Den sechsgeschossigen Neubau an der Berliner Allee hat das Studentenwerk schlüsselfertig vom Projektentwickler GSP Städtebau Berlin gekauft. Für die Gestaltung wünschte sich Reichwein etwas Fröhliches, Positives. "Keine tristen Wände, sondern etwas, womit sich die Studenten identifizieren können." Das Miteinander soll im Vordergrund stehen in dem 21 Millionen Euro teuren Neubau, der Platz für 294 Studenten bietet und auch über Gemeinschaftsräume und eine Kindertagesstätte verfügt. Da ist auch das Erscheinungsbild des Hauses von Bedeutung. Ursprünglich schwebte Reichwein Graffiti vor, doch dann entstand der Kontakt zu dem jungen Offenbacher Kunstmaler Erik Pfeiffer. Unter dem Namen "Umgebungsfarbe" realisiert der Absolvent der Hochschule für Gestaltung mit seinem Kollegen Daniel Eyrich Gestaltungsprojekte.
Die Explosion fand tatsächlich statt
"Es ist die Momentaufnahme einer Explosion aus dem Zentrum eines geschlossenen Körpers heraus, dem Innenhof", sagt Erik Pfeiffer über seinen Entwurf für das Studentenwohnheim. Die jungen, frischen Farbverläufe passen gut zu den Bewohnern des Neubaus, das hat auch das Studentenwerk überzeugt. "Im Prinzip kann ich mir das aber auch an einem Industriegebäude gut vorstellen" , bemerkt der Künstler. Wandmalerei ist für den 30-Jährigen in jedem Umfeld eine besondere Art gelebter Kunst; das Gebäude ist begehbar, man verweilt nicht bloß vor einem Gemälde. "Ich komme zwar eher aus der Ölmalerei, aber Fassadengestaltung hat mich schon immer interessiert, weil sie sichtbar und allgegenwärtig ist."
Für die Umsetzung seiner Idee hat Pfeiffer tatsächlich eine Farbexplosion gezündet - mit Acrylfarben und einem Silvesterböller in einem Papiermodell des Studentenwohnheims im Maßstab 1:86. Die Papierseiten scannte er anschließend für die digitale Nachkolorierung am Rechner ein. Am Ende der insgesamt zwei Jahre dauernden Vorbereitungsarbeit stand die handwerkliche Übertragung der optimierten Vorlage auf die Fassade des Wohnheims.
Fassadenfarbe Muresko in eigens angemischten Farbtönen
Dabei stellte die Wahl der passenden Farbe eine besondere Herausforderung dar, weil die Gestaltung auf dem Oberputz eines Wärmedämm-Verbundsystems erfolgte. Dem Studentenwerk und dem Künstlerduo Pfeiffer/Eyrich stand hier Caparol-Planer und Objektberater Peter Weidmann als engagierter Partner zur Seite. Er hatte sich frühzeitig in das Bauprojekt eingeschaltet und brachte die Kompetenz in punkto Farbe mit. Die Wahl fiel auf die Fassadenfarbe Muresko. Die Siliconharzfarbe auf SilaCryl-Basis hat einen mineralischen Charakter und zeichnet sich durch hervorragende bauphysikalische Eigenschaften wie hohe Wasserdampfdurchlässigkeit und gute Wetterbeständigkeit aus. Sie ist wasserabweisend nach DIN 4108 und bietet Schutz vor Algen- und Pilzbefall. 150 Liter dieses Produkt ließ Weidmann eigens für die Wohnheimgestaltung in den 45 Farbtönen anmischen, die Erik Pfeiffer in seinem Entwurf vorgegeben hatte. Sogar die Caparol-Forschungsabteilung zog der rührige Außendienstler zu Rate, um die Brillanz und Intensität der Farbtöne zu reproduzieren. "Caparol hat wirklich sehr viel getan", sagt Karlheinz Reichwein, "die Beratung durch den Außendienst war klasse."
Brillanz und Intensität der Farbtöne an der Fassade reproduziert
Der Aufwand hat sich gelohnt, die intensiven Farbtöne des Entwurfs konnten an der Hausfassade originalgetreu wiedergegeben werden: "Die Brillanz ist super", lobt Erik Pfeiffer, "Muresko hat eine tolle Deckkraft, gute Viskosität und kurze Trocknungszeiten." Caparol-Verkaufsberater Weidmann wiederum war angetan von der Arbeit der beiden Künstler: "Es ist eine Gestaltung weg vom Standard, und die jungen Leute sind da mit Elan rangegangen. Die Zusammenarbeit hat richtig Spaß gemacht." Auch handwerklich konnten die Kunstmaler überzeugen - wobei Erik Pfeiffer durchaus Unterschiede zu den Kollegen aus dem Malerhandwerk festgestellt hat, die parallel auf der Baustelle tätig waren: "Malermeister achten ja immer auf weiße Kleidung, aber wir waren von oben bis unten voll mit Farbe", berichtet er amüsiert. Und schwindelfrei mussten die beiden auch noch sein: Für ihn und seinen Kollegen sei es neu gewesen, hoch oben an einer Fassade zu hängen und zu malen. "Wir haben zwar auch schon Kletterwände gestaltet, aber vor der Größe der Wand hatten wir schon Respekt."
In dieser Hinsicht war die Gestaltung im Innenhof des Wohnheims einfacher. Auch dort hat die imaginäre Explosion ihre Spuren hinterlassen: auf Bodenplatten und Steinen. Daniel Eyrich ordnete die Bodenplatten an, die er und Erik Pfeiffer zuvor grundiert und mit Harz bemalt hatten. Darüber kam eine Beschichtung mit dem Caparol-Bautenschutzprodukt Disboxid 420 als rutschhemmende Versiegelung. Zudem legte Eyrich im Hof mehrere große Flusssteine aus, die anschließend gemeinsam bemalt wurden.
Ein Video des Gestaltungsprozesses ist auf der Website des Künstlerduos Pfeiffer/Eyrich zu sehen: www.umgebungsfarbe.de