Eigenwilliges Bauwerk kommt gut an
Seit kurzem ist das Schweizer Städtchen um eine architektonische Attraktion reicher: Nahe des Bahnhofs, zwischen Bahnlinie und Straßen, wie auf einer Insel gelegen, wurde ein hochmodernes Bürogebäude, das so genannte „KRAFTWERK“, errichtet. Mit zwei aneinander gebauten Quadern in unterschiedlicher Höhe, ist das Bauwerk des Wiler Architekten Roger Edelmann eigenwillig und zieht die Blicke auf sich. Markant sind auch die hohen Bogenfenster, die viel Licht in das Gebäude lassen. In seiner Formensprache nimmt das Gebäude, in dem ein Fitnesscenter, ein Finanzplaner und das Architekturbüro von Edelmann untergebracht sind, Bezug auf die örtliche Bautradition. Roger Edelmann erläutert: „Ich habe das Objekt in der Tradition von Industrie- und Lagerbauten konzipiert. Das Zusammenspiel von Halle und Kopfbau ist von englischen Powerplants inspiriert.“ Auf den ersten Blick könnte das KRAFTWERK ein Bahnhofsgebäude oder ein Elektrizitätswerk aus der Gründerzeit sein.
Roger Edelmann war es sehr wichtig, dass das Gebäude einen passenden Namen erhält; passend zur Botschaft, die es portiert. Bereits ein Jahr nach Fertigstellung genießt das KRAFTWERK große Bekanntheit.
Kraftwerk genießt hohe Bekanntheit
Ein markanter Pylon markiert den Eingangsbereich: In der Form eines Buchrückens mit Spiralfederbindung, einem Logo und dem Schriftzug „KRAFTWERK“ zieht er die Blicke auf sich. Doch was dem gesamten Gebäude seine spezielle Ausstrahlung verleiht, ist die Klinkerfassade aus zufällig angeordneten, schwarzen, anthrazitfarbenen und grauen Steinen. Es sind keine massiven Klinkersteine – aber das fällt nicht einmal bei genauer Betrachtung auf – sondern schmale Flachverblender.
„Ich wollte eine dunkle Fassade haben. Dadurch können wir das vertraute Bild der braunen Klinkerfassaden durchbrechen und so die Aufmerksamkeit subtil auf das KRAFTWERK lenken. Dies funktioniert in der Schweiz, weil bei uns traditionell nur bräunliche Klinker verwendet werden“, sagt Roger Edelmann. Das Vorhaben drohte allerdings anfänglich zu scheitern. Der Einsatz von echten Klinkerriemchen in Schwarz hätte zu viele Dilatationsfugen erfordert, als dass das Mauerwerk noch kraftvoll ausgestrahlt hätte.
So kam Roger Edelmann auf die Meldorfer Flachverblender von Caparol, die ihn begeistern. Diese vier bis sechs Millimeter dicken, klinkerartigen, handgeformten Putzteile bestehen überwiegend aus mineralischen Grundstoffen. Die dunklen Flachverblender sind eine Sonderanfertigung: Als Vorlage dienten Massivklinker, ausgesucht von Roger Edelmann, die durch den Brand von Haus aus einen gewissen Glanz haben. Die Caparol Farben AG beauftragte die Sonderanfertigung im Flachverblenderwerk in Meldorf, wo diese in den gewünschten Farbtönen und dem feinen Glanz der Originale eigens für das Kraftwerk angefertigt wurden. „Die genauen Farbnuancen zu treffen und auch den Glanz der Originalklinker, das war eine Herausforderung. Doch wir konnten Herrn Edelmann schließlich mit unsern Mustern überzeugen“, freut sich Caparol-Bezirksleiter René Amstad.
Beste Wärmedämmung unter den Verblendern
Durch die Klinkeroptik wirkt das Gebäude bodenständig und natürlich. Doch die Gebäudesprache ist hochmodern, die willkürliche Anordnung aus 50 Prozent schwarzen, und je 25 Prozent schwarzgrauen und grauen Klinkern mit Glanzüberzug gibt dem Ganzen einen natürlichen Touch. Und die energetische und ökologische Ausrichtung ist auf dem neuesten Stand. Die Verbindung dieser Aspekte ist dem Architekten bei seinen Bauten sehr wichtig. Das Energiekonzept des Kraftwerks basiert auf einer Holzpelletsheizung und einer Photovoltaikanlage. Die Pellets werden im Inneren des mächtigen Pylons gelagert, der als Silo für 20 Tonnen konzipiert wurde. Darunter, also mit direkter Anbindung, befindet sich der Heizkessel.
