„Im vergangenen Jahr haben wir eine bemerkenswerte Entwicklung im konventionellen Lebensmittel-Einzelhandel beobachten können. Auf der einen Seite haben viele Discounter und Supermärkte ihr Bio-Sortiment ausgebaut. Auf der anderen Seite wurde massiv auf Werbung und Marketing gesetzt, um diese Bio-Anteile im Sortiment verstärkt zu kommunizieren“, stellt Elke Röder fest. Sie ist Geschäftsführerin des Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e.V., der den Fachhandel mit Bio-Lebensmitteln vertritt. „Das drückt das Dilemma aus, auf das sich die Konventionellen zubewegen. Denn Bio ist trotz allem nur ein geringer Teil des Sortiments bei REWE, Lidl und Co. Wenn die gesellschaftliche Entwicklung anhält – und das wird sie – werden diese Bio-Anteile im Sortiment langfristig die Ansprüche der Kunden nicht mehr befriedigen können. Die Konventionellen können zwar auf den Megatrend Bio aufspringen, aber sie können ihn nicht kapern. Und die Bio-Originale wachsen weiter stabil.“
Für die Stabilität des Fachhandels spricht zudem, dass man mit circa 2.500 Verkaufsstellen in ganz Deutschland der Marktmacht des konventionellen Lebensmitteil-Einzelhandels und Drogerien (circa 40.000 Filialen) bereits seit Jahrzehnten erfolgreich widersteht. Gleichzeitig wächst die Zahl der Kunden, die diese Alternative nutzen und im Bioladen einkaufen. Im Jahr 2017 gab es in der deutschen Bevölkerung rund 12,73 Millionen Personen, für deren Haushalt Lebensmittel in Bioläden eingekauft wurden. 2016 waren es noch 12,11 Millionen.[1] Für diese Entwicklung sprechen auch die aktuellen Zahlen[2] des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft: zwei Drittel der Befragten (66 %) erwarten, dass in der Landwirtschaft die Tiere artgerecht gehalten werden. 62 Prozent ist die Qualität der Produkte sehr wichtig. Jeder Zweite (48 %) wiederum misst umweltschonenden Produktionsmethoden sehr hohe Bedeutung zu.
„Mit der gesellschaftlichen Entwicklung muss aber auch die Politik Schritt halten“, so Röder. Im vergangenen Jahr forderte der BNN bereits eine Absenkung der Mehrwertsteuer für Bio. Brüssel plant nun, den Mitgliedsstaaten in puncto Mehrwertsteuer mehr Flexibilität einzuräumen[3]. Diesen Ball muss die kommende Bundesregierung dringend aufnehmen, will sie nachhaltige Leistungen auch steuerlich fördern.“
[1] Statista, https://de.statista.com/...
[2] Der BMEL-Ernährungsreport 2018
[3] https://ec.europa.eu/...