Chinas Unternehmen haben erkannt, dass sich ein Wettbewerbsvorteil, der nur auf geringen Kosten, niedrigen Preisen und großen Mengen beruht, in einer globalisierten Wirtschaft nicht lange verteidigen lässt. Sie setzen deshalb konsequent auf Innovation und Marken. Dazu kommt die Suche nach neuen Absatzmärkten für die Massen von Waren, die das Milliardenvolk täglich produziert. Schließlich wirken bei Chinas Globalisierung auch starke mentale Kräfte. Die stolzen Chinesen wollen nicht mehr nur die Fabrik der Welt sein, sondern international wett bewerbsfähige Weltkonzerne schaff en, die den westlichen Konkurrenten das Wasser reichen können.
Für Peking sind die Globalisierung chinesischer Unternehmen und die ausländischen Direktinvestitionen im Lande zwei Seiten derselben Medaille. Politik der Öffnung heißt nicht nur die Öffnung der inländischen Märkte für das Ausland, sondern auch die Erschließung der ausländischen Märkte durch China.
Beide Strategien sind komplementär, sie ergänzen und fördern sich gegenseitig.
Der Unterschied besteht darin, dass Going Out zunehmend wichtiger wird. In der frühen Phase der chinesischen Öffnung, die durch einen eklatanten Mangel an Technologie und Kapital im Inland gekennzeichnet war, spielten die ausländischen Direktinvestitionen eine dominante Rolle. In der aktuellen Phase der Öffnung kommt es darauf an, für das Erreichte die globalen Ressourcen und Märkte zu erschließen und zu sichern.
Das bedeutet, dass sich die Welt auf eine lang anhaltende Wirtschaftsoffensive
aus dem Reich der Mitte einstellen muss. Sie zielt größtenteils auf Afrika und
Europa, wo Deutschland klar im Mittelpunkt steht. Afrika liefert die Rohstoff e,
Europa das Wissen, die Marken und die Absatzmärkte. Wenn die chinesischen
Devisenreserven in den kommenden Jahren tatsächlich auf drei bis vier Billionen
US-Dollar anwachsen, wie Ökonomen schätzten, dann kommt auf die deutsche Wirtschaft eine gewaltige Investitionswelle aus dem Reich der Mitte zu.
Der Eintritt der chinesischen Champions in den globalen Markt wird ähnliche
Veränderungen der Marktkräfte bewirken wie das Auftauchen japanischer und koreanischer Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten. Nur dürfte der Effekt wegen der Größe und Dynamik der chinesischen Volkswirtschaft und der Ambitioniertheit der Chinesen wesentlich stärker sein. Die Wettbewerbskräfte werden sich in einem bisher nicht gekannten Ausmaß verschieben.
Unternehmen, die bislang klar definierte und voneinander getrennte Märkte bedienten, treten plötzlich in einen direkten globalen Wettbewerb. Jahrzehntelang gewachsene Strukturen werden innerhalb kurzer Zeit gesprengt, es entstehen neue Märkte, Produkte und Konkurrenten. Die Welle der westlichen Investitionen in China rollt verstärkt zu uns zurück – die Frage ist nur, ob sie uns über den Kopf schlägt.
Deutsche Unternehmen müssen auf diese Welle vorbereitet sein, um angemessen
reagieren zu können. Sie müssen die neuen Herausforderer frühzeitig auf ihren Radarschirm holen, deren Ziele und Strategien analysieren und angemessene
Gegenmaßnahmen entwickeln. Das können Angriff e im Heimatmarkt der Herausforderer ebenso sein wie strategische Kooperationen. Es kommt jetzt darauf an, die in langen Jahren aufgebauten und heute profitablen Marktanteile zu verteidigen und gleichzeitig neue, zukunftsträchtige Märkte zu erobern.
Die chinesische Offensive erfordert maßgeschneiderte Reaktionen. Dafür sind zuverlässige Informationen unabdingbar. Wer sind die Angreifer, und wo greifen sie an? Welche Strategien verfolgen sie, was sind ihre Stärken und Schwächen? Es geht im globalen Wettbewerb jetzt um Competitive Intelligence und Wettbewerbsstrategie.
INHALT:
Vorwort
1. Zou Chu Qu – Schwärmt aus!
2. Regionen und Branchen: Ziele chinesischer Investitionen
3. Strategien chinesischer Unternehmen
4. Chinesische Outbound-M&A
5. Wer sind die neuen Champions? 50 Unternehmensportraits
6. Chinas neue Markenoffensive
7. Welche europäischen Branchen sind wie betroffen?
8. Die Aufgabe: Competitive Intelligence und Wettbewerbsstrategie
Bibliographie
BUCHDATEN:
Hans Joachim Fuchs
Die China AG
424 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
Preis 34,90 Euro
ISBN 978-3-89879-347-6
München 2007, FinanzBuch Verlag