Wie eine Insel in einem Meer aus Mauerwerk und Klinker steht sie da, die frisch sanierte "Wohnanlage Pfalzdorf" der gemeinnützigen Wohnbau eG Goch. In 13 Doppelhäusern am Ostring, in der Louisendorfer und der Pfalzdorfer Straße finden heute 26 Familien ein Zuhause, das diese Bezeichnung auch verdient. 1954 wurden die Baukörper in zweckdienlicher Schlichtheit errichtet; bis 2000 dienten sie Bediensteten der Royal Airforce als Quartier.
Auf gute Nachbarschaft
2001 übernahm die gemeinnützige Wohnbau eG Goch die ehemaligen Soldatenunterkünfte vom Bundesliegenschaftsamt. Da es um den Heizenergiebedarf wie auch um das Fassadenbild der Immobilien nicht zum Besten stand, waren energetische und optische Modernisierungsmaßnahmen vorzusehen. Den Auftrag zur Planung, Ausschreibung, Vergabe und Bauleitung erteilte die Wohnbau eG der ortsansässigen Architektengemeinschaft Prieske-Becker. Im März 2006 wurde mit den Fassadenbauarbeiten begonnen, schon im August 2007 erstrahlten die energiesparend gedämmten und frisch verputzten Wohnhäuser wie neu.
"Die Nachfrage nach gepflegtem und zugleich bezahlbarem Wohnraum übersteigt das Angebot, weshalb wir unseren Bestand durch Zukäufe erweitern", erläutert Manfred Tielkes, geschäftsführender Vorstand der gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft von 1899. Wie preiswert in Goch zu mieten ist, zeigt folgendes Beispiel vom Oktober 2007: Gerade einmal 590 EUR pro Monat beträgt die Nettokaltmiete für eine frisch sanierte Doppelhaushälfte mit 5 Zimmern und 105 m² Wohnfläche; ein eigener Garten ist immer mit dabei. Hinzu kommen 130 EUR Nebenkosten (zuzüglich Heizgeld) sowie 35 EUR pro Garage bzw. Stellplatz. Dafür wohnt man in einem gut gedämmten, attraktiv gestylten Haus am Stadtrand im Grünen.
Andere Töne wagen
Typisch für das Bauen und Wohnen am Niederrhein sind eigentlich geklinkerte Fassaden. Die Häuser in Goch und Umgebung erscheinen daher überwiegend dunkelrot bis bräunlich, wirken zumeist ordentlich gemauert und gepflegt. Angesichts dieses recht traditionellen Baustils war es für Wohnbau-Vorstand Manfred Tielkes eine überaus reizvolle Aufgabe, die Bestandsgebäude energetisch auf den neusten Stand der Bautechnik zu bringen und bei dieser Gelegenheit einige mutige Farbakzente zu setzen.
Augenfällig wirken
Keine Frage, dass ein minimierter Heizenergiebedarf ein Haus noch lange nicht zu einem wohnlichen Zuhause macht. Die energetische Instandsetzung der Dächer und Fassaden sollte deshalb auch optisch zu einem beachtlichen Ergebnis führen. "Uns schwebte eine Gestaltung vor, die einen Brückenschlag zwischen regionaler Bautradition und gestalterischer Moderne wagt", erläutert Architekt Dipl.-Ing. Theo L. Becker, der als Sachverständiger für den Schall- und Wärmeschutz staatlich anerkannt ist. Bei der Entwurfsplanung kam Becker der Wunsch der Wohnbau eG Goch entgegen, mit den wirtschaftlich einzusetzenden Mitteln ein Vorzeigeobjekt sehenswerter Wohnraumbewirtschaftung zu schaffen. "Langweiliges Einerlei gibt es fürwahr genug. Die allermeisten Häuser stehen hübsch in Reih und Glied und sind entweder weiß verputzt oder rot geklinkert. Als ob es nicht auch andere Farben und Fassadenbausysteme gäbe, mit denen man aus älteren Bestandsgebäuden etwas Vorzeigbares machen kann", bezieht Manfred Tielkes Position. Wofür sich der Chef der Wohnungsgenossenschaft begeistern kann, sind Pastellfarben, die verputzten Häusern eine eigenständige Ausstrahlung verleihen.
