Umweltschutz groß geschrieben
Die Harburger Eisenbahn-Werkstätten sind ansehnliche aus Stahl und Stein gebaute Zeugnisse der Industriearchitektur aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Stahlkonstruktionen und Mauerwerk überstanden den Leerstand weitgehend unbeschadet, das mit Holz gedeckte Dach und die Oberlichter mussten erneuert beziehungsweise saniert werden. Zur Sicherung der denkmalgeschützten Bausubstanz galt die besondere Aufmerksamkeit den stählernen Tragwerken. Bei der Ausschreibung der Korrosionsschutz- und Anstricharbeiten erhielt die traditionsreiche, in Hamburg ansässige John Lewien Malereibetrieb GmbH den Zuschlag, die über die Grenzen der Hansestadt hinaus einen Namen hat und neben klassischen Malerarbeiten Wärmedämmung, Betoninstandhaltung und Korrosionsschutz ausführt. Mit einem Stamm von mehr als einhundert Mitarbeitern ist sie in der Lage, auch Großaufträge zu übernehmen
Die Regie auf der Baustelle Hamburg-Harburg wurde dem Objektleiter Dieter Voß übertragen. In den vom Leerstand gezeichneten Hallen galt es zunächst, alle Stahlteile weitgehend von Schmutz, Farbresten und Rost zu befreien, ohne die im Untergrund befindliche Mennige zu lösen. Um die Umgebung vor Staubemission zu schützen, wurden die Räume vor dem Sandstrahlen abgedichtet.
Nach Abschluss der aufwendigen Reinigungsprozedur war zu entscheiden, welcher Korrosionsschutz sich für die anstehende Aufgabe am besten eignete. Die Firma Lewien wollte in dieser Frage auf die Kompetenz der Hersteller nicht verzichten und wandte sich an Caparol-Experten Eckhart Wriedt, dessen Rat sie seit vielen Jahren zu schätzen weiß. Der von ihm empfohlene Capalac Dickschichtlack zeichnet sich durch hervorragende Haftung und hohe Deckkraft aus, kann in hoher Schichtdicke aufgetragen werden und verhält sich durch das Verwenden aromatenfreier Lösemittel gegenüber der Mennige neutral. Probeanstriche bestätigten seine Eignung. "Man muss sich darauf verlassen können, dass ein Produkt funktioniert", sagte Dieter Voß. Vor allem dann, wenn es um den Schutz von knapp 20.000 Quadratmetern Stahlkonstruktion geht. Das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit des Partners sei Ergebnis einer jahrzehntelangen erfolgreichen Zusammenarbeit.
Einsatz von Mensch und Technik
Das Aufbringen des Korrosionsschutzes auf die Stahlteile erforderte den konzertierten Einsatz von Mensch und Technik. Scherenbühnen halfen, mit den Airless-Geräten in die mehr als zwölf Meter hohen Dachregionen der Hallen vorzudringen. Der Werkstoff (Capalac Dickschichtlack) wurde in einem Arbeitsgang mit einer Nassschichtdicke von 300 µ aufgetragen, was nach dem Abtrocknen wie gefordert eine Schichtstärke von 120 µ ergibt.
Vom Betreiber des Baumarktes war als Farbton RAL 9010 vorgegeben. Davon abgewichen wurde mit einem "modischen" Grau nur bei der Farbgebung der Kranbahn, die als technisches Denkmal in luftiger Höhe an die einstmalige Bestimmung der Hallen erinnert. Nach Entfernen der Dachhaut einschließlich Verglasung der Oberlichter und der sich anschließenden Säuberungsaktion erhielten auch die darunter verborgenen Konstruktionsteile einen Schutzanstrich, so dass sich am Ende der Materialverbrauch auf nahezu 13 Tonnen Dickschichtlack summierte. Eckhart Wriedt sorgte im ständigen Kontakt mit der Malereinkaufsgenossenschaft (MEGA) Hamburg dafür, dass der Dickschichtlack mit der erforderlichen "Fließgeschwindigkeit" zum richtigen Zeitpunkt an die richtige Stelle gelangte. Bei einem Auftrag dieser Größenordnung und mit einem straffen Terminplan, unterstrich Dieter Voß, sei ein leistungsfähiger Hersteller und Lieferant an der Seite unverzichtbar. Er fand lobende Worte für die Zusammenarbeit mit Caparol und unterstrich, dass es ihm immer wieder Spaß mache, in gemeinsamer Arbeit einem Stück alten Hamburgs Gesicht zurückzugeben.
Ein Bauwerk mit Tradition
Das Ausbesserungswerk in der Harburger Schlachthofstraße hat eine lange Geschichte, an deren Beginn die Eröffnung einer Werkstatt durch die Köln-Mindener-Eisenbahn-Gesellschaft im Jahre 1872 steht, die ihr Streckennetz über Bremen hinaus bis nach Harburg erweitert hatte. Ihr folgte eine Werkstatt der Hannoversche Eisenbahngesellschaft, welche die Strecke von Lehrte nach Harburg betrieb. Dritter im Bunde war der Betreiber der Linie von Cuxhaven nach Harburg mit der Errichtung der sogenannten Unterelbe-Werkstatt. Weil die Werkstätten mit ihren beschränkten Kapazitäten den Anforderungen des stürmisch zunehmenden Schienverkehrs nicht mehr gewachsen waren, ging im Juni 1885 unter dem Dach der Königlichen Werkstatt-Inspektion Harburg eine gemeinsame Hauptwerkstatt in Betrieb.
Wolfram Strehlau, Caparol