„Nach fünf Jahren und fünf Alben sagen wir Fcksptfy!“, fasst Jan Pascal, Gitarrist und Komponist der Band die Kritik der beiden Musiker in deutlichen Worten zusammen. „Dieses System ist wie Billigfleisch. Es macht alles kaputt. Die Musikindustrie hat sich damit selbst abgeschafft.“
Bereits im April 2021 hatte die Band aus dem baden-württembergischen Buchen mit der Veröffentlichung einer digitalen Abrechnung der Streaming-Tantiemen auf seiner Facebook-Seite auf die Hintergründe der Entscheidung aufmerksam. Für das zweite Halbjahr 2020 wies die Abrechnung eine Zahlung von 102 Euro aus, die Café del Mundo für insgesamt 125.000 Zugriffe auf ihre Titel vom Anbieter Spotify erhalten hatte.
„Unsere Fans müssten uns 300 Jahre lang hören, damit jeder von uns 1.000 Euro verdient“, rechnet Jan Pascal vor. „Hätten wir früher sämtliche Neuerscheinungen eines Monats für 10,- Euro unbegrenzt hören können? Undenkbar. Wie sollen so wertige Inhalte geschaffen werden? Ganz abgesehen von den negativen Nebenwirkungen von Streaming-Diensten auf die Qualität der Musik.“
Mit der Kritik ist Café del Mundo bei weitem nicht allein. Die Stimmen, insbesondere aus den Reihen der unmittelbar betroffenen Musiker, werden immer lauter. Spotify-Gründer und CEO Daniel Ek zeigt sich hingegen der eigenen Marktposition bewusst und weist Kritik pauschal zurück. In einem Interview mit der britischen Musikbusiness-Plattform „Music Ally“ reagiert er mit den Worten „Du kannst nicht alle drei oder vier Jahre Musik aufnehmen und denken, dass das genug sein wird“ und fügt noch hinzu „Künstler sollen einfach mehr arbeiten, um über die Runden zu kommen.“
Als Reaktion entschied Café del Mundo, seine Alben nicht mehr über Spotify und andere Streaming-Dienste zu veröffentlichen, sondern im Streaming-on-Demand über eine eigene App anzubieten. Mit der „Mundo-App“ erhalten Fans der Band und Interessierte Zugriff auf alle bisherigen Alben und exklusiv auf das neue Album „Guitar Super Nova“.
„Eine andere Welt ist möglich. Wir müssen es einfach machen wollen“, begründet Jan Pascal die Entscheidung. Die Band nutzte das siebenmonatigen Auftrittsverbots im Zuge der Corona-Pandemie für die Entwicklung der App und hofft nun auf die Signalwirkung der eigenen Entscheidung. „Wir konnten Dinge erkennen und verändern. Die Digitalität steckt voller Chancen. Wie bei jeder Medienrevolution muss dem anfänglichen Chaos eine Moderation und eine neue Ordnung folgen.“