Darum geht’s: Michael lebt sein Leben, bis ihn ein Anruf seiner Ex-Frau aus dem Gleichgewicht bringt. Die aufwühlende Nachricht: Ihr gemeinsamer Sohn Benny werde vermisst. Sofort begibt sich Michael auf die Suche nach seinem Kind. Doch dies erweist sich als schwieriges Unterfangen, denn Michael leidet unter Schizophrenie – niemand glaubt ihm, dass sein Sohn überhaupt existiert. Auch das Publikum sieht sich alsbald mit der Frage konfrontiert, ob sich Michael lediglich alles einbildet oder ob er am Ende doch wieder mit Benny zusammenfindet.
Das filmische Œuvre des großen Terry Gilliam („12 Monkeys“, „Fear and Loathing in Las Vegas“) schreit es geradezu hinaus: Wahrnehmung ist eine sonderbare Sache! Insbesondere im Medium Film lässt sich vortrefflich mit der Wahrnehmung (von Figuren und Publikum) spielen. Klassiker des Psychothriller-Genres wie David Finchers „Fight Club“ und Martin Scorseses „Shutter Island“ oder Kinohits wie Todd Phillips‘ „Joker“ stellen Männer mit psychischen Problemen in den Mittelpunkt, denen der Bezug zur Realität entgleitet oder bereits entglitten ist. Für das Genre also kein ungewöhnliches Thema, das nun auch Vanessa Grgić (Autorin, Regisseurin und Produzentin) und Laura Meier (Kamerafrau und Produzentin) in ihrem Uni-Abschlussfilm „Beyond Reach“ (auf Deutsch: „unerreichbar“) aufgreifen. Und doch gelingt es ihnen auf beeindruckende Art und Weise trotz beschränkter finanzieller Mittel dem Motiv des wahrnehmungsgestörten Protagonisten und damit unzuverlässigen Erzählers neue Facetten abzugewinnen.