Vom und mit dem Auto lebt und atmet die Stadt. Denn Wolfsburg ist Volkswagen, und Volkswagen ist Wolfsburg. Tagtäglich strömen Tausende von Menschen ins deutsche Auto-Mekka, die als Produzenten, Kunden oder Wissbegierige mit der Welt des Autos zu tun haben oder sich dafür interessieren. Die Hotellerie und Gastronomie ist auf ihren Besuch vorbereitet und bemüht, ein guter Gastgeber zu sein. Wer mit der Bahn anreist, hat zum Beispiel zum TRYP Wolfsburg nur einen kurzen Weg zurückzulegen. Das zur BIH Berliner Immobilien Holding GmbH gehörende und von der Sol Melia Deutschland betriebene 4-Sterne-Hotel beherbergt seit gut einem Jahrzehnt Gäste und bildet zusammen mit dem Cinemax ein Gebäudeensemble, das sich mit seiner Geradlinigkeit dem umgebenden Stadtbild anpasst. Gebaut wurde es in der damals verbreiteten Bauweise mit "verlorener Schalung", die den Vorteil einer guten Schallabsorption im Gebäude besitzt. Die Wärmedämmung entsprach der 1998er Wärmeschutz-Verordnung und wurde im zweiten Anlauf auf den aktuellen Stand gebracht. Der Gelbton, in dem sich das Haus präsentierte, trug dem Geschmack der damaligen Zeit Rechnung.
Wandel auf der Tagesordnung
Nach einem Jahrzehnt waren sich Eigentümer und Betreiber einig, dass das äußere Erscheinungsbild des Hotels mit der Hochwertigkeit seines Angebots nicht mehr Schritt hielt. An der Bausubstanz zeigten sich Mängel, und die Fassaden war zunehmend unansehnlich geworden, was angesichts der moderner Architektur in der Nachbarschaft besonders ins Auge fiel. Im Ergebnis wurde entschieden, in die Instandhaltung und Aufwertung des Hotels zu investieren und dabei der Nachhaltigkeit der baulichen Maßnahmen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Bei der Ideenfindung bedienten sich die ARWOBAU - als Tochter der Berliner Immobilien Holding Verwalter des Immobilienbestandes - und Betreiber Sol Melia sowohl des eigenen kreativen Potenzials als auch der Kompetenz von Systemherstellern und Handwerk, wie der Regionaldirektor der Hotelkette Muhammet Akdere versicherte. Oberstes Anliegen der Sanierung sei gewesen, die Hochwertigkeit und Gediegenheit des Hotelbetriebs im äußeren Erscheinungsbild des Hauses sichtbar zu machen. Dazu bedurfte es mehr als eines neuen Anstrichs. Was den Investoren vorschwebte, war eine anspruchsvolle und robuste Gebäudehülle, die ihren Charme auf lange Sicht behalten würde.
Eleganz mit Dauerhaftigkeit
Den entscheidenden Impuls für die Fassadengestaltung lieferte ein benachbartes Gebäude in Klinkeroptik. Auf dem Markt sind für die Gestaltung von Verblendmauerwerk neben Naturstein die leichtgewichtigen dekorativen Meldorfer Flachverblender von Caparol. Sie zeichnen sich durch Oberflächenvielfalt, Witterungsbeständig- und Strapazierfähigkeit aus. Lutz Hildebrandt von der ARWOBAU begründete die Entscheidung zugunsten der Meldorfer Verblender mit den Worten: "Wir wollten nicht nur eine elegante, sondern auch eine dauerhafte Oberflächenbeschichtung haben". Vorausgegangen war diesem Votum ein gründliches Studium von Eigenschaften und Anmutung der Verblender. Die Probeflächen, die angelegt wurden, favorisierten das Sonderformat in den Abmessungen 130 x 300 Millimeter im anthrazitgrauen, braun melierten Farbton, das den Vorstellungen von Eigentümer und Betreiber am nächsten kam. Diese Ausführung verleiht der Fassade nicht nur einen edlen Charakter, sondern transportierte auch das für die Ausstattung gewählte, aus Grau- und Rottönen bestehende Farbdesign nach außen, wie Designerin Doris Weiß betonte, die eng mit dem Caparol-FarbDesignStudio in Ober-Ramstadt zusammenarbeitete. Im Vorfeld waren die Säulen im Außenbereich des Hotels bereits rot gestrichen worden. Diesen Rotton nahmen auch Fassadenelemente in den Fensterreihen auf.
Carbonfasern halten Spannungen aus
Die Entscheidung für Verblender in einem dunklen Farbton blieb nicht ohne Konsequenzen. Um die bei starker Sonneneinstrahlung durch hohe Oberflächentemperaturen entstehenden Spannungen aufzunehmen, bedarf es einer besonders widerstandsfähigen Armierung. Ein solcher carbonfaserverstärkter Spachtel gehört bei Caparol zum System.
Mit der Überprüfung der technischen Machbarkeit hatte der Investor das Leipziger Büro HJW + Partner Bausachverständige + Ingenieure beauftragt, das vorhandene, die Statik betreffende Bedenken aus dem Weg räumte und mit der Ausschreibung den Weg für den Verarbeiter vorgab.
Den Zuschlag für die Fassadensanierung erhielt mit der Malerwerkstätten Heinrich Schmid GmbH & Co. KG Braunschweig ein alter Bekannter, der in der Vergangenheit im TRYP schon mehrfach zur vollsten Zufriedenheit des Betreibers tätig gewesen war und das in der Ausschreibung geforderte Fassadensystem beherrschte. Nur die Dimension der Verblender sei die Unbekannte in der Gleichung gewesen, resümierte Niederlassungsleiter Andy Mielis und verwies darauf, dass unterstützend die Caparol-Anwendungstechnik mit von der Partie war. Besondere Anforderungen stellte der Auftrag allerdings angesichts der sommerlichen Witterung an die Handwerker, deren Einsatzbereitschaft und Flexibilität Lutz Hildebrandt von der ARWOBAU würdigte.
Haus mit Ausstrahlung
Insgesamt hatten sie es mit 1800 Quadratmeter Fassadenfläche zu tun. Zur Stabilisierung des Untergrundes, erläuterte Andy Mielis, wurde zunächst die ganze Fassade gedübelt. Das Aufbringen der Armierung musste angesichts von Temperaturen um die 30 Grad C mehrfach auf die Morgen- und Abendstunden verschoben werden, weil nur darunter Qualitätsarbeit möglich war. Im Interesse eines lebendigen Erscheinungsbildes wurden die Meldorfer Verblender im "wilden" Verband mit geringstmöglicher Fugenstärke verlegt. Große Aufmerksamkeit habe sein Team den Anschlüssen an die vorhandenen Bauteile wie zum Beispiel die Fensterverblechung geschenkt, betonte Mielis. In offenen Fragen habe er sich mit Caparol-Fachmann Axel Schmidt-Adlung beraten, der das Vorhaben von der Ideenfindung bis zum Abschluss inspirierte und begleitete. Seiner Auffassung nach ist es gelungen, der Fassade den gewünschten edlen Charakter zu geben, der weit über die Backsteinoptik hinausgehe. Gleichfalls zuzustimmen ist der Feststellung von Designerin Doris Weiß, dass das Hotel TRYP in Wolfsburg nunmehr die ihm zustehende äußere Ausstrahlung besitzt.
Wolfram Strehlau