Darum geht’s: Ein Vagabund (Chaplin in einer seiner ikonischsten Rollen) findet ein schreiendes Baby, um das sich niemand kümmert. Erst ratlos, nimmt er es dann bei sich auf und sorgt sich um sein Wohlergehen. Später hilft der heranwachsende Junge seinem Ziehvater beim Geldverdienen. Er wirft Fensterscheiben ein, die der Vater dann als Glaser repariert. Doch eines Tages erscheint die leibliche Mutter des Kindes und holt es sich zurück. Der alleingelassene Tramp träumt vom Himmel, wo er von einem Polizisten erschossen wird. Als er erwacht, wartet der Wagen der Frau auf ihn, die nicht möchte, dass das Kind ohne Vater aufwächst. Gibt es eine schönere Filmgeschichte? Kaum!
Der Schwarz-Weiß-Film von und mit Charlie Chaplin feierte im Jahr 1921 seine Premiere. Auch nach über 100 Jahren hat das so humorvolle wie anrührende Großstadt-Märchen, das in Deutschland auch unter dem Namen „Der Vagabund und das Kind“ bekannt ist, nichts von seiner Faszination verloren. Im Gegenteil: Die gnadenlos komischen Slapstick-Momente von Chaplin sowie die emotionale Geschichte zwischen Vater- und Ziehsohn sorgen auch ein ganzes Jahrhundert später immer noch für leuchtende Augen beim Publikum. „The Kid“ markierte Chaplins erste Regie bei einem Langfilm. Zudem avancierte der Streifen zu einem wahren Kassenschlager. Retrospektiv betrachtet, etablierte Chaplin mit „The Kid“ eines der fortwährenden Markenzeichen seines filmischen Schaffens: die kongeniale Verschmelzung von Komödie und Sozialdrama.