verband engagiert sich seit vielen Jahren für eine Balance zwischen ökonomischem Geschäftsbetrieb und ökologischem Wirtschaften und für die Verkehrssicherheit. Neben Energiesparmaßnahmen in den Verteilzentren setzen Mitgliedsunternehmen des BIEK nachhaltige Konzepte rund um Fuhrpark und Flotten um. Durch den Einsatz und Test alternativer Antriebe (Erdgas, Hybridfahrzeuge, Brennstoffzellen), durch technische Maßnahmen aber auch durch effiziente Tourenplanungen und Fahrerschulungen konnten CO2- und Feinstaubemissionen signifikant verringert werden. Ein weiterer Beitrag für nachhaltigen Klimaschutz könnte die Verlagerung von Verkehren auf die Schiene sein. Uldall kündigte diesbezüglich Gespräche mit der Deutschen Bahn AG an.
Sicherheit: Mit großem Erfolg führen die im BIEK zusammengeschlossenen Unternehmen seit vielen Jahren Verkehrssicherheitsprogramme für alle Fahrzeugklassen - vom Kleintransporter bis zum schweren LKW - durch. "Der BIEK und seine Mitgliedsunternehmen nehmen ihre Verantwortung für Mitarbeiter, Kunden und andere Verkehrsteilnehmer sehr ernst", sagte Uldall. "Wir werden deshalb die Maßnahmen zur Verkehrssicherheit noch weiter ausbauen, etwa durch zertifizierte Ladungssicherungssysteme, zusätzliche technische Fahrzeugüberprüfungen, Fahrsicherheitstrainings und Prämienprogramme für unfallfreies Fahren."
Wettbewerbsgleichheit: Ein weiterer Schwerpunkt der Präsidentschaft von Gunnar Uldall ist die Post- und Wettbewerbspolitik. Obwohl der deutsche Postmarkt seit Anfang 2008 formal liberalisiert ist, existieren nach wie vor gravierende Wettbewerbsverzerrungen, insbesondere hinsichtlich der Mehrwertsteuer. Die Deutsche Post AG ist als einziger Postdienstleister für Briefe bis 2 kg und für Pakete bis 20 kg von der Umsatzsteuer befreit. Durch das Mehrwertsteuerprivileg der Deutsche Post AG gehen dem Staat jährlich mehrere Hundert Millionen Euro Steuereinnahmen verloren.
"Wettbewerb funktioniert nur dann, wenn die politischen Rahmenbedingungen in Ordnung sind. Wir treten deshalb mit Nachdruck dafür ein, dass im Umsatzsteuerrecht eine wettbewerbsneutrale steuerliche Regelung für alle Postdienstleister getroffen wird", sagt Gunnar Uldall.
"Entweder werden alle Postdienstleister von der Umsatzsteuer befreit oder keiner."
Da keine dieser Möglichkeiten durchsetzbar sein dürfte, tritt der BIEK für einen Kompromiss ein: Briefeinlieferungen bis 50 Stück sollen von der Umsatzsteuer befreit werden. Damit wird der private Haushalt von der Neuregelung nicht betroffen. Gewerbliche Massensendungen, Pakete, Wertsendungen und Eilbriefe sollen künftig umsatzsteuerpflichtig sein. Eine Preiserhöhung durch den Fortfall der Umsatzsteuer wird es nicht geben. Der Wettbewerb zwischen der DP AG und privaten Postdienstleistern ist so intensiv, dass eine Überwälzung der Mehrwertsteuer auf die Kunden der DP AG kaum möglich scheint. Die privaten Dienstleister bieten heute - mit Mehrwertsteuer - zu etwa gleichen Preisen an, wie die DP AG ohne Mehrwertsteuer. Durch die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingen werden Investitionen bei den privaten Dienstleitern möglich, werden neue Arbeitsplätze geschaffen und wird das Infrastrukturnetz enger und damit kundenfreundlicher gestaltet werden.
Lebenslauf Gunnar Uldall
Präsident des BIEK
Beruflicher Werdegang
- 17.11.1940 geboren in Hamburg
- 1960 Abitur
- 1960-1962 Wehrdienst, Studium der Volkswirtschaftslehre
- 1966 Diplomvolkswirt
- 1966-2001 Unternehmensberater
- 1966-1982 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
- seit 1992 stellvertretender Landesvorsitzender der Hamburger CDU
- 1983-2001 Mitglied des Deutschen Bundestages
- 1996-2001 Wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
- 11/2001-05/2008 Wirtschafts- und Arbeitssenator der Freien und Hansestadt Hamburg
- seit 06/2008 Präsident des Bundesverband Internationaler Ex-press- und Kurierdienste e. V.
Veröffentlichungen und Auszeichnungen
- 1996 Veröffentlichung: "Die Steuerwende - Eine neue Einkommensteuer, einfach und gerecht", Knauer Verlag, München
- 1997 Deutscher Mittelstandspreis
- 1998 Wolfram-Engels-Preis für die Vorschläge zur Reform der Einkommensteuer