„’Keiner darf verloren gehen!’ ist nach wie vor Richtlinie unserer Arbeit: In den vergangenen Jahrzehnten haben wir im CJD Millionen junge Menschen gefördert und in schwierigen Lebenssituationen begleitet“, sagte Hartmut Hühnerbein, Sprecher des CJD Vorstands, in seiner Rede. Seit der Gründung des ersten Jugenddorfes im Jahre 1947 habe das CJD immer neue Angebote entwickelt: Mit 8000 Mitarbeitenden an 150 Standorten gehört das CJD heute zu den größten freien Trägern für Bildung, Jugend und soziale Arbeit in Deutschland.
Verstärkte Förderung von Jugendlichen ohne Schulabschluss und Ausbildung
Besonders wichtig ist dem CJD die Unterstützung junger Menschen beim Übergang in die Berufswelt. So wurde hier schon frühzeitig ein Konzept für das Berufsvorbereitungsjahr entwickelt, das seit 1967 zum bundesweiten Bildungsstandard gehört.
Momentan arbeitet das Bildungsunternehmen verstärkt in der Förderung von Jugendlichen ohne Schulabschluss oder Ausbildung: „Mehr als 80.000 junge Menschen schaffen in Deutschland keinen Schulabschluss, 60.000 beginnen keine Ausbildung und 20.000 sind praktisch Analphabeten“, sagte Hühnerbein. Diese Jugendlichen hätten kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt, ihnen drohe dazu soziale Ausgrenzung. Das CJD unterstütze daher den Aufruf der Bundesbildungsministerin, Annette Schavan, die Zahl der Schulabbrecher zu halbieren.
CJD gründet bundesweit Produktionsschulen für frühzeitige Förderung
Dafür müssten alternative Förderformen entwickelt werden, die frühzeitiger und individueller als bisher ansetzen. Gute Erfahrungen hat das CJD zum Beispiel mit dem Modell der „dänischen Produktionsschule“: Theoretische und praktische Lerninhalte werden hier eng mit der Tätigkeit auf dem realen Arbeits- und Dienstleistungsmarkt verzahnt. Die Jugendlichen gewinnen an Selbstvertrauen durch die unmittelbare Anerkennung ihrer Leistungen und sind motivierter, ihren Schulabschluss nachzuholen.
Im CJD gibt es bundesweit sieben Produktionsschulen, die sich weitgehend am dänischen Modell orientieren, zwei weitere sind in der Vorbereitung. 2001 wurde als erste die „Produktionsschule Müritz“ im CJD Waren (Mecklenburg-Vorpommern) gegründet. Der Direktor, Holger Kiehn, berichtete den Abgeordneten, dass 90 Prozent der Produktionsschülerinnen und –schüler inzwischen eine Ausbildung begonnen haben. Ähnlich gute Erfahrungen gebe es auch bei anderen Trägern von Produktionsschulen.
CJD plädiert für Modellvorhaben zwischen Bund und Ländern
„Dennoch ist der Ausbau von Produktionsschulen zuweilen ein steiniger Weg“, sagte Hartmut Hühnerbein und warb um politische Unterstützung: Es fehle an der Abstimmung zwischen Arbeits-, Sozial- und Kultusministerien der Länder.
„Das CJD setzt sich gemeinsam mit anderen Trägern für einen massiven Ausbau der Produktionsschulen und für einheitliche Förderrichtlinien ein – denkbar wäre ein Modellvorhaben zwischen dem Bund und den Ländern“, sagte Hühnerbein. Dies wäre für zehntausende Jugendliche ohne Schulabschluss eine zweite Chance, den Sprung ins Berufsleben zu schaffen.