In dem Fitnesscenter, das im Kraftwerk untergebracht wurde, erzeugen die Fitnessgeräte die Energie für ihre Bildschirme selbst: Das Fitnesscenter ist das einzig CO2-neutrale in der Schweiz.
Beim Energiekonzept spielt die Energieeinsparung durch Wärmedämmung eine entscheidende Rolle. Daher wurde die gesamte Gebäudehülle mit einem Wärmedämm-Verbundsystem versehen, das sich unter den Flachverblendern befindet. Die Capatect Dalmatiner Fassadendämmplatten 032 von Caparol, die den Richtlinien der Energieeinsparverordnung entsprechen, wurden mittels Capatect Klebe- und Armierungsmasse 186M auf die Betonwände aufgebracht. Die verarbeitungsfreundliche und leistungsfähige Capatect Dalmatiner Fassadendämmplatte sorgt für eine optimale Wärmedämmung des Gebäudes. Statt des üblichen Fassadenputzes kamen auf die Dämmung die Meldorfer Flachverblender – eine hochattraktive Alternative. Die Flachverblender sind trotz ihrer geringen Dicke äußerst strapazier-und widerstandsfähig, das heißt, stoß- und kratzfest gegen mechanische Beanspruchung – und sie sind witterungs- und UV-beständig.
Carbon-System für höchste Ansprüche
Da die dunkelfarbigen Verblender einen tiefen Hellbezugswert haben, unterliegt das Wärmedämm-Verbundsystem hohen thermisch-physikalischen Belastungen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, entschieden sich die Bauverantwortlichen für die äußerst stabile Armierungsmasse Capatect CarboNit. Diese zweikomponentige Armierungsmasse ist mit Carbonfasern verstärkt. Die Kohlefasern können Spannungen, die durch starke Temperaturunterschiede entstehen, aufnehmen und so die Gefahr von Rissbildungen im Wärmedämm-Verbundsystem verhindern.
Auf die Polystyrolplatten kam eine Doppelarmierung, das heißt zwei Lagen Armierungsgewebe wurden in die insgesamt acht Millimeter dicke Capatect CarboNit-Armierungsschicht eingebettet.
Da das KRAFTWERK ein Pilotprojekt in der Schweiz ist, war eine enge Zusammenarbeit und Betreuung der Verarbeiter des Gipsergeschäfts Mondi (Bazenheid) durch den Caparol-Anwendungstechniker Gerhard Hell und durch René Amstad erforderlich. Die Mitarbeiter wurden geschult und vor Ort betreut. „Die Flachverblender sind einfach zu verarbeiten. Sie wiegen nur rund fünf bis sechs Kilogramm pro Quadratmeter. Für die Handwerker war es jedoch gewöhnungsbedürftig, die verschiedenfarbigen Steine nach dem Zufallsprinzip aus einem großen Haufen zu entnehmen und anzubringen, aber das hat sich mit der Zeit eingespielt“, berichtet Roger Edelmann.
Auch Innen beeindruckt die Klinkeroptik
Die Meldorfer Flachverblender der Fassade wurden auch im Innenbereich als Gestaltungselement eingesetzt. Sie stehen im Kontrast zu dem farbenprächtigen Schiffscontainer aus Amerika, der als Raumteiler und Staufläche dient. Innen wurden die Klinker direkt auf den Stahlbeton geklebt, wodurch die Oberfläche auch bei Betrachtung aus nächster Nähe wie eine echte Klinkerwand aussieht und sich auch so anhört, wenn man dagegen klopft.
Chromstangen im Treppenhaus, PAR-Schweinwerfer und Traversen wecken Eindrücke an eine Theaterbühne oder ein Filmset. Kein Wunder, denn Architekt Roger Edelmann hat das KRAFTWERK in kreativer Zusammenarbeit mit der deutschstämmigen in Los Angeles lebenden Künstlerin Kim A. Tolmann entwickelt, einer sehr erfolgreichen Scenic Designerin (Bühnendesign). „Die Wirkungsarchitektur des KRAFTWERK arbeitet stark mit Mitteln des Scenic Design“, sagt Roger Edelmann.
Das eigenwillige Gebäude zieht Architekturinteressierte aus Nah und Fern, an und so wird auch die Klinkerfassade viel beachtet. René Amstad berichtet: „Das KRAFTWERK ist ein voller Erfolg für uns, es war das erste größere Objekt mit Meldorfer Flachverblendern in der Schweiz, doch seitdem konnten wir schon weitere Gebäude mit den Flachverblendern verkleiden.“