Das ist nicht allein auf persönliche Farbvorlieben zurückzuführen, sondern entspringt zu einem guten Teil auch kaufmännischen Erwägungen: "Wenn es uns gelingt, durch eine eigenständige Fassadengestaltung die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erregen, indem wir etablierte Sichtweisen um neue Perspektiven bereichern, werden wir als Vermieter auch überregional für anspruchsvolle Umzugswillige interessant", erläutert Tielkes sein Kalkül.
Eigenheiten betonen
In jedem Fall wollte sich der Bauherr schon vor Beginn der Baumaßnahme davon überzeugen, wie die Häuser nach Abschluss der Modernisierungen aussehen würden. "Unsere Aufgabe bestand darin, für 13 Doppelhäuser der Wohnanlage Pfalzdorf ein Fassadendämm- und Gestaltungskonzept vorzulegen, das sich vom monotonen Umfeld augenfällig positiv abhebt, ohne dabei den architekturbestimmenden Charakter einer Siedlung aufzugeben", umreißt Architekt Theo L. Becker die Herausforderung. Der Siedlungscharakter sollte schon aus Rücksicht auf den örtlichen Bebauungsplan erhalten bleiben; nichtsdestotrotz wollten Architekt und Bauherr jedem Haus ein eigenes Gepräge geben. Hierbei kam Farbe als identitätsstiftendes Moment ins Spiel. Putze in Pastelltönen sollten ein Gefühl von Individualität und Zugehörigkeit vermitteln, wo die schlichten Baukörper zu uniform gehalten waren, um Orientierung durch Differenzierung im Ensemble zu gewähren. Mit dieser Prämisse übertrug das Architekturbüro dem FarbDesignStudio von Caparol den Auftrag zur Entwicklung eines stimmigen Farbkonzepts und ließ sich von den professionellen Farbdesignern mehrere computergestützte Entwurfsdarstellungen ausarbeiten.
Lebensfreude vermitteln
Fröhlich sollten die neuen Putzfarben stimmen und Lebensfreude vermitteln, ohne dabei auch nur ansatzweise kitschig zu wirken. "Um sich von den typisch norddeutschen Backsteinbauten abzuheben, waren Ideen gefragt, die die Mieter selbst wie auch die Nachbarn ringsum als Bereicherung empfinden würden", sagt Dipl.-Ing. Architektin Kirstin Bachmann vom Caparol FarbDesignStudio in Ober-Ramstadt: "Aus unseren Vorschlägen zur Fassadengestaltung wählte der Bauherr zielsicher den gewagtesten." Auch Caparol-Fachberater Herbert Derks zollt der entscheidungsfreudigen Wohnungsgenossenschaft Respekt: "Es gehört schon eine anständige Portion Mut dazu, ein betont auffälliges Farbgebungskonzept zu wählen und an der einmal getroffenen Entscheidung beharrlich festzuhalten."
Vielfalt in Pastell
Die Fassadengestaltung wurde für jedes der 13 Gebäude spezifisch festgelegt. Das Spektrum reicht von blau-grün bis gelb-rot. Aus der Caparol 3D-Farbtonkarte wurden folgende Nuancen gewählt:
Haus Farbton
Pfalzdorfer Str. 84 - 86 3D Onyx 140
Louisendorfer Str. 2 - 4 3D Melisse 50
Louisendorfer Str. 6 - 8 3D Curry 75
Louisendorfer Str. 10 - 12 3D Ginster 15
Louisendorfer Str. 14 - 16 3D Curry 85
Louisendorfer Str. 18 - 20 3D Palazzo 25
Louisendorfer Str. 22 - 24 3D Marill 115
Ostring 21 - 23 3D Saphir 25
Ostring 17 - 19 3D Saphir 25
Ostring 13 - 15 3D Saphir 25
Ostring 9 - 11 3D Saphir 25
Ostring 5 - 7 3D Saphir 25
Ostring 1 - 3 3D Saphir 25
Die Sockel wurden bei den Häusern der Louisendorfer und der Pfalzdorfer Straße einheitlich im Farbton 3D Ferro 30 gehalten; am Ostring kam der Ton 3D Venato 25 zum Einsatz. Für die außen sichtbaren Metallelemente wie Geländer, Fallrohre und Dachrinnen wurde eine Beschichtung im Ton 3D Rubin 5 vorgeschlagen; als Alternative kam ein Graualuminium-Look gemäß RAL 9007 (Eisenglimmer) in Betracht.
