Bereits im Jahr 2011 wurde im Klinikum Christophsbad durch die Klinik für Radiologie und Neuroradiologie die sog. Thrombektomie, das ist die mechanische Entfernung von Blutgerinnseln aus Blutgefäßen mittels eines Katheters, die das Gehirn versorgen, beim Schlaganfall eingeführt. Dieses Verfahren ist inzwischen als Standardbehandlung bei großen Gefäßverschlüssen etabliert. Um eine höchst mögliche Qualität zu gewährleisten, wurden sämtliche interventionellen Maßnahmen bei der Qualitätssicherung der Deutschen Gesellschaft für interventionelle Radiologie (DeGIR) und der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR) registriert und somit von extern überwacht. Durch die zunehmenden Behandlungszahlen und die Einbindung ins Neurovaskuläre Netzwerk Ost-Württemberg hat sich das Klinikum Christophsbad zu einem wichtigen Zentrum bei der Schlaganfall-Behandlung in der Region herausgebildet. Die Anerkennung als Ausbildungszentrum ist eine wichtige Voraussetzung, um zukünftige Ärztinnen und Ärzte bei diesen wichtigen Verfahren nach höchsten Standards ausbilden zu können. Die Ausbildung für Thrombektomie wird deutschlandweit nur an 68 Kliniken angeboten. Das Klinikum Christophsbad gehört nun auch dazu.
In der Region zwischen Stuttgart und Ulm wird die Thrombektomie nur am Klinikum Christophsbad in Göppingen durchgeführt. Der Einsatz der Thrombektomien verbesserte die Chancen der schwer betroffenen Schlaganfallpatienten deutlich. „Mittlerweile behandeln wir in der Neurologie und Neuroradiologie des Klinikums Christophsbad rund 900 Schlaganfallpatienten pro Jahr und davon ca. 60-70 mit dieser neuen Methode. Zunehmend werden auch Patienten aus anderen Landkreisen zur Durchführung der Thrombektomie zu uns überwiesen“, so Prof. Dr. med. Bernd Tomandl, Thrombektomieexperte und Chefarzt der Neuroradiologie am Klinikum Christophsbad. „Trotz Coronakrise ist die Versorgung der Schlaganfallpatienten rund um die Uhr von einem großen interdisziplinären Team aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten sichergestellt“, so Prof. Dr. med. Norbert Sommer, Chefarzt der Neurologischen Klinik im Klinikum Christophsbad.
Weitere Infos zur Interventionen beim Schlaganfall:
In den letzten Jahrzehnten hat die Diagnostik und Therapie des Schlaganfalls eine enorme Entwicklung genommen. Vor 27 Jahren galt der Schlaganfall noch als eine schicksalhaft verlaufende Erkrankung. Heute wurde durch die intravenöse Lysetherapie und multidisziplinäre Behandlung auf einer spezialisierten Stroke Unit (Schlaganfallstationen) und zuletzt durch die positiven Thrombektomiestudien die Therapie revolutioniert. Durch große Fortschritte in der neuroradiologischen Therapie und in der Neurochirurgie gelingt es heute auch Patienten mit komplexen neurovaskulären Erkrankungen in vielen Fällen zu helfen.
„Die meisten der rund 270.000 jährlich auftretenden Schlaganfälle in Deutschland werden durch ein Blutgerinnsel verursacht – auch Thrombus genannt – welches ein Blutgefäß im Gehirn verschließt“, erklärt Prof. Dr. med. Norbert Sommer. Man spricht dann von einem ischämischen Schlaganfall (Ischämie – aus dem griechischen für „Blutlosigkeit“). Die Folge ist, dass Teile des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden und damit auch Sauerstoff, Zucker und andere Nährstoffe nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen. Patienten mit großen Gefäßverschlüssen konnten bis vor einigen Jahren nur mit der medikamentösen Lyse (per Injektion in die Vene) behandelt werden, was nur selten zur Wiedereröffnung der Arterien geführt hat. Mit der Thrombektomie (über einen Katheter durch die Leiste ins Gehirn) gelingt dies in 85 Prozent der Fälle, so dass jetzt gerade den schwer betroffenen Patienten oft geholfen werden kann.