Wärmer mit WDVS
Unzeitgemäß und dringend verbesserungsbedürftig war von vornherein der Schutz der betagten Gebäudehülle vor Kälte, Sommerhitze, Schlagregen und Schall. "Wir haben im Auftrag der Wohnbau eG Goch die Fassadensanierung ausgeschrieben. Unter den eingereichten Angeboten hat sich der Kunde auf unsere Empfehlung hin für ein Capatect-Wärmedämm-Verbundsystem entschieden, weil über die objektive Produktqualität hinaus bei diesem Anbieter auch das Preis-Leistungs-Verhältnis, der Service und die fachkundige Beratung durch die Mitarbeiter im Außendienst stimmen", resümiert Architekt Theo L. Becker. "In bauphysikalischer wie auch in energetischer Hinsicht konnte das favorisierte WDVS ein kleines Wunder bewirken", ergänzt Caparol-Verkaufsberater Thomas Dresemann, der das umfangreiche Projekt gemeinsam mit seinem Außendienstkollegen Herbert Derks betreute.
Das Auftragsvolumen umfasste insgesamt 4.500 m² Fassadenfläche, die mit speziellen Polystyrol-Dämmplatten gegen Heizwärmeverluste auf den neusten Stand der Bautechnik zu bringen waren. On top sollten die 13 zweigeschossigen Doppelhäuser einen attraktiven Wärmedämmputz in mediterranen Pastelltönen erhalten. Nachdem die vormals uni gehaltenen Außenwände vorbereitet und grundiert worden waren, konnte die zusätzliche Dämmung direkt auf den präparierten Altputz aufgebracht werden. Haftzugprüfungen hatten zuvor ergeben, dass der aus den 1950er Jahren stammende Erstputz großteils noch belastbar war. Aufwändiges Abklopfen mit den bekannten unangenehmen Begleiterscheinungen wie Baulärm, Staub und Schmutz konnte daher entfallen. Das montierte Capatect-WDVS von Caparol basiert auf einer 12 cm dicken Polystyrol-Dämmplatte, die als Putzträger fungiert und wegen ihrer grau-weißen Sprenkelung auch Dalmatinerplatte genannt wird. Ihr besonderer Vorteil liegt darin, dass sie sich vom Verarbeiter auch bei strahlendem Sonnenschein weitgehend blendfrei montieren und beschichten lässt. "Eine Wohltat für die Augen", bestätigt Malermeister Klaus Schmidthausen, der schon etliche Fassaden mit der Dalmatinerplatte von Caparol auf Vordermann gebracht hat.
Dass die Farbwahl gelungen ist, kann Mieterin Anneli Kleve nur bestätigen: "Ich find's herrlich", freut sich die Bildhauerin, die sich mit der Kunstmalerin Hilde Juriens ein Haus mit Atelier und angebautem Wintergarten teilt: "Wir sind hier sehr glücklich, zumal wir in unserem Garten genau das richtige Licht zum Malen und Modellieren finden. Das kühle Grün der Fassade trifft unser beider Geschmack. Es gibt eigentlich keinen anderen Ort, an dem wir lieber wohnen würden." Farbe ist ein Stück Lebensqualität. Das hat sich in Goch eindrucksvoll gezeigt.
Achim Zielke